Deutschlands Top-Unternehmen ziehen ins Ausland, nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Forschung und Entwicklung. Doch warum? Nicht etwa aus Frustration über Deutschland. Unternehmen wie Adidas, Beiersdorf und Volkswagen haben andere Gründe, in Asien und Amerika präsenter zu sein (welt: 11.12.23).
Deutsche Top-Unternehmen verlagern Forschung und Entwicklung ins Ausland: Was steckt dahinter?
Positive Nachrichten gibt es von Volkswagen: Ein neues Entwicklungszentrum wird Anfang Januar eröffnet, hochmodern und auf Software und Elektromobilität ausgerichtet. Der Konzern investiert eine Milliarde Euro und schafft 3000 hoch qualifizierte Arbeitsplätze – allerdings nicht in Deutschland, sondern in Hefei, China.
Bild: N509FZ, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
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Das ist keine gute Nachricht, denn während die VW-Entwickler in China Tests durchführen, wird in Wolfsburg über Sparpläne verhandelt. Ein ähnliches Entwicklungszentrum war auch in Niedersachsen geplant, aber es könnte dem neuen Vorstandschef Oliver Blumes „Performanceprogramm“ zum Opfer fallen.
Die Verlagerung von Fabriken in kostengünstigere Länder ist keine Neuigkeit. Viele Branchen, wie Schuh- und Bekleidungshersteller, produzieren nicht mehr in Deutschland. Bisher blieben jedoch hochwertige Arbeitsplätze hier, wie bei Adidas in Herzogenaurach.
Doch nun sind auch diese Stellen gefährdet. Unternehmen planen vermehrt, Forschung und Entwicklung im Ausland anzusiedeln, da die Standortfaktoren für Investitionen und Innovationen in Deutschland in den letzten Jahren schlechter geworden sind. „Das führt dazu, dass nun 34 Prozent der Unternehmen planen, Forschung und Entwicklung im Ausland aufzubauen“, sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Warum deutsche Unternehmen Forschung und Entwicklung ins Ausland verlagern
Dies betrifft nicht nur die Autoindustrie, sondern auch andere Branchen. Die Nähe zum Kunden spielt eine wichtige Rolle, insbesondere in der Modebranche, wo regionaler Geschmack und soziale Codes variieren. Bei Adidas wurde deshalb das Produktdesign in „Creation Center“ in wichtigen Märkten ausgelagert, um den Bedürfnissen der Kunden vor Ort gerecht zu werden.
Ein ähnlicher Ansatz gilt für Beiersdorf, wo Forschungseinrichtungen in China und den USA neue Hautpflegeprodukte für lokale Kunden entwickeln. Die Nähe zu Regulierungsbehörden ist ebenso wichtig, um Innovationen genehmigt zu bekommen. Deutsche Unternehmen planen vermehrt Investitionen in Forschung und Entwicklung im Ausland.
Das DIHK zeigt, dass andere Länder wie China in vielen Bereichen aufholen und Deutschland in Bezug auf Forschung und Entwicklung überholen. Die Unternehmen folgen ihren Kunden und den Angeboten der Regierungen, wie dem Subventionspaket Inflation Reduction Act in den USA. Der Heimatmarkt spielt in diesem globalen Wettbewerb eine immer geringere Rolle.
Wie Schneider Electric erfolgreich ohne Hauptquartier agiert und die besten Talente anzieht
Ein Beispiel ist Schneider Electric, eines der größten Industrieunternehmen Frankreichs. Sie agieren wie ein Netzwerk aus weltweit verteilten, weitgehend autarken Einzelunternehmen. Die globale Aufstellung hilft nicht nur bei der Kundennähe, sondern auch bei der Anziehung von Talenten. Es geht nicht mehr nur darum, die billigsten Arbeitskräfte zu finden, sondern die besten.
Insgesamt zeigt sich, dass deutsche Unternehmen verstärkt Forschung und Entwicklung ins Ausland verlagern, um den sich ändernden Anforderungen des globalen Marktes gerecht zu werden.
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