Japan hat beschlossen, die Nutzung von Kernenergie trotz des Reaktorunfalls in Fukushima wieder aufzunehmen. Damit will das Land seine Energiepolitik neu gestalten, um dem akuten Strommangel entgegenzuwirken. Diesen Wandel in der Kernenergiepolitik hat Premierminister Fumio Kishida im August angekündigt und ist auf immer mehr Zustimmung zur Nutzung der Kernenergie nicht zuletzt wegen steigender Stromrechnungen zurückzuführen (FT: 23.12.22).
Japan setzt trotz Fukushima wieder auf Atomkraftwerke
Gemäß einer neuen Politik, die von einer Regierungsberatungsgruppe vorgestellt wurde, sollte Japan die „maximale Nutzung bestehender Kernreaktoren“ beschleunigen, indem es von einem nach der Fukushima-Katastrophe vorgegebenen Plan zum Ausstieg aus der Kernenergienutzung zurücktritt.
Laufzeit alter Reaktoren auf 60 Jahre verlängert
Das Land will auch die Lebensdauer von Kernreaktoren über 60 Jahre hinaus verlängern und moderne Reaktoren entwickeln. Moderne Small Modular Reactors (SMR) sollen die alten Reaktoren, die dann stillgelegt werden, nach und nach ersetzen.
Japan bezog vor der Fukushima-Katastrophe etwa ein Drittel seiner Energie aus 54 Kernreaktoren. Jetzt sind nur noch neun in Betrieb, was die Energieversorger dazu zwingt, zusätzlich Kohle, Erdgas und Erdöl zu verbrennen, obwohl das Land sich verpflichtet hat, bis 2050 eine Netto-Null-Emission von Kohlenstoffdioxid zu erreichen. Die Regierung plant nun, in den kommenden zehn Jahren mit der Privatwirtschaft mehr als 1,1 Billionen Yen (etwa 10,1 Milliarden Euro) zu investieren, um dieses Ziel zu erreichen. Durch den Verkauf einer neuen Art von Anleihe will Japans Regierung private Investoren für den Ausbau der Kernenergie anziehen.
Die Finanzierung der Rückzahlungen dieser Anleihen sollen durch eine Abgabe auf Treibhausgasemissionen erfolgen. Experten sind jedoch der Ansicht, dass es in Japan noch eine Reihe von Hürden gibt, um die Kernenergie wiederzubeleben. Stromversorgungsunternehmen haben wenig Anreize, Kernreaktoren der neusten Generation zu bauen, denn diese erfordern Investitionen von etwa 1 Billion Yen (etwa 9,1 Milliarden Euro).
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