Vor den europäischen Küsten fahren mehr als 30 Flüssiggas-Tanker im Kreis und warten auf höhere Gaspreise. Laut den Energie-Analysten von Vortexa transportieren diese Schiffe Flüssigerdgas im Wert von mehr als 2 Milliarden Euro (Buisenessinsider: 08.11.22). Mit dem zurückgehaltenen LNG könnten rund 2,7 Millionen Haushalte ein ganzes Jahr lang mit Energie versorgt werden. Doch die Gaspreise sind den Händlern zu stark gefallen. Deshalb warten sie auf den nächsten Preisschub und weisen die Reeder an, vor den Küsten zu warten. Gas ist zum Spielball der Spekulanten geworden.
Händler lassen LNG-Tanker vor den Küsten warten, um die Preise nach oben zu treiben
Der Gasverbrauch ist aufgrund der ungewöhnlich milden Temperaturen stark gesunken. Die europäischen Speicher sind nahezu voll. Das hat zusammen zu einem deutlichen Rückgang des Gaspreises geführt. Die Händler setzen darauf, dass es in den kommenden Tagen deutlich kälter wird und der Verbrauch wieder steigt. Damit würden auch die Preise wieder anziehen. Aus diesem Grund lassen sie ihre Tanker vor den Küsten warten, um so die Preise künstlich nach oben zu treiben.
Die europäischen Referenzpreise lagen bei der letzten Überprüfung an der ICE-Börse um 3,42 Prozent niedriger bei 121,145 Euro pro Megawattstunde. Das bedeutet einen Rückgang von 60 Prozent seit ihrem Höchststand von 346 Euro pro Megawattstunde im August.
Spekulanten verdienen Millionen mit der Europas Abhängigkeit vom Flüssiggas
Aktuell beträgt der durchschnittliche Wert einer einzelnen Tanker-Ladung circa 114,5 Millionen US-Dollar. Schon ein Preisaufschlag von sechs Prozent würde jedem Tanker einen zusätzlichen Erlös von gut sieben Millionen US-Dollar einbringen. Wenn das Gas aber wieder knapp wird, sind durchaus Preissteigerungen von 30 Prozent und mehr möglich. Die Gashändler könnten dann sogar hohe zweistellige Millionenbeträge zusätzlich verdienen. Das Geschäft ist äußerst lukrativ und die Gewinnspannen sind extrem hoch. Die großen Konzerne haben quasi ein Monopol, denn Europa ist durch den Boykott von russischem Gas auf die LNG-Lieferungen angewiesen und muss letztendlich jeden Preis dafür bezahlen. Gas ist zum Spielball der Spekulanten geworden und Europa ist diesen wehrlos ausgeliefert
Energiekonzerne melden Rekordgewinne
So hat der Energiekonzern BP in der vergangenen Woche einen Quartalsgewinn von 8,2 Milliarden Dollar gemeldet und führte dies auf „außergewöhnliche“ Gewinne im Gasgeschäft zurück. Auch der weltgrößte LNG-Händler Shell hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen Gewinn von knapp 32 Milliarden Dollar erzielt. Das ist mehr als im gesamten Jahr zuvor.
Reedereien haben Frachtraten drastisch erhöht
Doch nicht nur die Gashändler, sondern auch die Betreiber der LNG-Tanker streichen hohe Gewinne ein, denn diese haben die Chartergebühren für ihre Schiffe bis zum Dreißigfachen erhöht. Hapag-Lloyd rechnet dieses Jahr mit einem Gewinn von voraussichtlich 18 Milliarden Euro. Damit wäre Hapag-Lloyd das profitabelste Unternehmen Deutschlands. Die Leidtragenden sind die deutschen Verbraucher.
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