Russland nutzt Dubais Freihandelszone, um westliche LNG-Sanktionen zu umgehen. Novatek plant, trotz Hindernissen im Jahr 2023, Lieferungen aus dem Arctic LNG 2-Projekt zu beginnen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten.
Drei LNG-Tanker des Typs Arc7 sind aufgrund der Sanktionen in Südkorea blockiert. Auch die heimische Swesda-Werft sollte bereits Tanker liefern. Bloomberg berichtet, dass Russland eine Schattenflotte aufbaut, um russisches Flüssiggas zu transportieren. Daten der Schifffahrtsdatenbank Equasis zeigen, dass wenig bekannte Reedereien in Dubais Freihandelszone in den letzten drei Monaten mindestens acht Schiffe übernommen haben. Vier dieser Schiffe haben bereits die Genehmigung erhalten, diesen Sommer die arktische Route durch Russland zu befahren. (Bloomberg, 27.06.2024)
Moskau erteilte offenbar eine Rekordzahl an Genehmigungen für die Nordmeerroute. Einige dieser Tanker sind ohne börsennotierte Versicherer, was darauf hinweist, dass sie Teil der Schattenflotte sein könnten. Malte Humpert vom Arctic Institute bestätigt: „Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass Russland versucht, eine Schattenflotte für LNG aufzubauen.“
Novateks Lösungsansätze
Am 21. Juni legte der Arc7-Eistanker Eduard Toll von Sabetta Richtung Osten ab. Er ist Teil der Flotte, die Novatek für den LNG-Transport vom Werk Yamal LNG nutzt. Novatek testet die Sommerschifffahrt entlang der Nord-Ost-Passage, um Lieferungen aus dem Arctic LNG-2-Projekt auf der Gydan-Halbinsel zu starten. Eine erste Lieferung war für das erste Quartal 2024 geplant, doch US-Sanktionen verhinderten dies. Vizepremier Alexander Nowak erklärte im März, dass Novatek nach Alternativen sucht.
„Wir haben unsere Schiffbauindustrie, wir haben befreundete Länder, und wir werden diese Pläne und Ziele umsetzen, um Wachstum sicherzustellen.“, so Nowak. Der Frachtumschlag über die Nordmeerroute soll 2024 etwa 40 Millionen Tonnen betragen, inklusive Transporte vom Arctic LNG-2-Projekt.
Europas verstärkte Sanktionen und Russlands Reaktion
Die Bedeutung der Nord-Ost-Passage nimmt nach den jüngsten EU-Sanktionen weiter zu. Am 24. Juni verabschiedete der Europäische Rat das 14. Sanktionspaket, das ein Reexportverbot von russischem LNG über europäische Häfen in Drittländer beinhaltet. Alexandra Prokopenko, ehemalige Beraterin bei der russischen Zentralbank, erklärte im Interview mit n-tv: „Das 14. Sanktionspaket ist für sich genommen keine Wunderwaffe. Aber es zieht die Schlinge zweifellos enger, vor allem im Hinblick auf das Gasunternehmen Novatek, den einzigen Lieferanten von russischem Flüssiggas. Das Unternehmen muss jetzt über neue Transportrouten für sein LNG nachdenken und das gesamte Geschäftsmodell überdenken.“ (n-tv, 24.06.2024)
Russlands Antwort auf die Sanktionen
Europäische Sanktionen sollen Russland daran hindern, Alternativen zu finden und Novatek an den europäischen Markt binden. Die Eistanker aus Dubai kommen daher wie gerufen, um den Weg nach Osten zu ermöglichen. Die zweite Produktionslinie für Arctic LNG 2 soll laut Medien Ende Juli aus dem Trockendock von Belokamenka bei Murmansk kommen und nach Gydan transportiert werden.
Das chinesische Unternehmen Wison New Energies hat sich jedoch entschieden, seine Projekte in Russland einzustellen. „Der Vorstand von Wison New Energies hat beschlossen, alle laufenden Projekte in der Russischen Föderation zu beenden und die Beteiligung an neuen Projekten sofort und auf unbestimmte Zeit einzustellen“, zitierten russische Medien.
Ob es Novatek gelingt, die Sanktionen zu umgehen und Russland durch die Sanktionen zu navigieren, bleibt ungewiss. Der Erfolg dieses Vorhabens liegt ganz im Sinn von Präsident Wladimir Putin.
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