Russland hat die Gaslieferung über die Ostsee-Pipeline Nord-Stream 1 zunächst um 40 Prozent und jetzt sogar um 60 Prozent gedrosselt. Gazprom begründet den Schritt mit Reparatur- und Wartungsarbeiten, für die wichtige Ersatzteile vom deutschen Siemens Konzern fehlen. Damit fehlen täglich ungefähr 100 Millionen Kubikmeter Erdgas zum Befüllen der Gasspeicher für den Winter.
Gazprom reduziert Gaslieferungen über Nord-Stream 1 um 60 Prozent
Nord-Stream 1 ist die wichtigste Verbindung für die Gaslieferung von Russland nach Deutschland. Die Pipeline ist seit 2011 in Betrieb und verläuft vom russischen Wyborg nordwestlich von St. Petersburg bis nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern. Im Jahr 2021 lieferte Russland über diese Pipeline 59,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland nach Europa.
Fehlendes Ersatzteil von Siemens als Grund benannt
Jetzt hat Russland die tägliche Durchleitung von 167 Millionen Kubikmetern Gas auf weniger als 70 Millionen Kubikmeter gedrosselt. Als Grund führt Gazprom an, dass ein Gasverdichteraggregat nicht rechtzeitig aus der Reparatur bei Siemens zurückgekommen sei. Bisher ist unklar, ob für die Reparaturen die Münchner Siemens AG oder der abgespaltene Energietechnik-Konzern Siemens Energy zuständig ist. Eine entsprechende Stellungnahme des Unternehmens liegt nicht vor.
Laut einer Sprecherin des Wirtschaftsministeriums ist die deutsche Gasversorgung durch die Drosselung nicht gefährdet. „Wir beobachten die Lage und prüfen den Sachverhalt“, so die Sprecherin.
Gaslieferung über Jamal-Pipeline und Ukraine von Russland ebenfalls stark reduziert
Russland hat zuvor bereits die Jamal Pipeline nach Europa nicht mehr befüllt. Dazu hat Russland auch die Gasdurchleitung durch die Ukraine stark gedrosselt. Damit liegen die russischen Gaslieferungen zum aktuellen Zeitpunkt weit unter Plan. Insbesondere in den Sommermonaten, wenn der Verbrauch in den privaten Haushalten stark sinkt, sollten die Erdgasspeicher in Europa für die Wintermonate gefüllt werde. Ob die Zielvorgabe, die Gasspeicher für die Stichtage 1. Oktober auf 80 Prozent und 1. November auf 90 Prozent zu füllen, mit der Drosselung noch erreichbar sind, ist fraglich. Dies hängt in erster Linie davon ab, wie lange die Drosselung noch anhält. Mit der Ankündigung der reduzierten Lieferungen hat sich sofort der Gaspreis erhöht.