Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) machte vergangene Woche mutige Aussagen und kündigte an, dass die Stromversorgung Deutschlands bis Ende des Jahrzehnts garantiert sein wird. Was er in seiner Erklärung nicht bemerkte, war seine ambitionierte Prognose einer Verdreifachung des Tempos beim Ausbau der Windkraft- und Solaranlagen. Hierfür ist ein Zuwachs von rund 263 Gigawatt erneuerbarer Energie notwendig, von 123 Gigawatt im Jahr 2021 auf 386 Gigawatt bis 2031. Experten zweifeln an der Umsetzbarkeit von Habecks Vorgaben (bild: 02.02.23).
Deutschlands Energieziel in Gefahr: Experten zweifeln an der Umsetzbarkeit
In ihren „Handlungsempfehlungen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit mit Elektrizität“ räumt die Regierung ein, dass „das aktuelle Ausbautempo bei weitem noch nicht ausreicht“, um das Ziel zu erreichen. Experten prognostizieren, dass Habecks Ziel unerreichbar ist. Energieprofessor André Thess (Universität Stuttgart) sagt: „Eine Verdreifachung des Bautempos ist nicht realistisch.“ Sogar der Koalitionspartner ist skeptisch. Der Energieexperte der FDP, Michael Kruse (39), sagte BILD: „Ein Minister sollte Träume auch als solche bezeichnen. Robert Habeck sollte keine Sicherheit vortäuschen, wo nur Wünsche bestehen.“
Energiepolitischer Alptraum: Union-Sprecher warnt vor fehlgeschlagenem Ziel der Regierung
Der Energiepolitik-Fachsprecher der Union, Mark Helfrich (44), sagte gegenüber BILD: „Die Bundesregierung erinnert mich an einen Schüler, der behauptet, seine Versetzung sei sicher, wenn er ab jetzt nur noch die Note 1+ erhält. Die Fächer Ausbau erneuerbarer Energien, Neubau von Gas-/Wasserstoffkraftwerken, Netzausbau und Flexibilisierung der Nachfrage müssen alle mit 1+ abgeschlossen werden.“
Seine Befürchtung: „Wenn das nicht funktioniert, z. B. aufgrund eines Mangels an Fachkräften und Fertigungskapazitäten, bleibt nicht nur das Signal stehen, sondern ganz Deutschland …“
Ehrgeizige Energieziele für 2030: Wirtschaftsminister strebt 80 % Strom aus erneuerbaren Quellen an
Das Ziel des Wirtschaftsministers ist es, den Anteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen von 45 % im Jahr 2022 auf 80 % im Jahr 2030 zu steigern. Diese Zielmarke wurde durch den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung und durch das sogenannte Oster-Paket des Wirtschaftsministeriums weiter angehoben. Der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch wurde von 65 auf 80 Prozent erhöht. Es gibt jedoch eine zusätzliche Herausforderung: Durch den Strombedarf von Elektroautos und Wärmepumpen wird der erwartete Stromverbrauch bis 2030 ebenfalls ansteigen.
Um die Energieziele für 2030 zu erreichen, müssen bis Ende 2029 täglich 5,8 neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von jeweils 4,2 Megawatt errichtet werden. Dies ist ein Anstieg gegenüber dem Durchschnitt von 3,5 Windenergieanlagen pro Tag mit einer Leistung von 2,8 Megawatt von 2010 bis 2021.
Ist die Stromversorgung wirklich sicher?
Um das Ziel von 115 Gigawatt zu erreichen, müssten innerhalb von 7 Jahren 59 Gigawatt zum bestehenden Bestand von 56 Gigawatt hinzugefügt werden. Dies bedeutet, dass ein jährlicher Zubau von fast 9 Gigawatt erforderlich ist, im Vergleich zum bisherigen Höchstwert von 5,3 Gigawatt im Jahr 2017. Außerdem will Minister Robert Habeck einen schnelleren Ausbau der Solarenergie.
Obwohl Habeck eine sichere Stromversorgung verspricht, will die Bundesnetzagentur so schnell wie möglich die technische Möglichkeit schaffen, den Strombezug für Elektroautos und Wärmepumpen zu drosseln (blackout-news: 24.01.23). Ganz so sicher scheint die Stromversorgung dann doch nicht zu sein.