Topmanager warnt: Deindustrialisierung und politische Versäumnisse bedrohen die Wirtschaft

Die Stimmung unter deutschen Geschäftsleuten ist derzeit äußerst schlecht. Franz Herrlein, ein ehemaliger Topmanager, warnt davor, dass Unternehmen allmählich das Land verlassen könnten. Er appelliert an die Wirtschaftselite Deutschlands, die politischen Entscheidungen der Bundesregierung, die den Wohlstand gefährden, deutlich stärker zu kritisieren. Herrlein, der Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Alpine One ist, hatte zuvor leitende Positionen in großen Banken inne (Cicero: 26.07.23).


Topmanager schlägt Alarm wegen besorgniserregender Wirtschaftsentwicklung und kritisiert Politik

Herrlein hält die Ergebnisse der aktuellen „Elite-Panel“-Umfrage für äußerst besorgniserregend. Er teile die Bedenken vieler Kollegen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und sehe die Bundesregierung teilweise in der Verantwortung.

Topmanager schlägt Alarm wegen schleichender Deindustrialisierung und kritisiert Politik der Ampelkoalition
Topmanager schlägt Alarm wegen schleichender Deindustrialisierung und kritisiert Politik der Ampelkoalition

Die Situation sei laut Herrlein äußerst komplex und er mache sich große Sorgen. Die schleichende Deindustrialisierung aufgrund hoher Energiekosten und ungünstiger Steuersätze belastet die Wirtschaft. Gleichzeitig bleiben demographische Probleme ungelöst, die Infrastruktur verfällt und die Digitalisierung hapert. Dies sind nur einige der vielen Faktoren, die die Herrlein erwähnt.

Die Umfrage von Allensbach für FAZ und Capital zeigt deutlich, dass die Zustimmung zu Wirtschaftsminister Robert Habeck zu Beginn seiner Amtszeit hoch war, jedoch seitdem stark gesunken ist. Aus Sicht des Topmanagers war zu Beginn die Hoffnung auf positive Veränderungen mit der neuen Regierung vorhanden. Leider wurden diese Erwartungen bisher nicht erfüllt.

Die Überzeugung einiger Topmanager, dass sie Herrn Habecks Erzählungen vom grünen Wirtschaftswunder geglaubt haben, hält Herrlein für äußerst naiv. Seiner Ansicht nach war von Anfang an Vorsicht geboten. Die einfache Abschaltung von Kraftwerken ist keine problemlose Lösung. Momentan beziehen wir Atomstrom aus dem Ausland, während man die Vorstellung vom grünen Wirtschaftswunder weiterverbreitet, so der Topmanager. Dies würde allerdings nicht funktionieren, da die damit verbundenen Investitionen letztendlich nur Ersatzinvestitionen darstellen.


Alarmierender Stimmungsumschwung: Topmanager warnt vor drohender Krise und fordert klare Kritik an der Politik

Die schlechte Stimmung zeigt sich nicht nur unter den Topmanagern, sondern auch unter den normalen Bürgern, wie die Wahlumfragen zeigen. Selbst im wohlhabenden Baden-Württemberg erreicht die AfD mittlerweile 19 Prozent. In Anbetracht dessen sollten die Vertreter der Wirtschaft der Politik deutlicher und selbstbewusster widersprechen.

Die Politiker werden von der Bevölkerung gewählt, die letztendlich der Souverän ist. Die Wirtschaft, gemeinsam mit den Arbeitnehmern, leistet ihren Beitrag, um Geld in die Kassen fließen zu lassen. Politiker verwalten Geld, das ihnen nicht gehört, und daran sollten sie immer denken. Daher sollten die Themen klar und unmissverständlich angesprochen werden und die Politik daran erinnert werden, welche Aufgaben sie zu erfüllen hat, ohne ständig zu sehr auf Korrektheit bedacht zu sein, so Herrlein weiter.

Derzeit geht Deutschland zu viele Risiken gleichzeitig ein. Wir setzen darauf, dass der Green Deal erfolgreich ist und die Wirtschaft durch die Energiewende transformiert wird. Das ist ökologisch wichtig, aber auch eine Wette. Wir wetten auch auf das Rentensystem, aber wenn die Anzahl der Rentner steigt und die der Beitragszahler nicht in gleicher Weise zunimmt, und gleichzeitig die Arbeitszeiten verkürzt werden sollen, funktioniert das mathematisch nicht. Es sind nur zwei Beispiele von vielen.

Alarmierende Wohlstandsillusion: Topmanager warnt vor schleichendem Niedergang und wachsender finanzieller Belastung

Im Zweifelsfall leben wir in einer Wohlstandsillusion. Wenn wir deindustrialisieren, werden Arbeitskräfte freigesetzt. Zwar gibt es offene Stellen, aber diese können im besten Fall nur teilweise kompensiert werden. Das bedeutet, dass wir zwar eine relativ hohe Beschäftigung haben, aber den volkswirtschaftlichen Standard senken. Es geht also bergab, kommentiert Herrlein die aktuelle Situation.

