Die Stromversorgung in der Schweiz könnte Hi bereits im kommenden Winter kritisch sein. Das ist das Ergebnis einer Studie Auftrag des Schweizer Bundes. Je nach bewertetem Szenario könnte es dabei zu großflächigen Stromausfällen von 48 Stunden bis zu 10 Tagen kommen. Bisher hat die zuständige Stromaufsicht Elcom erst ab dem Jahr 2025 mit Engpässen in der Versorgung gerechnet.
Elcom warnt vor Versorgungsengpässen bei der Stromversorgung
Jetzt warnen die Vertreter von Elcom, dass die Stromversorgung in der Schweiz bereits im kommenden Winter zusammenbrechen könnte. Als Grund nannten sie den russischen Einmarsch in der Ukraine. Dieser würde sich auch auf die schweizer Stromversorgung auswirken. Denn im Winter kann die Schweiz nicht genug Strom selbst produzieren und ist deshalb auf Importe aus den Nachbarländern angewiesen. Dabei besteht aktuell die akute Gefahr, dass diese aufgrund der Energiekrise selbst nicht genügend Strom produzieren können.
Schweizer Stromversorgung von russischen Gaslieferungen nach Europa abhängig
Die Versorgungslage hänge laut Elcom-Präsident Werner Luginbühl an der Versorgung mit russischem Erdgas. In der gesamten EU wird ein Drittel des gesamten Erdgases zur Stromerzeugung verwendet. Russland hat allerdings bereits die Gaslieferungen nach Finnland, Bulgarien, Polen, die Niederlande und Dänemark eingestellt. Diese Länder beziehen zwar in Bezug auf Gesamteuropa geringe Mengen, allerdings summiert sich dies mit jedem weiteren Lieferstopp doch zu einem nicht unerheblichen Betrag. Noch könne die Schweiz mit Importen aus Deutschland und Italien rechnen. Sollte allerdings Russland auch diesen Staaten das Gas abdrehen, wird es auch für die Schweiz kritisch.
Lage verschärft sich durch Abschaltung französischer Atomreaktoren
Die Lage verschärft sich zusätzlich durch die Versorgungsprobleme in Frankreich. Dort ist gut die Hälfte der 56 Atomreaktoren aufgrund von Wartungs- und Reparaturarbeiten nicht mehr am Netz. Die Elcom Vertreter rechnen nicht damit, dass Frankreich diese Probleme bis zum Winter beheben kann. Damit wäre Frankreich selbst auf Stromimporte angewiesen und fällt als Stromlieferant für die Schweiz vollständig aus.
Hydroreserve soll bereits diesen Winter eingerichtet werden
Laut Luginbühl könnte der Schweiz im schlimmsten Fall Stromrationierungen drohen.Der Elcom-Präsident warnt, dass es durchaus sein könne, dass Bewirtschaftungsmaßnahmen notwendig würden. Der Schweizer Bundesrat will aufgrund der angespannten Lage die geplante Hydroreserve bereits für den nächsten Winter einrichten. Dabei erhalten Betreibern von Wasserkraftwerken eine Entschädigung, wenn sie eine gewisse Energiemenge zurückbehalten, die bei einem Versorgungsengpass auf Bedarf abrufbar ist. Damit können kurzfristige Versorgungslücken geschlossen werden. Für eine längere Überbrückung reich dies allerdings bei Weitem nicht aus.
Die Elcom prüft deshalb, ob das Gaskraftwerk in Birr nicht bereits in diesem Winter ans Netz gehen könnte. Dies wäre allerdings nur dann hilfreich, wenn auch genug Gas zur Verfügung steht. Deshalb will Elcom auch prüfen, ob die Gaskraftwerke kurzfristig auf den Betrieb mit Erdöl umgestellt werden können.
Im Ernstfall kann es zu zyklischen Abschaltungen kommen
Sollte es in der Schweiz zu einem Stromversorgungsengpass kommen, würde der Bundesrat schrittweise den Betrieb von energieintensiven Anlagen wie zum Beispiel Saunas, Schwimmbäder, Rolltreppen und Schaufensterbeleuchtungen verbieten. Im nächsten Schritt müssten Großverbraucher vorgegebene Energiemenge einsparen. Sollten diese Maßnahme nicht ausreichen, käme es zu zyklischen Abschaltungen. Dabei würden die Versorger die Stromversorgung für Unternehmen und Haushalte zyklisch für einige Stunden unterbrechen.