Seit Anfang 2025 läuft die verpflichtende Umrüstung auf digitale Stromzähler. Haushalte mit mehr als 6.000 Kilowattstunden Jahresstromverbrauch oder Photovoltaikanlagen über sieben Kilowatt Leistung benötigen diese neue Technik. Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende legt den Rahmen fest. Erste Berichte zeigen jedoch: Zahlreiche Modelle verursachen erhebliche Schwierigkeiten (focus: 25.04.25).
Erste Defekte schon nach kurzer Zeit
Die klassischen Ferraris-Stromzähler mit Drehscheibe verschwinden bis 2032 endgültig. Schon jetzt mehren sich Hinweise auf Ausfälle bei digitalen Nachfolgemodellen. Ein Fall aus Gelsenkirchen verdeutlicht die Problematik: Beim Ablesen eines digitalen Stromzählers zeigte das Gerät keinerlei Werte. Eine Nachfrage beim Energieversorger bestätigte den Defekt. Mehrere Regionalzeitungen berichten ebenfalls von vergleichbaren Problemen.

Energieversorger beschwichtigen und sprechen von Einzelfällen. Besonders häufig betrifft es allerdings Geräte der Marke Holley vom Typ DTZ541-ZEBA. Installateure, die regelmäßig mit dem Austausch beauftragt sind, erleben in der Praxis eine deutlich höhere Fehlerquote. Häufig zeigen betroffene Zähler Fehlermeldungen oder bleiben einfach dunkel.
Austausch verzögert sich durch Fachkräftemangel
Ein defekter Zähler führt nicht sofort zum Austausch. Wegen Personalmangels müssen Betroffene oft mehrere Wochen auf einen Termin warten. Viele Stadt- und Gemeindewerke befinden sich aktuell mitten in der Umrüstungsphase. Dabei erfolgt die Erneuerung straßenweise, spontane Defekte verzögern den Prozess zusätzlich.
Manche Störungen entstehen allerdings nicht durch technische Defekte. Bestimmte Zählermodelle verfügen über eine PIN-Sperre. Ohne die Eingabe bleibt das Display leer. Haushalte sollten daher unbedingt die Bedienungsanleitung prüfen oder sich die Funktionsweise genau erklären lassen.
Defekte Stromzähler umgehend melden
Liegt tatsächlich ein technischer Defekt vor, ist schnelles Handeln gefragt. Der Schaden muss sofort beim Energieversorger gemeldet werden. Danach folgt ein Ersatztermin. Verbrauchsdaten aus der defekten Phase schätzen die Versorger auf Basis des bisherigen Durchschnitts.
FOCUS online rät: „Alle paar Monate sollte der Zählerstand notiert werden.“ Wer regelmäßig den Verbrauch überprüft, erkennt Schwankungen frühzeitig und kann schneller reagieren.
Hohe Zusatzkosten beim Umbau möglich
Vor der Installation prüfen Techniker die vorhandene Infrastruktur. Nicht jeder Zählerschrank eignet sich für die neue Technik. Umbauten oder Komplettaustausche können je nach Aufwand bis zu 2.000 Euro kosten. Eigentümer tragen diese Zusatzkosten selbst.
Nach dem Umbau erfolgt die Aktivierung des neuen Geräts. Für die Nutzung digitaler Stromzähler fallen jährliche Kosten an, die bei Privatkunden auf 20 Euro begrenzt sind. Haushalte mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen zahlen maximal 50 Euro im Jahr.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband begrüßt die Deckelung der Kosten. Thomas Engelke erklärt: „Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem eingebauten intelligenten Messsystem mehr Geld sparen, als sie für die anfallenden Messstellenentgelte zahlen müssen.“ Auch der Deutsche Mieterbund fordert, dass Vermieter die Kosten für neue Zählerschränke nicht auf Mieter umlegen dürfen und Datenschutzanforderungen vollständig eingehalten werden.
Neue Tarife: Chancen und Risiken im Blick behalten
Die Einführung digitaler Stromzähler bringt dynamische Stromtarife mit sich. Ab 2025 müssen alle Anbieter flexible Preismodelle bereitstellen, bei denen sich der Strompreis je nach Angebot und Nachfrage ändert. Verbraucher erhalten damit die Möglichkeit, Strom günstiger zu nutzen, indem sie Geräte gezielt zu günstigeren Zeiten einschalten.
Die Grünen-Abgeordnete Ingrid Nestle betont, dass ein gesteuerter Stromverbrauch zur Stabilisierung des Netzes beiträgt. Angesichts des steigenden Energiebedarfs durch Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge spielt Effizienz künftig eine noch größere Rolle.
Deutschland plant, bis 2030 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien zu decken. Doch Schwankungen bei Wind- und Solarstrom erfordern zusätzliche Maßnahmen. Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches fordert deshalb, den Ausbau von Wasserstofftechnologien schneller voranzutreiben.
Lesen Sie auch: