Der auf Apple spezialisierter Technikhändler Gravis schließt im Juni alle Filialen in Deutschland. Der Gründer übt Kritik (merkur: 03.06.24)
Gravis schließt alle Filialen in Deutschland
Wer ein Apple-Produkt kaufen möchte, kann in die weltweit vertretenen Apple-Stores gehen. Doch auch bei einem Technikhändler fanden Fans von iPhone, iPad und MacBook in Deutschland, was sie suchten. In den Filialen von Gravis gab es eine breite Auswahl an Apple-Produkten. Nun ist jedoch Schluss für das in Berlin gegründete Unternehmen. Im Juni 2024 schließen alle Gravis-Filialen für immer.
Gravis, bekannt als Deutschlands bisher größter, auf Apple spezialisierter Händler, beendet seinen Betrieb und will bis Ende Juni 2024 alle Läden schließen. In einer Mitteilung der Muttergesellschaft Freenet AG vom 7. Mai heißt es: „Gravis, Deutschlands bisher größter, auf Apple spezialisierter Händler, wird seinen Vertrieb in den insgesamt 37 Stores und dem Online-Shop zum 15. Juni 2024 weitestgehend einstellen. Alle ausstehenden Restarbeiten werden voraussichtlich bis zum 30. Juni 2024 abgeschlossen sein.“
Gravis schließt alle Filialen: 600 Mitarbeiter betroffen
Laut Gravis-Homepage unterhält das 2013 von Freenet aufgekaufte Unternehmen „Stores in ganz Deutschland mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“. Die Wirtschaftswoche hat in einem Bericht die Abwicklung der verbliebenen Niederlassungen durch Freenet bestätigt. „Einer der Hauptgründe ist die Entwicklung, dass Monobrandshops und die damit einhergehende Abhängigkeit von einer Marke – insbesondere mit Blick auf Apple – nicht mehr nachhaltig wirtschaftlich sind“, wird ein Freenet-Sprecher zitiert.
Gravis war seit seiner Gründung im Jahr 1986 ein wichtiger Player im Technikhändler-Markt. Doch die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen und die starke Abhängigkeit von Apple machten das Geschäftsmodell nicht mehr tragfähig. Die Entscheidung zur Schließung betrifft somit nicht nur die Kunden, sondern auch die zahlreichen Mitarbeiter, die ihre Arbeitsplätze verlieren.
Kritik des Gründers
Gravis wurde 1986 von zwei Studenten der Berliner TU gegründet, einer davon war Archibald Horlitz. Auf seinem LinkedIn-Profil äußerte er nun Kritik und Unverständnis über das Aus. „Obwohl GRAVIS vor mehr als 12 Jahren an die Freenet AG verkauft wurde und schon entsprechend lang nicht mehr MEIN Unternehmen war, hatte ich eine schlaflose Nacht und bin sehr traurig“, schrieb Horlitz.
Horlitz betont seine enge Verbindung zu Apple und zeigt sich enttäuscht über die aktuelle Situation. Er sei „maßlos enttäuscht von der Firma Apple, mit der ich ein mehr als halbes Leben eng verbunden war. Meine Gedanken sind bei den vielen Mitarbeitern, die nun ihren Arbeitsplatz verlieren“. Die Entscheidung der Muttergesellschaft Freenet, alle Filialen zu schließen, trifft nicht nur die Belegschaft, sondern auch die treue Kundschaft von Gravis.
Die Schließung von Gravis markiert das Ende einer Ära im deutschen Technikhändlermarkt. Für viele Kunden bedeutete Gravis eine verlässliche Anlaufstelle für Apple-Produkte und Reparaturen. Jetzt müssen sie sich nach Alternativen umsehen, während die ehemaligen Mitarbeiter des Technikhändlers vor einer ungewissen Zukunft stehen.
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