Südlink Bau verzögert sich immer mehr

Der Ausbau der erneuerbaren Energien erfordert in erster Linie einen schnellen Ausbau der Netzinfrastruktur. Doch der Ausbau der extrem wichtigen Stromautobahnen gerät immer weiter in Verzug. Südlink ist eine der wichtigsten Stromverbindung für die Energiewende. Südlink soll den Windstrom von der Nordseeküste nach Bayern und Baden-Württemberg bringen.


Das Projekt sollte nach Planung mit der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke zum Jahresende fertig sein. Zwischendurch hat man das Jahr 2025 anvisiert. Mittlerweile gehen die Netzbetreiber von einer Fertigstellung im Jahr 2028 aus. Eine Sprecherin des Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck bezeichnet den neuen Termin als ambitioniert, aber realistische. Dabei müsse man aber alle weiteren Schritte intensiv und im Detail auf Beschleunigungsmöglichkeiten prüfen. Der Netzausbau solle hauptsächlich durch eine Halbierung der Genehmigungszeiten vorangebracht werden. Der Präsident der Netzagentur sagte in der FAZ zu dem neuen Zieltermin: „Da würde ich erst mal ein kleines Fragezeichen dran machen.“

Südlink Bau verzögert sich immer mehr. Beim heutigen Tempo dauert Bau noch 30 Jahre. Kosten haben sich bereits mehr als verdreifacht.
Südlink Bau verzögert sich immer mehr. Beim heutigen Tempo dauert Bau noch 30 Jahre. Kosten haben sich bereits mehr als verdreifacht.

Fehlende Leitung kosten heute schon mehr als eine Milliarde Euro

Die Leitungskapazitäten reichen heute schon oft nicht aus, um den im Norden produzierten Strom nach Süden zu bringen. Da führt dazu, dass Netzbetreiber Windparks im Norden immer öfter abregeln müssen. Deshalb müssen Netzbetreiber immer öfter Redispatchmaßnahmen einleiten, um eine Überlastung der vorhandenen Leitungen zu vermeiden. Dazu müssen Netzbetreiber immer häufiger konventionelle Kraftwerke ans Netz zurückholen. Im Jahr 2020 lagen die Kosten dafür bereits über einer Milliarde Euro. Diese Kosten kommen dann auf den Strompreis und müssen letztendlich von den Verbrauchern bezahlt werden.

Südlink besteht aus zwei Stromtrassen. Sowohl für die östliche, als auch für die westliche Trasse kalkulieren die Netzbetreiber einen Verzug von mindestens zwei weiteren Jahren. „Wir halten auch 2028 für Südlink für sehr herausfordernd“, sagte ein Sprecher des Übertragungsnetzbetreibers Tennet. Tennet baut die neue Leitung zusammen mit Transnet BW.


Das Wirtschaftsministerium hat mittlerweile angekündigt, die Suche nach den am besten geeigneten Trassenverläufen zu vereinfachen und beschleunigen. „Bereits 2022 werden wir weitere Leitungen im Übertragungsnetz, die zur Erreichung der neuen Klimaschutzziele erforderlich sind, in den Bundesbedarfsplan aufnehmen“, hieß es in Habecks Eröffnungsbilanz.

Die Südlink Verbindung war ursprünglich als Freileitungen geplant. Nach drei Jahren Planung wurde das Projekt auf Erdkabel umgestellt. Dadurch erhöhten sich die Kosten von drei auf mindestens zehn Milliarden Euro. Viel schlimmer ist jedoch die dadurch entstandene Verzögerung.

Bürgerinitiativen und Gemeinden halten Bau auf

Dazu stellen sich immer mehr Bürgerinitiativen und Kommunalpolitiker in den Weg. „Vor allem in Thüringen werden immer noch Grundsatzdiskussionen geführt, ob Südlink gebraucht wird“, sagt ein Tennet-Sprecher. Immer wieder versuchen einzelne Gemeinden, mit einer eigenen Planung, die Planungen der Netzagentur über den Haufen zu werfen. So planen einzelne Kommunen zum Beispiel, neue Gewerbegebiete auf dem Gebiet, wo eigentlich die Stromtrasse bereits geplant ist. Die Netzagentur hat jetzt eine „Veränderungssperren“ verfügt. Diese soll die Planungshoheit der Kommunen einschränken. Jetzt muss aber erst ein Verwaltungsgericht klären, ob die Stromleitungen diese „Veränderungssperren“ rechtfertigen. Auch das verzögert den Bau der Leitungen.


Beim heutigen Tempo dauert Bau noch 30 Jahre

Aus Projektkreisen heißt es schon, dass beim heutigen Tempo Südlink erst in den dreißiger Jahren fertig wird. Denn die Planer müssen nicht nur mit den Gemeinden, sondern auch mit jedem Besitzer von jeden Acker und jeder Wiese verhandeln und ihre Zustimmung einholen. Dazu müssen die Planer Zigtausende von Grundbesitzern anschrieben und mit den Landwirten Entschädigungen vereinbaren. Wenn dabei keine gütliche Einigung möglich ist, können Behörden eine Duldungspflicht auferlegen. Allerdings sind diese Anordnungen ebenfalls extrem zeitaufwändig.

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