Immer mehr Hamburger Haushalte geraten in finanzielle Schwierigkeiten und können grundlegende Rechnungen für Strom, Gas und Wasser nicht begleichen. Die Folgen sind gravierend. Die Versorgung wird eingestellt, wodurch viele Menschen ohne lebenswichtige Ressourcen auskommen müssen (t-online: 21.01.25).
Steigende Zahlen bei Strom- und Wassersperren
Im vergangenen Jahr kam es in Hamburg zu 6.145 Stromsperren. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu 2023 beinahe verdreifacht, wie eine Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken zeigt. Damals lag die Zahl noch bei 2.174 Sperren. Auch bei der Wasserversorgung zeichnet sich ein ähnliches Bild. Hier verdoppelten sich die Sperren fast, von 285 auf 549 Fälle. Die Gassperren stiegen weniger stark an, von neun auf 41 Fälle.
Die sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Olga Fritzsche, bewertet diese Entwicklung kritisch. Sie erklärte: „Wenn Strom oder Gas abgestellt werden, bedeutet das für viele Menschen, dass sie keine Möglichkeit zur Warmwasserbereitung, zum Kochen oder Heizen haben. Ohne Wasser ist das alltägliche Leben erheblich eingeschränkt.“
Kritik am kaum genutzten Hilfsfonds
Zur Unterstützung Betroffener richtete Hamburg im November 2022 einen Härtefallfonds ein. Ziel war es, die Auswirkungen der Energiekrise abzufedern und Stromsperren zu verhindern. Der Fonds übernahm 80 Prozent der Kosten, die restlichen 20 Prozent trugen die Versorger. Insgesamt stellte der Senat 15 Millionen Euro zur Verfügung. Doch die Resonanz blieb gering. Bis zum Auslaufen im März 2024 wurde der Fonds nur in 75 Fällen genutzt, wie der Abschlussbericht der Sozialbehörde zeigt. Die Auszahlung belief sich auf lediglich rund 105.000 Euro.
Fritzsche kritisierte, dass es für den Fonds nicht ausreichend Werbung gab und viele Betroffene nicht von der Möglichkeit erfahren hätten. Sie hält es für einen Fehler, diese Maßnahme nicht weiter zu verlängern. Eine Anpassung hätte dazu beitragen können, mehr Hamburgerinnen und Hamburger zu erreichen.
Forderungen nach neuen Lösungen
Stephan Jersch, energiepolitischer Sprecher der Linksfraktion, fordert weitere Schritte zur Entlastung der Haushalte. Er sieht die Energiepreise als zentrale Herausforderung. Eine seiner vorgeschlagenen Lösungen ist die Befreiung der Energiepreise von Netzentgelten, um Sperren zu vermeiden. Noch effektiver wäre laut Jersch ein kostengünstiges Grundkontingent für Energie.
Die Energiekrise zeigt, wie dringend sozialpolitische Maßnahmen erforderlich sind. Ohne effektive Lösungen könnten immer mehr Haushalte in Hamburg in existenzielle Notlagen geraten. Langfristige Konzepte zur Sicherung der Energieversorgung und zur Vermeidung von Sperren sind daher unverzichtbar.
Die dramatisch gestiegenen Zahlen sowohl von Strom-, als auch von Wassersperren in Hamburg verdeutlichen die Notwendigkeit, finanzielle Entlastungen gezielt auszubauen. Hilfsfonds müssen nicht nur existieren, sondern auch effektiv beworben und an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden. Ohne diese Maßnahmen drohen weitere soziale Ungleichheiten in einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Lage.
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