Nach der Bekanntgabe der Schwierigkeiten beim Heizungshersteller Stiebel Eltron sah sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck gezwungen, persönlich nach Holzminden zu reisen. Dort wurde er jedoch nicht mit offenen Armen empfangen. Die Belegschaft war deutlich verärgert und machte ihrem Frust Luft. Auf weißen Kreuzen, die die Betriebsräte in den Händen hielten, prangte das Wort „Danke“. Doch dieser Dank war sarkastisch gemeint. Betriebsratschefin Elke Grimme ließ keinen Zweifel daran, was gemeint war: „Ja, danke für nichts.“ Die Belegschaft, die mit Habeck vor dem offiziellen Teil des Besuchs auf dem Parkplatz sprach, machte klar, dass ihre Enttäuschung groß ist. Sie kritisierten, dass die politischen Versprechen nicht in die Tat umgesetzt wurden, was zu ihrer prekären Lage führte (handelsblatt: 13.08.24).
Hohle Versprechen? Habeck unter Druck: Stiebel Eltron-Mitarbeiter zweifeln an seiner Zuversicht
Der Unmut richtete sich vor allem gegen die stockende Umsetzung der Klimamaßnahmen. Habeck versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Situation zu verbessern. Die Kurzarbeit bei Stiebel Eltron bereitet ihm große Sorgen, doch er zeigte sich zuversichtlich, dass sich der eingeschlagene Weg langfristig lohnen werde: „Dieser Weg, und da bin ich mir sicher, wird sich langfristig auszahlen.“ Für die Belegschaft, die um ihre Arbeitsplätze fürchtet, klang dies jedoch eher wie eine hohle Floskel.
Wärmepumpen-Krise bei Stiebel Eltron: Mitarbeiter zittern um ihre Jobs
Stiebel Eltron, ein Unternehmen, das sich vollständig auf die Produktion von Wärmepumpen konzentriert, steht unter enormem Druck. Der Wärmepumpen-Markt hat in diesem Jahr stark nachgelassen, was zu erheblicher Verunsicherung in der Gesellschaft führte, insbesondere durch die Debatten um Habecks Heizungsgesetz. Diese Unsicherheiten haben das Unternehmen in eine prekäre Lage gebracht, sodass es nun gezwungen ist, 25 Prozent der Personalkosten einzusparen. Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Stiebel bestätigte während Habecks Besuch: „Wir werden um eine Personalmaßnahme nicht drum herumkommen.“ Dies bedeutet für viele Mitarbeiter eine ungewisse Zukunft. Die Angst vor Entlassungen ist allgegenwärtig, da Ende des Monats möglicherweise bereits erste Stellenstreichungen anstehen.
Noch im Jahr 2023 galt Stiebel Eltron als Erfolgsgeschichte. Der Absatz von Wärmepumpen erreichte ein Rekordhoch, trotz der kontroversen Debatten um das Heizungsgesetz. 356.000 Geräte wurden verkauft – ein Plus von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch diese positive Entwicklung hielt nicht lange an. Im ersten Halbjahr 2024 ging der Absatz drastisch zurück: Nur 90.000 Wärmepumpen fanden einen Käufer, was einem Rückgang von 54 Prozent entspricht. Die Lager sind voll, und der Absatz stockt, was zusätzlichen Druck auf die Belegschaft ausübt.
Wärmepumpen Markt bricht ein – Habeck dennoch zuversichtlich
Habeck steht unter erheblichem Druck, den Markt für Wärmepumpen wieder anzukurbeln. In dieser Woche besucht er mehrere Hersteller und Handwerker, um die Situation vor Ort zu analysieren und Lösungen zu finden. Er setzt darauf, durch Aufklärung und staatliche Förderprogramme den Menschen die Angst vor der Wärmepumpe zu nehmen. Dabei verweist er auf die Vorteile der strombetriebenen Anlagen und die staatlichen Zuschüsse, die bis zu 70 Prozent der Anschaffungskosten decken können.
Das Förderprogramm ist ein zentraler Bestandteil von Habecks Strategie, die Wärmewende wieder in die richtige Richtung zu lenken. „Solange ich Minister bin, wird die Wärmepumpen-Förderung nicht angegriffen“, betonte Habeck. Was nach der Bundestagswahl 2025 passiert, bleibt ungewiss, da die CDU/CSU angekündigt hat, Habecks Heizungsplan rückgängig machen zu wollen. Daher gibt Habeck einen klaren Rat: „Jetzt“ ist der richtige Zeitpunkt, sich eine Wärmepumpe anzuschaffen. Doch diese Aussage konnte die Sorgen und den Unmut der Belegschaft in Holzminden kaum mildern.
Stiebel Eltron am Abgrund: Mitarbeiter zweifeln an Habecks Versprechen und bangen um ihre Zukunft
In der Belegschaft von Stiebel Eltron herrscht nicht nur Unsicherheit, sondern auch das Gefühl, von der Politik im Stich gelassen zu werden. Direkte finanzielle Unterstützung für das Unternehmen scheint für Habeck schwierig umzusetzen, da im Haushalt kein Geld dafür vorgesehen ist. In Holzminden betonte der Minister lediglich die Vorteile günstiger werdenden Stroms für Wärmepumpen und die weiterhin bei 50 Prozent liegende Förderung der Energieberatung, trotz Kürzungen. Doch für die Beschäftigten, die um ihre Jobs bangen, wirken solche Versprechen oft wie leere Worte.
Bei Stiebel Eltron teilten nicht alle Habecks Optimismus. Gesellschafter Ulrich Stiebel äußerte sich zwar zuversichtlich, dass das Unternehmen die Krise überstehen werde, allerdings erst langfristig, wenn die Städte ihre Wärmeplanung abgeschlossen haben und die Wärmepumpe für viele zur alternativlosen Wahl wird. „Aber bis 2026 werden wir wohl eine Durststrecke haben,“ fügte er hinzu. Für die Mitarbeiter bedeutet dies weitere Jahre der Unsicherheit und des Wartens.
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