Eine finanzielle Rücklage für unvorhergesehene Ausgaben zu haben, ist grundsätzlich ratsam. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass die Hälfte der Deutschen weniger als 2000 Euro für eine Notlage zur Verfügung hat. Bei 39 Prozent beträgt die Rücklage sogar weniger als 1000 Euro. Diese Zahlen stammen aus dem „Liquiditätsbarometer Deutschland 2024“, einer Umfrage, die von YouGov im Auftrag der Team Bank AG durchgeführt wurde (pnp: 25.08.24).
Finanzielle Notlage: Wie viele Deutsche bei plötzlichen Ausgaben in die Schuldenfalle tappen
Wenn plötzlich größere Ausgaben wie eine Autoreparatur oder der Austausch einer defekten Waschmaschine anstehen, können schnell mehrere hundert Euro oder mehr notwendig werden. Wer dann kein finanzielles Polster hat, steht vor großen Herausforderungen. Viele greifen in solchen Situationen auf den teuren Dispokredit ihres Girokontos zurück oder sind gezwungen, einen Ratenkredit aufzunehmen. Die Studie zeigt auf, dass in Deutschland viele Haushalte nicht ausreichend auf solche Notfälle vorbereitet sind.
Das Liquiditätsbarometer liefert dabei detaillierte Einblicke: 9 Prozent der Befragten gaben an, überhaupt keine Rücklagen zu haben. Weitere 16 Prozent verfügten über weniger als 500 Euro, 14 Prozent über 500 bis unter 1000 Euro und 11 Prozent hatten 1000 bis unter 2000 Euro zur Verfügung. Lediglich 22 Prozent der Bevölkerung gaben an, über 5000 Euro oder mehr zu verfügen. Diese Ergebnisse sind alarmierend, besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.
Ungeplante Ausgaben: Ein wachsendes Problem bei plötzlicher Notlage
Auch das Statistische Bundesamt hat sich mit der Thematik beschäftigt und kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Immer mehr Menschen in Deutschland sind nicht in der Lage, ungeplante Ausgaben zu stemmen. Im vergangenen Jahr waren 35 Prozent der Bevölkerung davon betroffen, ein Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Diese Entwicklung ist nicht nur ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Lage, sondern auch ein Hinweis darauf, dass viele Haushalte bereits jetzt an ihren finanziellen Grenzen operieren.
2021 lag der Anteil noch bei 32,2 Prozent, 2022 stieg dieser auf 33,9 Prozent. Das zeigt, dass die finanzielle Situation vieler Menschen zunehmend angespannt ist. Besonders betroffen sind Haushalte mit geringem Einkommen, die wenig Spielraum haben, um Rücklagen zu bilden.
Wo die Deutschen sparen wollen
Angesichts steigender Lebenshaltungskosten planen viele Deutsche, ihre Ausgaben in bestimmten Bereichen zu reduzieren. Laut der Umfrage des Liquiditätsbarometers wollen 30 Prozent der Befragten künftig seltener Restaurants besuchen. Auch Urlaubsreisen stehen auf der Streichliste: 19 Prozent der Deutschen möchten in Zukunft weniger für Reisen ausgeben. Im Haushalt planen 16 Prozent der Befragten Sparmaßnahmen, während 14 Prozent Ausgaben für kulturelle Aktivitäten senken wollen. Auch der Kauf von Elektronikartikeln ist für 12 Prozent der Deutschen ein Bereich, in dem Einsparungen geplant sind.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass viele Menschen bereits jetzt beginnen, ihre Ausgaben kritisch zu hinterfragen. Die steigenden Preise in vielen Lebensbereichen zwingen sie dazu, auf Konsum zu verzichten oder ihn zumindest stark einzuschränken. Besonders Freizeitaktivitäten und Luxusgüter stehen dabei im Fokus der Einsparungen.
Finanzielle Vorsorge bleibt eine Herausforderung
Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass finanzielle Rücklagen für viele Menschen in Deutschland eine große Herausforderung darstellen. Der Anteil der Bevölkerung, der nicht in der Lage ist, unerwartete Ausgaben zu bewältigen, wächst stetig. Die steigenden Preise verschärfen die Situation zusätzlich. Viele sind gezwungen, auf Konsumgüter und Freizeitaktivitäten zu verzichten, um den Alltag finanziell bewältigen zu können.
Eine bessere finanzielle Planung und mehr Aufklärung über Sparmöglichkeiten könnten hier Abhilfe schaffen. Doch in Zeiten hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit bleibt dies für viele eine schwierige Aufgabe. Die Ergebnisse des Liquiditätsbarometers unterstreichen die Bedeutung, frühzeitig finanzielle Vorsorge zu treffen, um für unerwartete Ausgaben gerüstet zu sein.
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