Laut Herrlein merken meisten Menschen bereits, dass sich ihre finanzielle Situation verschlechtert, wenn sie auf ihr Konto schauen. Viele fühlen einen Rückgang ihrer Kaufkraft. Obwohl die Politiker betonen, dass die Beschäftigung hoch ist, spiegeln die Beschäftigungszahlen vielleicht nicht das volle Ausmaß wider. Doch immer mehr Berichte zeigen, dass sich ein wachsender Teil der Bevölkerung keinen Urlaub mehr leisten kann. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Wohlstand allmählich abnimmt.

Die Inflation steigt, aber die Gehälter können nicht mithalten. Während es für Menschen mit hohen Einkommen weniger spürbar ist, macht sich bei denen mit geringem Einkommen jeder Euro weniger bemerkbar, da sie ohnehin knapp über die Runden kommen.


Politische Unsicherheit und Inflation: Topmanager mahnt zur klaren Führung in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen

Die Inflation zeigt sich beim Einkaufen im Supermarkt, in der Gastronomie und bei den Energiekosten, unter anderem. Politiker sollten den Menschen Stabilität und Sicherheit für die Zukunft geben. Stattdessen herrscht momentan viel Unsicherheit. Ein Beispiel sind die Heizkosten – niemand weiß genau, wie es weitergeht oder was verändert wird. Viele Maßnahmen sind unausgegoren und werden später revidiert. Dies erweckt den Eindruck, dass die Politiker nicht wissen, was sie tun.

Wenn ein Unternehmen so geführt würde, gäbe es massive Kritik vom Aktienmarkt. Es ist daher nicht überraschend, dass die Menschen sagen: Wir wissen nicht genau, was besser ist, aber wir wissen, dass die aktuelle Situation nicht ideal ist.

Herrlein erwähnt als Beispiel das Heizungsgesetz, welches die Durchsetzung von Wärmepumpen mit unklaren Auswirkungen zum Ziel hatte.

Er sieht jedoch auch das Problem der Renten, auf das die Regierung keine klare Antwort hat. Die Anzahl der Rentner steigt, während die Anzahl der Beitragszahler nicht im gleichen Maße zunimmt. Die bisherigen Einzahlungen reichen nicht aus, um die Rentner langfristig zu unterstützen. Daher wäre es notwendig, Geld aus dem Staatshaushalt zu entnehmen.

Wirtschaftliche Alarmglocken: Droht die Abwanderung der Leistungselite? Topmanager warnt vor drastischen Konsequenzen

Der Staatshaushalt finanziert sich durch Steuern und Abgaben. Das würde bedeuten, dass die arbeitende Bevölkerung und die Unternehmen höher besteuert werden müssten. Wir sind jedoch bereits ein Hochsteuerland. Eine weitere Erhöhung der Steuern und zusätzliche Regulierungen und Bürokratie könnten die Wirtschaft belasten. Die Leistungselite könnte abwandern. Dieser Prozess wäre schleichend, da Unternehmen nicht von einem Tag auf den anderen ihre Türen in Deutschland schließen würden. Es wäre ein allmählicher Prozess, bei dem neue Investitionen und Gründungen vermehrt in andere Länder fließen.

Viele Unternehmen und Unternehmer denken bereits darüber nach, Standorte zu verlagern oder im Ausland weiter zu expandieren. Dies ist eine ganz normale Reaktion, wenn Unternehmer ihr Unternehmen schützen möchten.


Alarmierender Trend: Warum Unternehmen verstärkt Standorte ins Ausland verlagern – Topmanager schlägt Alarm

Die betroffenen Branchen sind vielfältig, nicht nur die energieintensive Industrie. Auch im Dienstleistungssektor gibt es Kunden, die Stellen in deutschen Städten nicht mehr besetzen, sondern stattdessen in anderen Ländern suchen. Die heutige Remote-Arbeit ermöglicht es, im selben Team zu arbeiten, auch wenn sich die Teammitglieder in verschiedenen Ländern befinden. Diese Verlagerungen geschehen nicht abrupt, sondern schleichend. Sogar in seinem eigenen Unternehmen denke Herrlein darüber nach, Standorte in anderen Ländern zu eröffnen, da er dort qualifizierte Fachkräfte mit weniger Regulierungen und Bürokratie finden kann.

Herrlein hat erhebliche Zweifel, ob die Warnungen aus der Wirtschaft die Politik überhaupt noch erreichen. Intellektuell mögen viele Politiker die Situation verstehen, aber ihre Hauptpriorität ist oft die Wiederwahl alle vier Jahre. Daher versuchen sie Maßnahmen zu ergreifen, die ihre Wählerschaft nicht negativ beeinflussen. Die Frage ist, ob sie sich wirklich trauen, radikale Veränderungen vorzunehmen und tiefgreifende Schnitte zu machen. Anstatt immer weiter Steuern zu erhöhen oder die Staatsverschuldung zu erhöhen, könnten wir auch die Verschwendung von Steuergeldern reduzieren, Bürokratie abbauen und Unternehmer freier agieren lassen, meint Herrlein. Ich befürchte, dass wir sowohl Unternehmen als auch große Teile der Bevölkerung, insbesondere die Gutverdiener, überfordern. Der Rest der Bevölkerung kann ohnehin immer schlechter mithalten. Die aktuellen Entwicklungen könnten nach Meinung des Topmanagers zu einer immer größeren Kluft führen.

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