Deutschland zahlte am 27. September an einem einzigen Tag über 100 Millionen Euro für nicht benötigten Strom. Diese enormen Ausgaben entstanden durch Notfallmaßnahmen im Stromnetz, die etwa 38 Millionen Euro kosteten. An diesem Tag mussten 137.000 Megawattstunden (MWh) Strom entweder aus dem Netz genommen oder zusätzlich eingespeist werden. Besonders betroffen war das nördliche Bundesland Schleswig-Holstein, wo es zur Abschaltung von 444 Anlagen kam. Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Ineffizienz, die Deutschland in eine echte Kostenfalle bei der Energiewende führt (nius: 01.10.24).
Doppelte Belastung für die Staatskasse
Ein zentrales Problem ist die doppelte finanzielle Belastung: Auf der einen Seite entstehen Kosten für die Entsorgung des überschüssigen Stroms. Auf der anderen Seite erhalten Solarenergie-Produzenten weiterhin Einspeisevergütungen, auch wenn es für den erzeugten Strom keine Abnehmer gibt. Diese Vergütungen erhalten die Betreiber unabhängig von der tatsächlichen Nachfrage. Dadurch entsteht eine unnötige Verschwendung von Steuergeldern, die das Defizit im Energiekonto weiter verschärft und die Kostenfalle immer tiefer werden lässt.
Ein Blick auf das EEG-Konto, das für die Finanzierung der Einspeisevergütungen und anderer Maßnahmen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien genutzt wird, zeigt das Ausmaß des Defizits. Allein im August verzeichnete dieses Konto ein Minus von über 2 Milliarden Euro. Am 27. September, dem Tag der Notfallmaßnahmen, betrug das Defizit weitere 90 Millionen Euro. Diese fortlaufenden Verluste verdeutlichen, wie stark die finanzielle Lage des EEG-Kontos unter Druck steht.
Mehrbedarf von fast 20 Milliarden Euro für die Energiewende
Um die Kosten für ungenutzten und überschüssigen Strom auszugleichen, hatte die Bundesregierung für das Jahr 2023 insgesamt 10,6 Milliarden Euro als Einspeisevergütungen eingeplant. Dieser Betrag sollte ausreichen, um die Differenz zwischen der produzierten und der benötigten Energie abzudecken. Doch die Entwicklungen im Energiemarkt haben gezeigt, dass dieser Betrag bei Weitem nicht ausreicht. Anfang 2024 wurde daher ein zusätzlicher Mehrbedarf von 8,8 Milliarden Euro festgestellt. Dies erhöht die Gesamtsumme der notwendigen Mittel auf 19,4 Milliarden Euro. Diese gewaltige Summe dient dazu, die entstehenden Kosten für die Abregelung und Entsorgung überschüssigen Stroms sowie die fortlaufenden Einspeisevergütungen zu decken.
Die Frage, ob diese 19,4 Milliarden Euro ausreichen werden, um die Defizite des EEG-Kontos langfristig zu beheben, bleibt offen. Experten befürchten, dass die tatsächlichen Kosten für die Abregelung und Einspeisung von Strom noch weiter steigen könnten. Besonders in Zeiten schwankender Stromproduktion, beispielsweise durch stark schwankende Sonneneinstrahlung, entstehen erhebliche Ungleichgewichte im Stromnetz, die teure Eingriffe erforderlich machen.
Langfristige Risiken für die Finanzierung der Energiewende
Diese enormen Ausgaben werfen Zweifel an der langfristigen Tragfähigkeit des EEG-Kontos und der derzeitigen Energiepolitik auf. Das bestehende System, bei dem Einspeisevergütungen unabhängig von der tatsächlichen Nutzung des produzierten Stroms gezahlt werden, sorgt für wachsende finanzielle Löcher. Während erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft entscheidend für die Energiewende sind, müssen die damit verbundenen Kosten dringend kontrolliert und effizienter gestaltet werden. Ohne Reformen könnte sich die Kostenfalle weiter verschärfen.
Die fortlaufende Belastung durch ungenutzte Strommengen und die hohen Einspeisevergütungen zeigen, dass das aktuelle Modell überdacht werden muss. Ohne Reformen droht das EEG-Konto weiter ins Minus zu rutschen, was langfristig sowohl die Finanzierung der erneuerbaren Energien als auch die Staatsfinanzen belastet. Bereits jetzt zeigt sich, dass die geplanten 19,4 Milliarden Euro möglicherweise nicht ausreichen, um die entstehenden Kosten zu decken.
Dringender Reformbedarf
Die derzeitige Praxis, bei der für überschüssigen und ungenutzten Strom Milliarden ausgegeben werden, stellt ein erhebliches finanzielles Risiko dar. Deutschland sieht sich vor die Herausforderung gestellt, eine nachhaltige Finanzierungslösung für die Energiewende zu finden. Es muss dringend überprüft werden, wie überschüssiger Strom effizienter genutzt und Einspeisevergütungen angepasst werden können. Nur durch grundlegende Reformen lässt sich verhindern, dass die Kosten für den ungenutzten Strom das EEG-Konto und die Staatskasse weiter belasten.
Die aktuelle finanzielle Lage zeigt, dass das bestehende System die Kosten für erneuerbare Energien nicht mehr tragen kann. Mit fast 20 Milliarden Euro Mehrbedarf allein für das Jahr 2024 wird deutlich, dass die bisherige Planung nicht ausreicht, um die Herausforderungen der Energiewende zu bewältigen. Es bleibt abzuwarten, welche politischen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Belastung langfristig zu reduzieren und die Kostenfalle zu entschärfen.
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