Trotz der jüngsten Anzeichen einer schwächeren Dieselnachfrage und des wirtschaftlichen Gegenwinds wird sich das Angebot an Diesel und anderen Rohölprodukten in Europa in den kommenden Wochen verknappen. Die Wartungsarbeiten in den Raffinerien sind umfangreicher als üblich. Zudem kommt es zu ungeplanten Ausfällen. Ein Beispiel ist der anhaltende Streik in Frankreich, durch den 60 % der französischen Raffineriekapazität lahm legt.
Die erwartete Verknappung des Dieselmarktes in Europa kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die EU bereitet sich darauf vor, die Einfuhr russischer raffinierter Erdölerzeugnisse auf dem Seeweg ab Februar 2023 zu verbieten.
Die Benchmark-Gewinnspannen für Dieselkraftstoff in Europa stiegen in dieser Woche nach Schätzungen von Reuters auf den höchsten Stand seit zwei Wochen. Analysten und Händler erklärten gegenüber Reuters, dass die Dieselpreise in die Höhe schnellen werden (reuters, 29.09.2022).
Wartungsarbeiten und Streiks sorgen für geringe Produktion von Diesel
Nach Schätzungen von Energy Aspects, die Reuters zitiert, führen im Oktober große Raffinerien in ganz Europa geplante Wartungsarbeiten durch. Dadurch werden insgesamt 1,5 Mio. Barrel pro Tag Kapazität vom Netz gehen. Das ist mehr als der Fünfjahresdurchschnitt vor COVID.
Abgesehen von den geplanten Wartungsarbeiten gab es jedoch auch ungeplante Ausfälle, wie z. B. den derzeitigen Ausfall der Raffinerie in Frankreich aufgrund eines Streiks der Raffineriearbeiter wegen Lohnstreitigkeiten. Mehr als die Hälfte der französischen Raffineriekapazität ist derzeit aufgrund der Streiks außer Betrieb. Die Händler von Diesel in Europa sind besorgt, dass sich der Markt kurz vor dem EU-Embargo gegen russische Ölprodukte Anfang nächsten Jahres weiter verengen wird.
Mark Williams, Analyst bei Wood Mackenzie, geht nicht davon aus, dass die aktuellen Dieselbestände im Laufe des Jahres weiter ansteigen. „Wir gehen davon aus, dass die Preise Mitte Januar, wahrscheinlich im Februar, in die Höhe schnellen werden. Es kann aber auch sein, dass sie schon etwas früher in die Höhe schnellen, wenn der Markt in Panik gerät“. So Williams gegenüber Reuters.
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