Die Europäische Union hat einen Schritt gemacht, der in der Energie- und Klimapolitik für Aufsehen sorgt. Sie hat Atomkraft neben erneuerbaren Energien in den Net-Zero Industry Act (NZIA) aufgenommen, ein Vorschlag, der darauf abzielt, Technologien zu unterstützen, die entscheidend für die Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 sind (eractiv: 08.12.23).
Mitgliedstaaten der Europäische Union stufen Atomkraft als „strategisch“ ein: Beschleunigte Genehmigungsverfahren erwartet
Ursprünglich wurde Atomkraft nicht als „strategisch“ für die Klimaneutralität angesehen, im Gegensatz zu erneuerbaren Energien. Dies änderte sich jedoch kürzlich, als die EU-Mitgliedstaaten, trotz des Widerstands von Deutschland, Österreich und Luxemburg, die Atomkraft in die Liste der „strategischen“ Technologien aufnahmen. Diese Entscheidung bedeutet, dass Atomkraft von beschleunigten Genehmigungsverfahren profitieren wird. Jedes EU-Land wird eine einzige Anlaufstelle für Genehmigungen haben, und die vollständige Digitalisierung soll sicherstellen, dass Genehmigungen innerhalb von neun bis zwölf Monaten erteilt werden können.
EU-Debatte über Atomkraft: Spaltung und offizielle Unterstützung für den umstrittenen Sektor
Einige Länder wie Frankreich, Bulgarien, Kroatien und Polen unterstützen die Atomkraft und betonen ihre Bedeutung für die EU. Frankreich, das stark auf Atomkraft setzt, begrüßte diese Entwicklung ausdrücklich. Andere Länder, darunter Deutschland und Luxemburg, sind gegen die Entscheidung und argumentieren, dass Atomkraft keine Lösung für die Dekarbonisierung und den Übergang zu erneuerbaren Energien ist.
Trotz dieser Meinungsverschiedenheiten unterstützen sowohl das Europäische Parlament als auch der EU-Rat offiziell die Atomenergie. Dies markiert einen bedeutenden Schritt für den umstrittenen Sektor.
Atomkraft in der EU: Uneinigkeit über Netto-Null-Technologien treibt Debatte voran
Die EU-Institutionen haben jedoch unterschiedliche Ansätze zur Liste der Netto-Null-Technologien gewählt. Der Rat behält den Ansatz der Kommission bei, der zwei Listen verwendet, eine als „strategisch“ und die andere nicht. Das Europäische Parlament hingegen fasst alle dekarbonisierenden Technologien in einer Liste zusammen.
Die endgültige Entscheidung wird in den „Trilog“-Gesprächen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission getroffen. Es ist unwahrscheinlich, dass die Atomkraft am Ende ausgeschlossen wird.
Andere Atomtechnologien, die nicht als „strategisch“ gelten, werden weiterhin als „Netto-Null“-Technologien gefördert und genießen bestimmte Vorteile. Diese Entwicklung wird die Debatte über die Rolle der Atomkraft in der europäischen Energiewende sicherlich weiter vorantreiben und in den kommenden Jahren für Diskussionen sorgen.
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