Der „Monats-Irrtum“ für Oktober stammt aus einem LinkedIn-Post des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV). Die auffallende Überschrift lautet: „45 Prozent nutzen das Fahrrad für den Arbeitsweg“. Ein Bild betont, dass Räder nicht nur zum Vergnügen da sind. Laut BMDV gewinnen Fahrräder und E-Bikes immer mehr an Bedeutung im täglichen Leben. Es wäre beeindruckend, wenn trotz der bisher eher autolastigen Politik fast die Hälfte der Deutschen als Rad-Pendler zur Arbeit ginge (rwi: 26.10.23).
Fahrrad-Boom oder Statistik-Trick? Die wahre Zahl der Rad-Pendler in Deutschland
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) meint, nur jeder zehnte in Deutschland nutzt das Fahrrad für den Arbeitsweg. Ähnlich sieht es das Statistische Bundesamt: Nur 10,5 Prozent der Berufspendler nutzen das Fahrrad laut Mikrozensus 2020. Sind diese Daten schon überholt? Oder zeigt das BMDV einen unerkannten Erfolg der Ampel-Regierung hin zu einer anderen Verkehrspolitik? Das BMDV schreibt auf LinkedIn: „Um mehr Leute zum Fahrradfahren zu motivieren, unterstützen wir Fahrradparkplätze an Bahnhöfen! Zusammen machen wir den Alltag umweltfreundlicher und aktiver!“
Aber Achtung: Der Wechsel zum Fahrrad läuft nicht so flott. Das BMDV stützt seine Angaben auf einen Report von „Wertgarantie“. In diesem „Fahrrad- und E-Bike-Report“ steht: „Den Weg zur Arbeit absolvieren 45,1 % mit dem Rad.“ Aber diese Zahl betrifft nicht alle Berufstätigen. Nur 1.501 „Rad- und E-Bike-Nutzer“ wurden befragt.
Im Straßenverkehr und bei Prozentzahlen immer aufpassen!
Man weiß nicht genau, wie oft die befragten Personen aus dem „Wertgarantie“-Bericht radeln. Doch Sören Hirsch, der für Bikes bei Wertgarantie zuständig ist, klärt auf LinkedIn auf: Unser Interesse galt den regelmäßigen Rad- und E-Bike-Nutzern, also denen, die mindestens einmal in der Woche fahren.
Es ist gut zu wissen, dass von den regelmäßigen Radfahrern fast 50 % den Weg zur Arbeit damit bestreiten. Aber das ist nicht wirklich neu. Bei Prozentzahlen sollte man immer zuerst fragen: Prozent wovon? Fehlt diese Information, sollten Sie so wachsam sein, als würde eine Fahrradklingel läuten.
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