Nachdem in Frankreich mehr als die Hälfte aller Atomreaktoren aufgrund von technischen Defekten und Wartungsarbeiten von Netz getrennt wurden, wurde jetzt auch der zweite Block des tschechischen Atomkraftwerks Dukovany außerplanmäßig aufgrund einer technischen Störung heruntergefahren (IWR: 17.10.22). Ein Messsystem soll ungewöhnliche Werte gezeigt haben. Nach ersten Aussagen der Werksleitung soll die Dichtung des Hauptventils defekt sein. Zu einem Austritt von radioaktiver Strahlung sei es dabei aber nicht gekommen. Laut AKW-Direktor Roman Havlin könnten die Reparaturarbeiten mehrere Wochen dauern. So lange muss das Atomkraftwerk abgeschaltet bleiben. Der Ausfall des tschechischen Reaktors verschärft die sowieso bereits angespannte Stromversorgung in Europa, insbesondere vor dem gerade vor der Tür stehenden Winter, noch weiter.
Block 2 des Atomkraftwerks Dukovany aus Sicherheitsgründen abgeschaltet
Das Atomkraftwerk Dukovany mit einer Gesamtleistung von 2.000 MW besteht aus den Blöcken 1 – 4 mit einer Leistung von jeweils 500 MW, die in den Jahren 1985 bis 1987 in Betrieb genommen wurden. Mit der Abschaltung des Block 2, sind von den vier Reaktoren im AKW Dukovany nur noch Block 1 und Block 4 in Betrieb. Block 3 ist gerade aufgrund eines planmäßigen Wechsels von Brennstäben außer Betrieb. Bock 2 wurde am Wochenende aus Sicherheitsgründen heruntergefahren. Direktor Havlín hat bei der Bekanntgabe betont, dass Sicherheit immer oberste Priorität habe. „Wir möchten den Block nicht betreiben, wenn wir nicht sicher sind, dass er richtig funktioniert. Wir haben mit der Kühlung der Einheit begonnen, um die Ausrüstung zu reparieren“, sagte er gegenüber der Presse.
Österreichische Grüne fordern Stilllegung des Atomkraftwerks
Die österreichischen Grünen wiederholten nach der Bekanntgabe des Zwischenfalls ihre Forderung nach einer Stilllegung der tschechischen Atomkraftwerke. Martin Litschauer, der Anti-Atom-Sprecher der österreichischen Regierungspartei, verwies darauf, dass der aus dem Jahr 1986 stammende Reaktorblock ursprünglich nur für einen Betrieb von 30 Jahren ausgelegt gewesen sei.
Österreich wehrt sich gegen die Entscheidung der EU-Kommission, Gas und Atomkraft in ihrer Taxonomie für nachhaltig zu erklären. Das Land hat Klage beim EuGH eingereicht.
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