Großbritannien reaktiviert den Kohleabbau und genehmigt zum ersten Mal seit 30 Jahren sogar ein neues Kohlebergwerk. Das neue Bergwerk soll in einer strukturschwachen Region in Nordengland entstehen und rund 500 neue Arbeitsplätze in der Region sichern. Konservative bezeichnen den Schritt als „Gute Nachrichten für den Norden und den gesunden Menschenverstand“ (Welt: 09.12.22). Klimaschützer sind entsetzt.
Großbritannien genehmigt Bau eines neuen Kohlebergwerks
Nach jahrelangem Abwägen hat der britische Minister für Regionalausgleich und Bau, Michael Gove, die Erlaubnis für den Bau des Kohlebergwerks Woodhouse Colliery in Cumbria im englischen Nordwesten erteilt. Mit der Genehmigung des Projekts fließen rund 190 Millionen Euro Investitionen in die strukturschwache Region.
Das Kohleprojekt ist allerdings auch in der regierenden konservativen Partei höchst umstritten. Der Kohleabbau steht in direktem Widerspruch zur gesetzlichen Vorgabe, die Emissionen von Treibhausgasen bis zum Jahr 2050 auf Null zu reduzieren. Schon im Vorfeld der Entscheidung bezeichnete der Abgeordnete und Vorsitzender des Klimagipfels COP26 in Glasgow, Alok Sharma, die Entscheidung als ein Eigentor und einen Schritt in die falsche Richtung. „Überdies beschädigt sie die hart erarbeitete, internationale Reputation Großbritanniens“, so Alok Sharma.
Neues Kohlebergwerk unter den Abgeordneten höchst umstritten
Der rechte Flügel der Regierungspartei würde die nationalen Emissionsziele am liebsten aufgeben oder zumindest den Zeitplan deutlich verzögern. Andere Abgeordnete wollen stattdessen lieber die erneuerbaren Energien schneller ausbauen. Premierminister Rishi Sunak hat dieser Fraktion einen Tag zuvor noch ein Zugeständnis gemacht und den seit 2016 geltenden Bann für Windkraftparks an Land aufgehoben.
Um den Bau des neuen Kohlebergwerks streiten sich Befürworter und Gegner bereits seit 2014. Bereits erfolgte regionale und nationale Zulassungen wurde im Vorfeld des Klimagipfels in Glasgow wieder zurückgezogen. Erneute Klagen könnten die jetzige Genehmigung zum Bau noch weiter aufhalten.
Kohle müsste ansonsten aus dem Ausland importiert werden
Eine unabhängige Planungskommission hat darauf verwiesen, dass die Kohle für die Stahlproduktion eingesetzt wird und ansonsten importiert werden müsse. Großbritannien hat die Kohleverstromung in den letzten Jahren drastisch reduziert und massiv in Gaskraftwerke und große Windparks vor den Küsten investiert.
Das neue Bergwerk soll in erster Linie der Stahlindustrie im Land einen Schub verleihen. Nach der Fertigstellung soll es drei Millionen Tonnen Kokskohle im Jahr fördern. Das entspricht rund 18 Prozent des britischen Jahresverbrauchs.
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