Wirtschaftsminister Habeck plant, die Arbeit im Alter finanziell attraktiver zu gestalten. Sein Konzept könnte das Einkommen um fast 10.000 Euro jährlich erhöhen. Der Grünen-Politiker strebt an, ältere Arbeitnehmer finanziell zu belohnen, die über das Rentenalter hinaus arbeiten. Diese sollen nicht nur ihr Gehalt erhalten, sondern auch die Arbeitgeberbeiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung direkt ausgezahlt bekommen. Dies kann für Arbeitnehmer einen Zusatzbetrag von fast 10.000 Euro pro Jahr bedeuten. Diese Initiative zielt darauf ab, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und ist Teil von Habecks Industriestrategie (businessinsider: 26.10.23).
Habecks Rentenidee: Bis zu 9.285 Euro mehr im Jahr für Arbeitnehmer, die über das Rentenalter hinaus weiterarbeiten
Personen, die über die Rentenaltersgrenze hinaus arbeiten, müssen bereits heute keine Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung mehr leisten. Dadurch bleibt mehr von ihrem Bruttoeinkommen netto. Allerdings müssen die Arbeitgeber ihren Anteil an die Sozialkassen weiterhin abführen. In der Rentenversicherung beträgt dieser Anteil derzeit 9,3 Prozent des Bruttoeinkommens, in der Arbeitslosenversicherung 1,3 Prozent. Mit Habecks Vorschlag würden diese Beträge, insgesamt 10,6 Prozent des Bruttogehalts, nicht mehr an die Sozialkassen, sondern direkt an die älteren Arbeitnehmer ausgezahlt.
Die zusätzliche Auszahlung kann je nach Gehalt erheblich sein. Sozialbeiträge werden bis zu einer bestimmten Bemessungsgrenze erhoben, die derzeit bei 7.100 Euro in den neuen Bundesländern und 7.300 Euro in den alten Bundesländern liegt. Personen, die über dieser Grenze verdienen und weiterhin arbeiten, würden 10,6 Prozent dieses Betrags zusätzlich erhalten. Im Osten Deutschlands wären das 752 Euro und im Westen 773 Euro monatlich, was auf das Jahr hochgerechnet bis zu 9.285 Euro mehr ergibt.
Kontroverse Pläne: Steuergelder für längeres Arbeiten im Alter?
Auch durchschnittlich verdienende Arbeitnehmer hätten einen Anreiz, länger im Beruf zu bleiben. Im Jahr 2022 lag der durchschnittliche Vollzeitverdienst laut Statistischem Bundesamt bei 4.100 Euro. 10,6 Prozent davon entsprechen 434 Euro pro Monat oder 5.215 Euro pro Jahr. In vielen Berufen und Branchen gibt es bereits heute einen Mangel an Arbeitskräften, mit rund 750.000 offenen Stellen bei den Jobcentern. Unternehmen berichten sogar von über 1,5 Millionen unbesetzten Stellen aufgrund fehlender geeigneter Kandidaten. Die Lücke wird größer, da die Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsleben ausscheidet und weniger junge Menschen in den Arbeitsmarkt eintreten. Daher plant die Regierung Maßnahmen zur Förderung der Erwerbstätigkeit von Frauen, zur Anwerbung von Fachkräften und zur Integration von Geflüchteten.
Habecks Strategie betont das Potenzial älterer Arbeitnehmer zur Ausweitung des Arbeitsvolumens und setzt auf Freiwilligkeit und Anreize. Eine Möglichkeit zur Förderung der Beschäftigung im Rentenalter wäre die direkte Auszahlung der Arbeitgeberbeiträge zur gesetzlichen Arbeitslosen- und Rentenversicherung nach Erreichen der Regelaltersgrenze an die Arbeitnehmer. Alternativ könnte ein steuerlicher Freibetrag für sozialversicherungspflichtige Beschäftigte über der Regelaltersgrenze in Betracht gezogen werden.
Riskanter Umbau: Habecks Strategie für Deutschlands Industrie mit höheren Schulden
Habecks Industriestrategie mit dem Titel „Industriepolitik in der Zeitenwende. Industriestandort sichern, Wohlstand erneuern, Wirtschaftssicherheit stärken“ hat zum Ziel, die deutsche Industrie in ihrer Vielfalt zu erhalten und auf den klimafreundlichen Umbau der Industrie hinzuarbeiten. Die Regierung plant, diesen Umbau zu steuern und die Unternehmen auf vielfältige Weise zu unterstützen. Dies umfasst günstigere Strompreise durch den Ausbau erneuerbarer Energien, weniger Bürokratie und eine verstärkte Einwanderung von Fachkräften. Habeck fordert auch staatliche Subventionen zur Ansiedelung neuer Unternehmen und zum Erhalt bestehender Firmen sowie Steuererleichterungen und Fördermittel. Die Finanzierung soll durch eine größere Verschuldung des Staates ermöglicht werden, wobei die Schuldengrenze infrage gestellt wird, um den veränderten Realitäten gerecht zu werden.
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