Die Automobilbranche steht vor einem Wendepunkt. Große Konzerne wie Ford haben in den vergangenen Jahren Milliarden in die Entwicklung von Elektroautos investiert, um mit Marktführern wie Tesla konkurrieren zu können. Doch nun sieht sich Ford gezwungen, seine Strategie neu auszurichten. Angesichts einer schwächeren Nachfrage nach Elektrofahrzeugen hat das US-Unternehmen entschieden, ein bereits angekündigtes, batteriebetriebenes SUV mit drei Sitzreihen doch nicht zu bauen. Diese Entscheidung kostet den Autoriesen bis zu 1,9 Milliarden Dollar (handelsblatt; 21.08.24).
Ford kämpft mit Elektroauto-Verlusten: Drastische Kürzungen und Verschiebungen im E-Modell-Plan
Ford leidet aktuell unter hohen Verlusten in seiner Elektroauto-Sparte. Gleichzeitig erzielen die traditionellen Verbrenner-Modelle und der Nutzfahrzeug-Bereich weiterhin solide Gewinne. Besonders gefragt sind Fahrzeuge mit Hybridantrieb, die eine Brücke zwischen konventionellen und elektrischen Antrieben schlagen. Diese Marktentwicklungen haben Ford zu grundsätzlichen Entscheidungen veranlasst. Die Investitionen in Elektromodelle werden künftig auf 30 Prozent des jährlichen Budgets reduziert, nachdem zuvor noch 40 Prozent vorgesehen waren.
Ein Beispiel für die Neuausrichtung ist der Elektro-Pickup F-150 Lightning. Sein Nachfolgemodell sollte ursprünglich 2025 auf den Markt kommen, doch dieser Termin wurde nun auf Ende 2027 verschoben. In der Zwischenzeit arbeitet Ford daran, die Kosten für Batterien zu senken, um die Rentabilität seiner Elektrofahrzeuge zu verbessern.
Ford stellt Weichen neu: Profitabilität und Fokus auf Kernmodelle
Finanzchef John Lawler betonte, dass jedes neue Modell innerhalb des ersten Jahres nach Markteinführung profitabel sein solle. Ein klarer Fokus liegt nun auf einem neuen Lieferwagen, der 2026 in Produktion gehen soll, sowie einem mittelgroßen Pickup, dessen Einführung für 2027 geplant ist. Diese Fahrzeuge sollen den Weg für eine rentablere Elektroauto-Sparte ebnen.
Die Ankündigung von Ford ist ein Zeichen für die Herausforderungen, denen sich die Automobilindustrie im Bereich der Elektromobilität gegenübersieht. Während die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen während der Corona-Pandemie stark angestiegen war, schwächt sie sich nun merklich ab. Auch Tesla, der Vorreiter in diesem Marktsegment, spürt diese Entwicklung. Gleichzeitig hat auch General Motors seine Elektroauto-Pläne zurückgefahren, was zeigt, dass die gesamte Branche mit ähnlichen Problemen konfrontiert ist.
Lucid trotzt Marktkrise: Großer Elektro-SUV kommt trotz Milliardenverlusten
Im Gegensatz zu Ford hält der Tesla-Konkurrent Lucid an seinen Plänen für ein großes Elektro-SUV fest. Firmenchef Peter Rawlinson kündigte an, dass die ersten Käufer das Modell Lucid Gravity bis Ende des Jahres erhalten sollen. Rawlinson zeigte sich zuversichtlich, dass die aktuelle Schwäche im Elektroauto-Markt nur vorübergehend sei und bezeichnete den Fokus auf Hybridantriebe als „Sackgasse“. Lucid schreibt derzeit hohe Verluste mit seinem ersten Modell, doch das Unternehmen wird von umfangreichen Investitionen aus Saudi-Arabien unterstützt.
Diese unterschiedlichen Ansätze von Ford und Lucid verdeutlichen die Unsicherheit, die derzeit in der Elektroauto-Branche herrscht. Während Ford sich auf die Rentabilität und die Anpassung an die aktuelle Marktsituation konzentriert, bleibt Lucid seinem Ziel treu, sich als führender Anbieter von Elektrofahrzeugen zu etablieren, unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen.
Die Entscheidung von Ford, ein geplantes Elektro-SUV nicht zu bauen, markiert einen Wendepunkt in der Strategie des Unternehmens und zeigt die Herausforderungen auf, die die Automobilindustrie im Bereich der Elektromobilität bewältigen muss. Während Ford seine Investitionen neu ausrichtet und sich auf rentablere Modelle konzentriert, setzt Lucid weiterhin auf das Potenzial des Elektroauto-Marktes, trotz aktueller Schwierigkeiten. Diese Entwicklungen werfen ein Schlaglicht auf die Unsicherheiten, die mit der Transformation der Branche hin zur Elektromobilität verbunden sind.
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