Katar droht EU mit totalem Lieferstopp von Flüssiggas aufgrund strenger Klimaauflagen

Katar droht Europa mit einem vollständigen Lieferstopp für Flüssiggas. Das Emirat macht deutlich, dass ohne eine Lockerung der Klimaschutzauflagen keine weiteren Gaslieferungen fließen. Ohne katarisches LNG könnte die EU ihre Russland-Sanktionen kaum aufrechterhalten. Ein internes Schreiben an mehrere EU-Regierungen enthält nicht nur die Drohung, sondern auch konkrete Änderungsforderungen an die Lieferkettenrichtlinie. „Der Staat Katar und QatarEnergy werden ernsthaft alternative Märkte außerhalb der EU für unser LNG und andere Produkte in Betracht ziehen“, heißt es dort (welt 26.07.25).


Katar droht mit Lieferstopp

Die EU-Kommission bestätigte den Erhalt dieses Schreibens, hält sich jedoch mit Kommentaren zurück. Fachleute warnen, dass die geplanten Sanktionen gegen russisches Gas ab 2028 ohne Katar nicht umsetzbar sind. Neben Versorgungslücken drohen stark steigende Gaspreise. Vor allem Artikel 22 der „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ (CSDDD) sorgt für Konflikte. Katar sieht darin „offensichtliche Unstimmigkeiten und Spannungen“ mit eigenen Gesetzen. Zudem missachte die EU das Recht jedes Staates, eigene Klimaziele festzulegen.

Katar droht mit Flüssiggas-Lieferstopp wegen EU-Klimaregeln. Ohne Katar drohen Engpässe, höhere Preise und ein Energiechaos in Europa
Katar droht mit Flüssiggas-Lieferstopp wegen EU-Klimaregeln. Ohne Katar drohen Engpässe, höhere Preise und ein Energiechaos in Europa

Hohe Strafzahlungen und die zivilrechtliche Haftung bei Verstößen gefährden laut Katar die Bereitschaft, LNG nach Europa zu liefern. „Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen nicht gezwungen werden sollten, sich zwischen den Klimapolitiken ihres eigenen Staates und den EU-Vorschriften entscheiden zu müssen“, betont Energieminister Saad Sherida Al-Kaabi.

Eskalation zwischen Doha und Brüssel

Das Schreiben an die belgische Regierung vom 21. Mai unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Drohung. Belgien kontrolliert den strategisch wichtigen LNG-Hafen Zeebrugge. Nach Informationen von WELT AM SONNTAG erhielten auch andere EU-Staaten ähnliche Briefe. Das deutsche Wirtschaftsministerium verweigert zwar jede Stellungnahme zu vertraulicher Korrespondenz, doch EU-Abgeordneter Christian Ehler bestätigt: „Das Schreiben der Katarer hat unser Büro in Brüssel bereits erreicht, und es wird an einer politischen Lösung innerhalb der EU gearbeitet.“

Die EU strebt Klimaneutralität bis 2050 an. Dieses Ziel ist jedoch im Pariser Klimaabkommen nicht festgelegt. Katar verfolgt keine kurzfristige Klimaneutralität. Auf dem Doha-Forum Ende 2024 erklärte Kaabi: „Ich werde die EU sicher nicht mit Flüssigerdgas beliefern, um ihren Energiebedarf zu decken, und dann mit unseren gesamten weltweiten Einnahmen bestraft werden.“ Strafzahlungen von bis zu fünf Prozent des globalen Umsatzes seien für das Emirat nicht akzeptabel.


Katar als drittwichtigster Gaslieferant

Katar deckte im ersten Quartal dieses Jahres laut Eurostat 10,8 Prozent des europäischen LNG-Bedarfs. Nur die USA mit 50,7 Prozent und Russland mit 17 Prozent liefern mehr. Ein Lieferstopp Katars würde ein Viertel der Flüssiggasimporte entfallen lassen. Die USA könnten diese Mengen kaum ersetzen.

Der US-Anteil könnte dann auf 60 Prozent steigen, was Europas Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferland verstärken würde. Schon heute ist LNG unverzichtbar: 2021 lag der Anteil bei 20 Prozent, 2024 bereits bei 37 Prozent. Pipelinegas stammt fast nur noch aus Norwegen und Algerien. Norwegen allein liefert 53 Prozent aller Importe. Ein Ausfall Katars würde diese Abhängigkeit weiter verschärfen.

Europas Energiepolitik unter Druck

Die EU muss einen schwierigen Mittelweg finden. Einerseits drängen Klimaschutz und Lieferkettenrichtlinien, andererseits droht die Energiesicherheit zu kippen. Fachleute fordern pragmatische Lösungen, um beide Ziele zu vereinen. Das Schreiben aus Doha zeigt, wie schnell geopolitische Interessen die europäische Energieversorgung ins Wanken bringen.

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