Der Modekonzern Esprit zieht sich endgültig aus dem deutschen Markt zurück. Bis zum Jahresende schließen alle 56 Filialen. Rund 1300 Mitarbeiter stehen dadurch vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze. Die Entscheidung kommt nach einer langen Phase der finanziellen Unsicherheit. Bereits im Mai hatte der Modekonzern Insolvenz angemeldet, was nun zu diesem drastischen Schritt führt. Die Markenrechte des insolventen europäischen Geschäfts sollen an den britischen Finanzinvestor Alteri verkauft werden (welt: 09.08.24).
Keine Rettung für die Esprit-Filialen
Esprit hat sich entschieden, sämtliche Gesellschaften in Deutschland abzuwickeln. Die Produkte werden in den verbleibenden Monaten abverkauft. Alteri übernimmt zwar die Markenrechte, jedoch nicht das operative Geschäft. Dies bedeutet, dass weder die Filialen noch die Beschäftigten gerettet werden. Die Stellen in den Läden und in der Zentrale in Ratingen fallen somit weg. Der Gläubigerausschuss der sieben insolventen deutschen Esprit-Gesellschaften hat dem Plan zugestimmt.
Für die Marke Esprit bedeutet dies jedoch nicht das endgültige Aus. Alteri plant, die Produkte weiterhin herzustellen und auch in Deutschland zu verkaufen. In welcher Form dies geschehen soll, bleibt bislang unklar. Alteri besitzt bereits Modeunternehmen wie CBR Fashion, das für die Marken Street One und Cecil bekannt ist.
Auswirkungen der Insolvenz
Esprit Europe GmbH, die Obergesellschaft für Esprit in Deutschland und weiteren europäischen Ländern, hatte im Mai ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Das Amtsgericht Düsseldorf hat dieses Verfahren Anfang August offiziell eröffnet. Neben Deutschland betrifft die Insolvenz auch Esprit in Frankreich, Belgien, Österreich, den skandinavischen Ländern, Polen und Großbritannien. Einkauf und Vertrieb sind in verschiedenen europäischen Tochtergesellschaften organisiert.
Weltweit ist Esprit in etwa 40 Ländern aktiv. Die Insolvenz betrifft jedoch nur das europäische Geschäft. Die Hauptgesellschaft Esprit Holding hat ihren Sitz in Hongkong, und die Geschäfte außerhalb Europas bleiben von den aktuellen Entwicklungen unberührt. Deutschland galt lange als der wichtigste Markt für Esprit, doch auch dieser Status konnte den Rückzug nicht verhindern.
Rückblick auf frühere Einschnitte
Bereits im Jahr 2020 hatte der Modekonzern versucht, durch ein Schutzschirmverfahren die deutsche Marktposition zu retten. Damals hat der Modekonzern etwa 50 Filialen geschlossen, und rund 1100 Stellen fielen weg. Trotz dieser Maßnahmen konnte der Modekonzern seine finanzielle Lage nicht stabilisieren. Die erneute Insolvenz und die nun beschlossene Schließung aller Filialen markieren den endgültigen Rückzug des Unternehmens aus Deutschland.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Marke Esprit unter der Führung von Alteri entwickeln wird. Klar ist jedoch, dass die Schließung der Filialen das Ende einer Ära für den Modekonzern in Deutschland bedeutet. Die Zukunft von Esprit in Europa hängt nun von den Plänen des neuen Eigentümers ab.
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