Europäische Netzfrequenz stark abgesackt

Am 12. Dezember kam es kurz vor 6 Uhr morgens zu einem signifikanten Einbruch der Netzfrequenz im europäischen Verbundnetz. Die Frequenz sank innerhalb kurzer Zeit auf 49,9 Hz und das obwohl so gut wie alle verfügbaren Kohle- und Gaskraftwerke am Netz waren (Pleiteticker: 13.12.22).


Ungewöhnlicher Frequenzeinbruch im europäischen Verbundnetz

Die Netzfrequenz sinkt, wenn mehr Strom verbraucht als erzeugt wird. Dies kann sowohl durch einen plötzlichen Anstieg des Stromverbrauchs als auch durch einen Rückgang der Stromerzeugung der Fall sein. Die Netzfrequenz pendelt normalerweise stabil zwischen 49,98 Hertz und 50,02 Hertz. Eine Abweichung von dieser Bandbreite der Frequenz wird durch den Einsatz von Regelenergie ausgeglichen. Diese Regelenergie wird dann von Kraftwerken zur Verfügung gestellt, die genau aus diesem Grund nicht mit voller Last laufen. Dies sind in erster Linie die Steinkohlekraftwerke und wenn es ganz eng wird, springen zusätzlich Spitzenlastkraftwerke – wie die Pumpspeicherkraftwerke und schnell anlaufende Gaskraftwerke – an, um das Defizit zwischen Verbrauch und Erzeugung auszugleichen.

Die aktuelle Netzfrequenz und die zur Stabilisierung eingesetzte Regelenergie kann man hier in Echtzeit verfolgen

Ungewöhnlicher Einbruch der Netzfrequenz im europäischen Verbundnetz. Wetterdienste haben  vor außergewöhnlicher Windschwäche gewarnt
Ungewöhnlicher Einbruch der Netzfrequenz im europäischen Verbundnetz. Wetterdienste haben vor außergewöhnlicher Windschwäche gewarnt

Wetterdienste haben im Vorfeld bereits vor außergewöhnlicher Windschwäche gewarnt

Mehrere Netzbetreiber hatten im Vorfeld bereits darauf hingewiesen, dass die Stromerzeugung in dieser Nacht kritisch werden könnte. Ursache dafür ist eine außergewöhnliche Windschwäche über ganz Europa. Laut den Wettermodellen droht ein akuter Mangel an Strom durch Windkraft aus britischen, deutschen und nordischen Windparks (Blackout-News: 08.12.22). Frankreich hatte bereits im Vorfeld weitere Kohle- und Gaskraftwerke hochgefahren, um das Defizit durch die Windschwäche auszugleichen.

Die Windschwäche wird auch in den nächsten Tagen anhalten. Deshalb kann man davon ausgehen, dass sich ähnliche Frequenzeinbrüche wiederholen können. Bei einem Abfall um mehr als 0,2 Hz müssen die Netzbetreiber weitere Reserven mobilisieren. Es ist allerdings fraglich, ob diese Reserven am 12.12. überhaupt noch zur Verfügung standen, denn es war bereits alles am Netz, was Strom erzeugen kann. Die Reserven müssen auch im Bereich weniger Sekunden zur Verfügung stehen. Das Anfahren abgeschalteter Kraftwerke aus der Reserve würde dazu viele zu lange dauern. Sackt die Netzfrequenz unter 49,8 Hz, kann es deshalb auch zu ersten Stromabschaltungen kommen. Das europäische Verbundnetz ist am 12.12. nur knapp an dieser Grenze vorbeigeschrammt.

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Zuletzt aktualisiert am September 25, 2024 um 11:30 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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