Krise bei SMA Solar – Hersteller von Solartechnik streicht 300 Stellen in Niestetal

Die Krise beim Hersteller von Solartechnik in Nordhessen spitzt sich zu. SMA Solar kündigt erneut Stellenabbau an. Am Hauptsitz Niestetal fallen 300 Jobs weg. Besonders die Photovoltaik-Sparte leidet, während die Konkurrenz aus China den Markt unter Druck setzt. Auch die Energiepolitik verschärft die Probleme (hessenschau: 02.10.25).


Einbruch im Solartechnik-Markt

Vorstandschef Jürgen Reinert machte deutlich, dass die Nachfrage im Bereich Photovoltaik für Heim- und Gewerbekunden massiv zurückging. In Deutschland liegt das Minus bei rund 40 Prozent. Auch in den USA brach der Markt ein. SMA hält zwar Marktanteile, doch sinkt das Gesamtvolumen rapide. Im Bereich Solartechnik bleibt deshalb ein strikter Sparkurs notwendig.

Die einzige stabile Säule bildet aktuell das Geschäft mit Freiflächenanlagen. Dort generiert das Unternehmen inzwischen 80 Prozent des Umsatzes. Doch dieser Bereich kann die Verluste in anderen Segmenten nicht dauerhaft auffangen. Reinert warnt, dass diese Abhängigkeit kein tragfähiges Modell sei.

Stellenabbau und neue Sparpläne

Bereits 2022 leitete SMA drastische Kürzungen ein. Weltweit sollten 1.100 Arbeitsplätze wegfallen, davon 700 in Niestetal. Ziel war eine Kostensenkung von 200 Millionen Euro. Mit dem nun angekündigten Stellenabbau droht erneut ein schwerer Schlag für die Belegschaft.

Rund 3.800 Beschäftigte zählt das Unternehmen noch, davon 2.800 in Nordhessen. Doch erneut steht ein Sparprogramm an, das weitere 100 Millionen Euro einsparen soll. Ab Januar plant SMA den nächsten Schritt, vor allem in der Solartechnik-Produktion am Stammsitz.

Betriebsrat stemmt sich gegen massiven Abbau

Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen demnächst an. Dessen Vorsitzender Martin Breul kritisierte die Pläne als überzogen. Er hält es für unrealistisch, dass 300 Stellen in Nordhessen tatsächlich entfallen. Sein Ziel bleibt, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

Für die Beschäftigten bringt die Ankündigung dennoch tiefe Verunsicherung. Bereits die letzte Sparrunde belastete viele Mitarbeiter, nun droht ein weiterer harter Einschnitt.

Vom Aufschwung zum Absturz der Photovoltaik

Noch vor zwei Jahren galt die Zukunft als vielversprechend. Mit dem Bau der neuen „Gigawatt-Factory“ versprach SMA mehr Kapazitäten und zusätzliche Jobs. „Ich sehe die Zukunft der Photovoltaik in der Tat sehr rosig“, erklärte Reinert damals.

Heute wirkt dieses Bild weit entfernt. Die Aktie stürzte seit Juni 2023 von über 110 Euro auf etwa 20 Euro ab. Finanzvorstand Kaveh Rouhi verwies zuletzt auf eine „stark rückläufige Zubaurate“ im Photovoltaik-Heimbereich, insbesondere in Deutschland.


Energiepolitik und Konkurrenz aus China belasten

Neben der schwachen Nachfrage erschweren politische Rahmenbedingungen den Markt. Reinert kritisierte, dass Deutschland und die USA noch immer auf fossile und nukleare Energieträger setzen. Mehr Unterstützung für Solartechnik und Speicherlösungen sei dringend notwendig.

Zusätzlich verschärft die Konkurrenz aus China den Wettbewerb. Aufgrund von Zöllen in den USA drängen die Hersteller verstärkt nach Europa. Dort drücken sie die Preise massiv nach unten, was den Druck auf SMA erhöht.

Neue Strategie: Fokus auf Software statt Hardware

Um zu bestehen, plant SMA eine strategische Neuausrichtung. Solartechnik bleibt zwar ein Kernfeld, doch stärker im Fokus stehen künftig Softwarelösungen, Cybersicherheit und schlankere Produktionsstrukturen.

So sollen Forschung und Entwicklung in Indien wachsen, während Polen als Produktionsstandort gestärkt wird. In Niestetal hingegen baut man Kapazitäten ab. Betriebsrat Breul sieht in der neuen Ausrichtung Chancen, betont aber: „Wir brauchen die Manpower, um da Tempo zu machen.“

Lesen Sie auch:

Nach oben scrollen