Die Zahl der Senioren, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, hat einen neuen Höchststand erreicht. Ende Juni 2024 beantragten in Deutschland 728.990 Menschen Grundsicherung im Alter. Dies zeigt ein Bericht der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ), der auf Daten des Statistischen Bundesamtes basiert. Damit ist die Anzahl der Rentner, die neben ihrer Rente Sozialhilfe beziehen, so hoch wie noch nie. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um rund 37.000 Personen, was einen signifikanten Anstieg innerhalb eines Jahres darstellt (rp-online: 08.10.24).
Dramatischer Anstieg seit 2015
Seit 2015 hat sich die Situation weiter verschärft. Im Juni 2023 lag die Zahl der Empfänger noch bei 691.820, also deutlich niedriger als die aktuellen Werte. Insgesamt bedeutet dies einen Anstieg von etwa 39 Prozent innerhalb von neun Jahren. Anspruch auf Grundsicherung im Alter haben Menschen über 67 Jahre, deren Rente nicht ausreicht, um die grundlegenden Lebenshaltungskosten zu decken.
Die wachsende Anzahl betroffener Rentner offenbart eine tiefergehende Problematik in der Altersvorsorge. Für viele Senioren reicht die Rente einfach nicht aus, um ihre Ausgaben zu decken, was sie in die Abhängigkeit von staatlichen Hilfsleistungen treibt.
Kritik an der Regierung
BSW-Parteichefin Sahra Wagenknecht äußerte deutliche Kritik an der aktuellen Lage. In einem Interview mit der „NOZ“ beschrieb sie die Zahlen als „beschämend“ und bezeichnete die steigende Altersarmut als eine direkte Folge der Versäumnisse der Regierung. Sie warf besonders Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vor, nicht genug gegen die wachsende Armut unter Senioren getan zu haben. Laut Wagenknecht sei dies ein „Offenbarungseid“ für die Ampel-Koalition.
Die hohe Zahl der Grundsicherungsempfänger sei nicht nur ein Zeichen der zunehmenden Altersarmut, sondern auch ein Beweis für das Scheitern der Rentenpolitik. Diejenigen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, seien nun gezwungen, Sozialhilfe in Anspruch zu nehmen. Diese Entwicklung müsse gestoppt werden, betonte Wagenknecht.
Verborgene Altersarmut
Ein weiterer Aspekt, den Wagenknecht hervorhebt, ist die Dunkelziffer. Viele Senioren vermeiden den Gang zum Sozialamt, weil sie sich schämen oder den bürokratischen Aufwand scheuen. Es könne also deutlich mehr Menschen geben, die ebenfalls finanzielle Unterstützung bräuchten, aber keinen Antrag stellen. Diese „verdeckte Armut“ sei ein weiterer Grund, die Rentenpolitik in Deutschland dringend zu überdenken.
Langfristige Folgen für die Gesellschaft
Die anhaltende Zunahme der Altersarmut könnte weitreichende Folgen haben. Viele Rentner geraten in finanzielle Not, weil sie nicht ausreichend für ihre Zukunft abgesichert sind. Der Sozialstaat gerät dadurch zunehmend unter Druck, da immer mehr Menschen auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die gesellschaftliche Stabilität, denn Altersarmut betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Familien und das gesamte soziale Umfeld.
Die Frage, wie eine faire und gerechte Altersvorsorge in Deutschland aussehen kann, wird daher immer dringender.
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