In den letzten Monaten hat die Frage nach der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands erheblich an Bedeutung gewonnen. Diese Frage beschäftigt nicht nur Politiker und Experten, sondern auch die breite Öffentlichkeit, und es herrscht eine wachsende Unsicherheit darüber, wie lange sich die jetzige Rezession noch andauern wird (bild: 10.11.23). Die Ökonomen der Commerzbank haben jetzt der Prognose des Wirtschaftsministers widersprochen.
Deutschlands Wirtschaft: Wirtschaftsminister Robert Habeck erwartet steilen Aufstieg
Die Bundesregierung zeigt sich trotz der aktuellen Herausforderungen zuversichtlich, dass es im nächsten Jahr bergauf gehen wird. Wirtschaftsminister Robert Habeck hofft auf ein Wirtschaftswachstum von bis zu 1,3 Prozent. Auch die fünf Wirtschaftsweisen teilen diesen Optimismus und prognostizieren für das Jahr 2024 ein leichtes Wachstum von 0,7 Prozent. Dieser positive Ausblick basiert auf der Annahme, dass sich die aktuellen Probleme überwinden lassen und sich die Wirtschaft erholen wird.
Commerzbank-Ökonomen warnen: Deutsche Wirtschaft vor anhaltender Krise und weiterem Rezessionsjahr
Im Gegensatz zu den optimistischen Prognosen kontern die Ökonomen der Commerzbank die Aussagen von Wirtschaftsminister Habeck mit einer skeptischen Einschätzung. Sie gehen davon aus, dass Deutschland weiterhin in einer wirtschaftlichen Krise verharren und sich die Lage sogar verschlechtern wird. Die Bank prognostiziert für 2024 eine Schrumpfung der deutschen Wirtschaft um 0,3 Prozent, was einem Rückgang von Produktion und Dienstleistungen um zwölf Milliarden Euro entspricht, nach voraussichtlich 15 Milliarden Euro Verlust bereits in diesem Jahr. Damit würde Deutschland ein zweites Rezessionsjahr erleben.
Die Gründe für diesen anhaltenden Absturz sind vielfältig. Unter anderem werden die nach wie vor hohen Energiepreise und die ausbleibende Steuerentlastung als Belastungsfaktoren genannt. Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, weist auch auf die langsame Verbesserung der Verbraucherstimmung hin, die durch die Nachwirkungen des XL-Teuerschocks beeinträchtigt wird.
Ein weiteres Problem, das Krämer anspricht, ist die Tatsache, dass die Verbraucherpreise seit Ende 2020 um etwa 18 Prozent gestiegen sind, während die Löhne nur um zehn Prozent zugenommen haben. Diese Diskrepanz führt dazu, dass viele Verbraucher von Gehalt zu Gehalt leben und keine Ersparnisse bilden können.
Die Commerzbank sieht auch keine kurzfristige Lösung in Form einer Konjunktur-Spritze, da die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich den Leitzins von derzeit bei 4,5 Prozent erst Ende 2024 leicht senken wird. Krämer betont: „Das Problem der Inflation ist noch lange nicht gelöst. Die Inflation wird bleiben.“
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