Nach über 60 Jahren endet in Engelhartszell ein Stück Industriegeschichte. Der Schreibwarenhersteller Faber-Castell beendet die Fertigung im oberösterreichischen Donautal. Noch bis Mitte 2026 entstehen dort Textmarker, dann zieht die Produktion nach Lima in Peru. 41 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit – nur ein Jahr nach dem gefeierten Jubiläum des Werks. Die Werksschließung, die Produktion, die Arbeitsplätze und die Verlagerung nach Südamerika treffen die Region hart (pnp: 13.10.25).
Unerwartetes Aus nach Jahrzehnten der Stabilität
Noch 2023 plante Faber-Castell den Ausbau der Anlage. Eine Photovoltaikanlage kam hinzu, und die Gemeinde verkaufte ein Grundstück zur Erweiterung. Doch der Umsatz sank, während Kosten und Materialpreise stiegen. Das Werk verzeichnete ein Defizit von mehr als zwei Millionen Euro. Auch US-Zölle und globale Handelskonflikte verschlechterten die Bilanz.

Die Verlagerung des Standorts erklärt der Konzern mit dem Ziel, international effizienter zu produzieren. Die wirtschaftlichen Belastungen ließen einen profitablen Betrieb in Oberösterreich nicht mehr zu.
Faber-Castell verlagert Produktion nach Südamerika
In Peru betreibt der Hersteller bereits eine Fertigung, die nun erweitert werden soll. Günstigere Löhne und Zollvorteile verschaffen dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile. Die Produktion der Textliner erfolgt künftig dort – ein strategischer Schritt zur Kostensenkung. Auch das Synonym „Fabrik“ für Werk trifft die Situation: Engelhartszell verliert seine Fabrik und damit ein Symbol regionaler Stärke.
Für die Gemeinde bedeutet das eine schmerzliche Veränderung. Der Standort galt über Jahrzehnte als wirtschaftliche Säule, die vielen Familien Sicherheit bot.
Enttäuschung und Widerstand im Ort
Der Bürgermeister und sein Vorgänger richteten einen offenen Brief an die Eigentümerfamilie von Faber-Castell, um die Entscheidung noch einmal zu prüfen. Viele Einwohner fühlen sich im Stich gelassen. Die Werksschließung kam überraschend, nachdem zuvor über Investitionen gesprochen wurde. Das Vertrauen in eine stabile Zukunft ist erschüttert.
Über Generationen hinweg prägte die Fabrik das Ortsbild. Nun verliert Engelhartszell ein Stück Identität und wirtschaftliche Perspektive.
Unsichere Zukunft für die Beschäftigten
Für die Mitarbeiter bedeutet die Schließung eine ungewisse Zukunft. Einige hoffen auf Umschulungen oder neue Arbeitsplätze, doch konkrete Angebote fehlen. Gewerkschaften sprechen von einem harten Schlag für die Region Schärding. Besonders ältere Arbeitnehmer finden kaum gleichwertige Jobs.
Die Produktion läuft zwar noch bis Sommer 2026, doch die Stimmung bleibt angespannt. Viele Beschäftigte sehen den Schritt als Verlust ihrer Lebensgrundlage.
Konzernstrategie auf globale Effizienz ausgerichtet
Faber-Castell verfolgt eine internationale Neuausrichtung. Die Verlagerung nach Peru passt in die Strategie, Abläufe zu straffen und Kosten zu senken. Der Markt für Schreibwaren schrumpft, während digitale Alternativen wachsen.
Auch andere Werke des Konzerns stehen auf dem Prüfstand. Diese Werksschließung könnte ein Signal für weitere strukturelle Anpassungen sein.
Ende eines industriellen Herzstücks
Mit dem Abschied von Faber-Castell verliert Engelhartszell mehr als nur Arbeitsplätze. Seit 1963 steht das Werk – die Fabrik – für Qualität und Kontinuität. Noch bis Sommer 2026 laufen die Maschinen, danach verstummt die Produktion an der Donau. Für den Konzern markiert der Schritt eine strategische Wende, für die Region das Ende einer Ära.
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