Die französischen Abgeordneten haben mit einer überwältigenden Mehrheit für den zügigen Bau sechs neuer Atomkraftwerke bis zum Jahr 2050 gestimmt. Die Energieministerin erklärte, dass dies sowohl dazu diene, „CO₂-Neutralität“ zu erreichen, als auch die Möglichkeit bieten würde, Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen herzustellen (usinenouvelle: 16.05.23).
Frankreich beschleunigt den Bau neuer Atomkraftwerke – Deutschland abhängig von französischem Atomstrom
Deutschland erkennt zunehmend, dass es nicht ohne Atomstrom aus Frankreich auskommen kann (Bild: 13.06.23). Die französische Regierung hat jetzt ein wichtiges Gesetz zur Beschleunigung des Kernenergiebaus verabschiedet. Laut der zuständigen Energieministerin Agnès Pannier-Runacher sollen die Atomkraftwerke zusätzliches Geld für Frankreich einbringen.
Am 16. Mai hat das französische Parlament das neue Gesetz zur Beschleunigung der Kernenergiebauprojekte mit großer Mehrheit in der Nationalversammlung verabschiedet. 399 Abgeordnete stimmten dafür, nur 100 dagegen. Die Stimmen kamen von verschiedenen Parteien, einschließlich der Präsidentenminderheit, des Rassemblement National (RN), der Républicains und der Kommunisten. Die „Aufsässigen Frankreichs“ (LFI) und die Grünen waren dagegen, während sich die Sozialisten enthielten. Das Gesetz war Gegenstand von acht Monaten kontroverser Diskussionen. Dennoch war es bei den französischen Abgeordneten weniger umstritten als andere Vorhaben.
Neue Generation von Kernreaktoren: Beschleunigung des Baus und höhere Leistung
Es sollen nun sechs Kernreaktoren der „zweiten Generation“ vom Typ EPR (European Pressurized Reactor) gebaut werden, davon zwei bis zum Jahr 2037. Die restlichen vier EPR2-Anlagen sollen bis 2050 fertiggestellt sein. Die neuen Kraftwerke werden eine höhere Leistung erbringen als die bestehenden. Das neue Gesetz zielt hauptsächlich darauf ab, die staatliche Genehmigung für die Bauprojekte zu beschleunigen, was normalerweise fünf bis sechs Jahre dauert. Die Genehmigungsphase kann jetzt mit dem Bau der Kraftwerke überlappen, um mehrere Jahre einzusparen.
Ursprünglich war geplant, sogar 14 neue Kraftwerke zu bauen. Im Februar stellte die Energieministerin Agnès Pannier-Runacher der Industrie die Frage: „Könnt ihr über 14 Reaktoren hinausgehen bis 2050?“ Es stellte sich heraus, dass dies aufgrund der erforderlichen Kapazitäten zu ambitioniert war.
Frankreich investiert in Kernenergie: CO₂-Neutralität und Umweltschutz im Fokus
Die Ministerin möchte durch Investitionen in die Kernenergie die „CO₂-Neutralität“ sicherstellen, wie es im EU-Klimagesetz bis 2050 vorgesehen ist. Im Parlament sagte sie: „Ja, die Wiederbelebung unserer Kernenergiebranche bedeutet, die Umwelt zu schützen. Wie kann man sich als Umweltschützer bezeichnen, wenn man fossile Energien den kohlenstofffreien Energien vorzieht?“
Frankreich verfügt derzeit über 56 Kernkraftwerke und ist nach den USA der zweitgrößte Atomstromproduzent weltweit. Ab 2027 könnte der Bau der ersten neuen Reaktoren beginnen.
Die Baukosten für die neuen Kraftwerke sollen zwischen 48 und 52 Milliarden Euro liegen und über einen Zeitraum von 25 Jahren verteilt werden. Ein Betrag von zwei Milliarden Euro pro Jahr wird als finanzierbare angesehen. Es wird keine höheren Steuern benötigen, wie Agnès Pannier-Runacher in einem Interview sagte. Sie betonte, dass es sich nicht nur um eine Ausgabe handelt, sondern um eine Investition, die „den Franzosen Geld einbringen“ soll. Das Ziel sei es, die Fähigkeit zu schaffen, Strom zu wettbewerbsfähigen Kosten zu produzieren.
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