Die FDP setzt sich beim Heizungsgesetz für das Thema Wasserstoff ein, aber Experten widersprechen und warnen vor falschen Anreizen für die Verbraucher. Nach langen Debatten und Diskussionen will die Ampelregierung das Gebäudeenergiegesetz (GEG) in der kommenden Woche im Bundestag endgültig beschließen. Insbesondere die FDP drängte darauf, dass ein Vorschlag in das GEG aufgenommen wird: die Möglichkeit, Gasheizungen zukünftig mit Wasserstoff zu betreiben. Diese Technologie ist jedoch umstritten und die Wissenschaft sieht darin keine alternative Heizmethode.
FDP-Ministerin verstrickt sich in Fragen zu Wasserstoff – Kritik an Irreführung der Wähler
In der Talkshow Markus Lanz im ZDF konnte Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), keine klaren Antworten auf Fragen zum Thema Wasserstoff geben. Moderator Lanz betonte, dass sie als Forschungsministerin dies eigentlich wissen müsse. Er fragte, wann man in Deutschland mit grünem oder überhaupt mit Wasserstoff heizen könne. Stark-Watzinger wich den Fragen aus und sprach von „Energieoffenheit“ und blieb vage. Sie sagte: „Ich gehe davon aus, dass wir auch mit Wasserstoff heizen werden.“
Auch Sonja Álvarez, stellvertretende Leiterin des Hauptstadtbüros der Wirtschaftswoche, war als Gast in der Sendung und kritisierte Stark-Watzinger entschieden. Sie sagte: „Ich finde, dass die FDP hier tatsächlich die Wählerinnen und Wähler komplett in die Irre führt.“ Sie kritisierte, dass die FDP mit dem Begriff „Energieoffenheit“ suggeriere, dass man weiterhin Gasheizungen einbauen könne und diese dann plötzlich „Wasserstoff-ready“ seien.
Wasserstoff als Heizmethode – Experten warnen vor mangelnder Verfügbarkeit und hohen Kosten
Auch viele Experten sehen keine Zukunft für das Heizen von Gebäuden mit Wasserstoff. Dr. Jan Rosenow, Energieexperte am Environmental Change Institute der Universität Oxford, erklärte gegenüber Focus online Earth: „Das ist eine Sackgasse. Wasserstoff wird nicht in ausreichender Menge verfügbar sein und müsste importiert werden. Zudem ist das Heizen mit Wasserstoff viel teurer als etablierte Technologien wie Wärmepumpen und Fernwärme“ (Focus: 30.06.23).
Rosenow betont, dass grüner Wasserstoff in zu geringen Mengen verfügbar ist, um ihn flächendeckend zu nutzen. Die Herstellung von Wasserstoff ist im Vergleich zu erneuerbaren Energien im Betrieb von Wärmepumpen sehr verschwenderisch. Zudem sind die Gasnetze noch nicht für Wasserstoff geeignet. Er sieht jedoch eine sinnvolle Verwendung von Wasserstoff in der Industrie, um dort klimaneutraler zu werden.
Darüber hinaus ist Wasserstoff besonders teuer. Laut Rosenow müsste man in Deutschland 5000 Euro pro Jahr bezahlen, um ein Haus mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden jährlich mit Wasserstoff zu beheizen. Dies ist mehr als doppelt so hoch wie die erwarteten Betriebskosten einer Wärmepumpe mit einem Wärmepumpen-Stromtarif im Jahr 2030.
Aufgrund dieser Gründe empfiehlt er, den Verbrauchern keine falschen Hoffnungen zu machen, dass das Heizen mit Wasserstoff im Privatgebrauch in naher Zukunft möglich sein wird. Eine solche Hoffnung würde nur zu Verunsicherung führen.
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