Die Öl-Raffinerie Heide hat sich für die Nutzung von grünem Wasserstoff entschieden. Jedoch wurde das Elektrolyse-Anlagenprojekt „Westküste 100“ drei Jahre nach Projektbeginn vorzeitig abgebrochen. Die Raffinerie Heide, Ørsted Deutschland und Hynamics Deutschland haben bekannt gegeben, dass sie keinen Elektrolyseur bauen werden. Vor mehr als drei Jahren haben sie sich als „H2 Westküste GmbH“ zusammengeschlossen, um auf dem Gelände des Industriebetriebs in Hemmingstedt grünen Wasserstoff zu produzieren. Der Hauptgrund für die Entscheidung gegen die 30-Megawatt-Anlage sind die hohen Baukosten, so die Unternehmen in einer Pressemitteilung (NDR: 17.11.23).
Grüne Wasserstoffanlage in Heide vorzeitig gestoppt – wirtschaftliche Rentabilität trotz Millionen-Förderung nicht gegeben
Das Projekt wurde seit 2020 vom Bundeswirtschaftsministerium im Rahmen des Programms „Reallabore der Energiewende“ mit 36 Millionen Euro gefördert. Etwa eine Million Euro wurde davon ausgegeben, so eine Sprecherin der H2 Westküste GmbH. Die Landesregierung unterstützte das Projekt als Teil ihrer Wasserstoff-Strategie. Trotz der Fördermittel ist die wirtschaftliche Rentabilität der Anlage zur grünen Wasserstoffproduktion in industriellem Maßstab nicht gegeben, so das Investoren-Konsortium.
Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) betonte, dass das „große Elektrolyseur-Projekt“ namens „Hyscale 100“ weiterhin laufe und von der Landesregierung unterstützt werde. Hyscale 100 ist mehr als dreimal größer als Westküste 100 und befindet sich noch in der Planungsphase.
Der Geschäftsführer der Raffinerie Heide, Roland Kühl, möchte die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt nutzen. Das Ziel ist die Dekarbonisierung der Raffinerie und die Förderung der grünen Wasserstoffwirtschaft an der Westküste.
Grüner Wasserstoff: Projekt in Heide gescheitert
Ørsted, ein Offshore-Wind-Unternehmen aus Dänemark, plante ebenfalls, sich an der Anlage in Heide zu beteiligen. Deutschland-Geschäftsführer Jörg Kubitza betonte jedoch, dass solche Projekte von ihrer Wirtschaftlichkeit abhängen, die in diesem Fall nicht gegeben sei. Die Kosten müssten stimmen, und es müsse ein Markt geschaffen werden, was in diesem Fall nicht der Fall sei. Hynamics Deutschland, eine Tochtergesellschaft von Electricite De France, war der dritte Partner im Konsortium.
Die Stadtwerke Heide planten, sich als regionaler Energieversorger bei Westküste 100 zu beteiligen. Ihr Fokus lag auf dem Unterprojekt „Grüner Heizen“, bei dem grüner Wasserstoff dem Erdgas beigemischt werden sollte. Dieses Projekt wurde nun ebenfalls aufgrund des Abbruchs der Elektrolyse-Anlage eingestellt.
Andreas Hein, Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Heide, zeigte sich enttäuscht und kritisierte die fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen für solche Projekte und dass man beim Thema grüner Wasserstoff kaum weitergekommen sei als vor drei Jahren.
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