Deutschland soll seinen Gasverbrauch um 30 Prozent reduzieren, um mit den Vorräten sicher über den Winter zu kommen. Das ergibt eine neue Energiestudie des vom Bund geförderten Kopernikus-Projekt Ariadne vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, an dem 30 Forscher beteiligt waren. Die Reduzierung des Verbrauchs sei der wichtigste Baustein, um Deutschlands Energiesouveränität und geopolitische Widerstandskraft wieder zu erhöhen (Welt: 20.20.22)
Studie fordert Reduzierung bei privaten Haushalten
Der Vize-Leiter des Projekts erklärt das Ergebnis so: „30 Prozent des Gasverbrauchs aus Vorkrisenzeiten müssen runter. Wir können damit auch die Gaspreise und verbleibenden Importabhängigkeiten auf ein erträgliches Maß begrenzen.“ Dabei sehen die Forscher das größte Einsparpotenzial im Heizverhalten bei den privaten Haushalten.
Gasverbrauch der privaten Haushalte beträgt nur 31 Prozent
Doch was bedeutet eine Reduzierung um 30 Prozent. Dazu muss man sich zunächst die Zahlen aus der Vergangenheit anschauen. Laut Statista haben die privaten Haushalte im Jahr 2021 insgesamt 31 Prozent des Jahresverbrauch bei Erdgas verbraucht (Statista: 04.05.22) . Wenn man also diese 30 Prozent bei den privaten Haushalten holen will, dürfen diese gar nicht mehr heizen.
12 Prozent des Erdgasverbrauchs gehen immer noch zulasten der Stromerzeugung. Diese erzeugen aktuell ungefähr so viel Strom wie die letzten drei verbliebenen Atomkraftwerke. Weitere 13 Prozent verbrauchen Gewerbebetriebe, Handel und Dienstleistungsbetriebe. Darunter fallen zum Beispiel alle Bäckereien, das Gastgewerbe und Handwerksbetriebe. Zur Erzeugung von Fernwärme wurde im Jahr 2021 noch 7 Prozent des gesamten Erdgases verbraucht. Der größte Verbraucher ist und bleibt aber die Industrie, mit einem Verbrauch von 37 Prozent. Diese prozentuale Verteilung des Gasverbrauchs hat sich in den letzten 10 Jahren kaum verändert.
Größter Verbraucher ist die Industrie – dort wurde der Verbrauch aber schon drastisch reduziert
Allerdings bestätigen die Forscher auch, dass die Industrie bisher bereits viel Gas eingespart hat. „Die Industrie hingegen reagiert deutlich sensibler auf die hohen Preise: Bisher ist der industrielle Gaseinsatz im Jahr 2022 um etwa 20 Prozent gegenüber den Vorjahren zurückgegangen“, heißt es dazu. Dort ist also kaum noch eine Einsparung möglich, denn viele Fertigungsprozesse lassen sich nicht auf andere Energieträger umstellen. Dazu benötigt die chemische Industrie Erdgas zur Herstellung vieler Grundstoffe, wie Ammoniak und Acetylen. Den Gasverbrauch dort würde weiter zu senken, würde unmittelbar zu Lieferengpässen in vielen Bereichen führen.
Man sieht also, die Förderung weitere 30 Prozent einzusparen, geht also, nur wenn alle Heizungen komplett abgedreht werden, oder die Produktion in der Industrie und im Gewerbe drastisch gekürzt wird, Letzteres führt allerdings zu einem drastischen Verlust des Bruttosozialprodukts. Die entsprechenden Folgen sind: Verknappung des Warenangebots, Kurzarbeit, Insolvenzen und Arbeitslosigkeit, oder kurzum ein massiver Verlust unseres Wohlstands.
Mit der Forderung immer weiterer Reduzierungen verspielt die Politik ihr Vertrauen in der Bevölkerung
Dazu verspielt die Politik mittlerweile vollkommen das Verbrauch in der Bevölkerung. Zuerst hieße es. „Wir werden gut durch den Winterkommen“. Gefolgt von: „Wir brauchen etwas Glück beim Wetter, um über den Winter zu kommen“ (Blackout-News: 26.09.22). Noch vor wenigen Tagen hätten 20 Prozent Einsparung gereicht, um sicher über den Winter zu kommen, jetzt sind es bereits 30 Prozent. Dabei herrschen aktuell sogar noch relativ milde Temperaturen für diese Jahreszeit. Sicher ist auf jeden Fall, wenn wir 100 Prozent sparen, reicht es auf jeden Fall. Nur dann gehen in unserem Land die Lichter aus.
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