Die Sorge um eine mögliche Deindustrialisierung in Deutschland nimmt zu. Während einige Unternehmen bereits begonnen haben, ihre Aktivitäten zu verlagern, warnt Martin Herrenknecht, der Gründer der Herrenknecht AG, einem führenden Hersteller von Tunnelbaumaschinen, vor den wachsenden Herausforderungen und dem Attraktivitätsverlust des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Seine Firma, bekannt für Innovation und Qualität, steht symbolisch für viele andere, die sich mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Herrenknecht betont die Notwendigkeit, den Standort Deutschland zu stärken, auch wenn er gleichzeitig Investitionen im Ausland plant (merkur: 15.04.24).
Industriepionier Herrenknecht warnt: „Die Ampel zerstört den Mythos von Made in Germany“
In einem kürzlich geführten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kritisierte Herrenknecht die aktuelle Politik der Ampel-Koalition. Er zeigte Verständnis für Unternehmen, die Deutschland verlassen: „Wenn man auf die Politik der Ampelregierung schaut, die das Geld mit der Gießkanne verteilt, sind solche Schritte nachvollziehbar.
Die Sozialpolitiker haben mit Entscheidungen wie dem Bürgergeld eine Welle angestoßen, die nun die Forderungen nach Lohnerhöhungen von 12,5 Prozent und nach der Viertagewoche zur Folge hat.“ Ein Kunde aus Oman habe sogar angefragt, „ob wir unter den Bedingungen in Deutschland überhaupt noch Maschinen bauen können.“ Weiterhin prangerte er an: „Die Ampel zerstört den Mythos von Made in Germany.“
Herrenknecht setzt auf Indien: „Deutschland verliert den Anschluss in der Wirtschaftspolitik“
Der Fokus von Herrenknechts zukünftigen Investitionen liegt auf Indien, wo er eine signifikante Dynamik in Infrastrukturprojekten erwartet. „Gerade im Bereich von Infrastrukturprojekten wird dort in den kommenden Jahren eine ungeheure Dynamik einsetzen“, erklärt der Unternehmer. Über die deutsche Wirtschaftspolitik äußert er sich besorgt: „Wir haben die Fähigkeit verloren, die Wirtschaft richtig einzuschätzen. Die Sozialkosten im Bundeshaushalt dürfen aus meiner Sicht einen Anteil von 30 Prozent nicht übersteigen, wir sind heute bei 50 Prozent.“ Herrenknecht warnt, dass zukünftige Generationen enorme Summen aufbringen müssen, um den Sozialhaushalt zu decken.
Herrenknecht fordert radikale Wende: „Deutschlands Infrastruktur und Sozialausgaben brauchen dringend Reformen“
Herrenknecht sieht dringenden Handlungsbedarf in der Infrastrukturpolitik. „Wir müssen als Erstes unsere Infrastruktur auf Vordermann bringen. Dazu gehört auch eine verlässliche, bezahlbare Versorgung mit Energie – und die Voraussetzung ist, dass nun endlich die Stromtrassen von Norden nach Süden gebaut werden“, fordert er. Er plädiert auch für eine stärkere Verteidigungspolitik und eine Anpassung der Sozialausgaben: „Das Soziale im Bundeshaushalt auf ein Maß zurückführen, dass es im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit unserer Volkswirtschaft steht.“
Dringender Appell an die Bundesregierung
Neben Herrenknecht fordern auch der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und die Gewerkschaft IG Metall verstärkte Anstrengungen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes. „Die Bundesregierung muss allem voran für konkurrenzfähige Energiekosten sorgen sowie attraktivere Investitionsbedingungen schaffen“, lautet die gemeinsame Forderung. Zusätzlich wird ein beschleunigter Infrastrukturausbau, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren und eine langfristige Rohstoffstrategie gefordert. Der Fachkräftemangel erfordert zudem eine stärkere Fokussierung auf Bildung.
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