Autoexperte Wolfgang Bernhart von der Unternehmensberatung Roland Berger warnt vor den Herausforderungen in Bezug auf die notwendigen Rohstoffe für Elektroauto-Batterien und den geplanten Produktionen in Europa. Laut dem Manager Magazin zeigt er sich besorgt über den drohenden Materialmangel für Akkus (Manager-Magazin: 04.01.23).
Experte warnt vor Materialmangel für geplante europäische Batteriefabriken
Rohstoffengpässe und unerfüllte Produktionsziele drohen Projekt zu gefährden. So warnt Autoexperte Wolfgang Bernhart vor einem drohenden Engpass bei den wichtigen Materialien für Elektroauto-Batterien. Trotz Ankündigungen für Kapazitäten bis zu 6 Terawattstunden weltweit und Plänen für 1300 Gigawattstunden Fabriken in Europa, sieht Bernhart keine ausreichenden Rohstoffe für alle geplanten Gigafabriken. Es fehle auch oft an Kompetenz und Finanzierung, um alle Projekte umzusetzen.
Herausforderungen beim Aufbau von Elektroauto-Batteriezellenfabriken
Bernhart betont, dass die Rohmaterialien auch in den erforderlichen Qualitäten in ausreichender Menge verfügbar sein müssen. Zudem müssten die entsprechenden Rohstoffe auch nach den ESG-Standards (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) gefördert werden. Die eigentliche Herausforderung bestehe darin, dies zu konkurrenzfähigen Kosten zu schaffen. Dazu würde aber auch noch das entsprechend qualifizierte Personal fehlen, um die Batteriezellenfabriken in der geplanten Zeit in Betrieb nehmen zu können. „Die Industrialisierung und der Werksanlauf sind aus meiner Sicht die größten Risiken beim Aufbau der Zellfabriken, neben den üblichen Unsicherheiten wie Genehmigungen, Kosten oder Verfügbarkeit der Anlagen in der geplanten Zeit“, so Bernhart.
Laut Bernhart sichern sich die Autohersteller noch nicht ausreichend ab. Die großen Automobilhersteller würden sich zwar intensiv mit dem Thema beschäftigen, aber zu sehr darauf vertrauen, dass der Markt es schon richten werde. Doch spätestens mit der Chipkrise hätten die Hersteller realisieren müssen, dass dieses Vertrauen in den Markt fehl am Platz ist.
Das Ziel der Politik in Deutschland und Europa ist es, sich von Ländern wie China oder Russland bezüglich der E-Mobilität unabhängiger zu machen. Dazu strebt sie eine umfassende Wertschöpfungskette an. Laut Bernhart werden die Rohmaterialien jedoch absehbar nicht in ausreichender Menge in Europa gefördert, was zu Abhängigkeiten auch bis zum Jahr 2030 führen wird.
Steigende Rohstoffpreise beeinflussen Wirtschaftlichkeit von Elektroautos
Der Berater erklärt, dass die Preise für Lithium, Kobalt, Nickel und andere wichtige Metalle für Elektroautos im vergangenen Jahr stark gestiegen sind, was zu einer 30-Dollar-Erhöhung pro kWh für die Batteriezelle gegenüber dem Vorjahr führte. Dies bedeutet für einen Akkupack von 60 bis 70 kWh Mehrkosten von rund 2000 Euro, was die Wirtschaftlichkeit eines Elektroautos beeinflussen kann. Die jüngsten Preisentwicklungen haben die Autohersteller sensibler für die Kosten von Rohmaterialien gemacht und den Druck erhöht, sich preislich abzusichern. Das Ziel, bis 2025 bei drohendem Materialmangel auf 80 Euro pro Akkupack zu kommen, ist laut dem Berater in weite Ferne gerückt und unmöglich geworden.
Laut Bernhart sind die ambitionierten Ziele der Autohersteller in Bezug auf Elektroautos zwar erreichbar, aber die Frage bleibt, zu welchem Preis für die Kunden. Wenn die Kunden nicht bereit sind, diese höheren Preise zu zahlen, sieht Bernhart die Ziele der Autohersteller skeptisch.
Regulierung, Energieversorgung und gezielte Förderungen für europäische Elektroauto-Batteriezellenproduzenten benötigt
Europäische Unternehmen, die Elektroauto-Batteriezellen produzieren möchten, benötigen nach Meinung des Experten stabile regulatorische Rahmenbedingungen, kosteneffiziente Energieversorgung, Zugang zu erneuerbaren Energien und gezielte Förderungen. Der Experte warnt davor, alle Batteriezellenfertiger zu subventionieren, da es „eine gigantische Geldverschwendung“ wäre angesichts der damit verbundenen Risiken. Es sei nicht erforderlich, 1300 GWh in Europa zu produzieren, daher müsse man mit Förderungen „aufpassen“. Bernhart betonte, dass die umfangreichen Steuervergünstigungen für US-Hersteller in Europa nicht übertroffen werden können.
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