Die Nachfrage nach hochpreisigen E-Autos von Marken wie Mercedes und Aston Martin bleibt schwach. In Deutschland stagniert die E-Mobilität, und das Verbrenner-Aus auf EU-Ebene steht wieder infrage. Die europäische Autoindustrie deutet darauf hin, dass Benzin- und Dieselmotoren länger relevant bleiben könnten als ursprünglich geplant (merkur: 14.05.24).
Mercedes und Aston Martin bremsen Elektro-Projekte
Mercedes-Benz hat die Erweiterung der Produktionskapazitäten für Elektroautos zurückgefahren. Aus Kostengründen wurde die Entwicklung der E-Plattform MB.EA-Large gestoppt. Diese Architektur war ab 2028 für neue Baureihen der S-Klasse-Limousinen und GLE-Geländewagen gedacht. Insider berichten, dass die Entscheidung auf die schwache Marktentwicklung zurückzuführen ist. Wegen der geringen Absätze rechnet sich der Aufwand für eine komplett neue Plattform nicht mehr.
Mercedes hatte 2021 das Ziel, bis 2025 einen Anteil von 50 Prozent an Elektro- und Hybrid-Neuwagen zu erreichen. Doch diese Zielvorgabe wurde auf Ende des Jahrzehnts verschoben. Die wirtschaftlichen Entwicklungen zwingen den Luxushersteller, länger als geplant Verbrennermodelle zu verkaufen.
Auch Aston Martin hat aufgrund der geringen Nachfrage nach hochpreisigen E-Autos reagiert. Die britische Marke verschiebt den Start ihres ersten Elektroautos um mindestens ein Jahr von 2025 auf 2026. Laut Aufsichtsratsvorsitzendem Lawrence Stroll liegt der Grund nicht in langsamen Fortschritten bei der Entwicklung, sondern in der unzureichenden Nachfrage.
Luxus-Elektroautos als Ladenhüter – Kundschaft bevorzugt Verbrenner
Ein weiteres Beispiel für die schwierige Marktlage ist der kroatische Hersteller Rimac. Sein elektrisches Hypercar Rimac Nevera, das zwei Millionen Euro kostet, findet kaum Käufer. Von den geplanten 150 Stück wurden bisher nur 50 verkauft. CEO Mate Rimac erklärte, dass sich die Marktsituation seit 2017 stark verändert habe. Während Elektroautos zum Mainstream geworden sind, bevorzugt die wohlhabende Kundschaft wieder Verbrennerfahrzeuge.
Experten appellieren an deutsche Hersteller
Trotz der aktuellen Herausforderungen halten Experten den langfristigen Übergang weg vom Verbrennungsmotor für unvermeidlich. Studienleiter Stefan Bratzel fordert Autohersteller auf, die Produktionskosten für E-Fahrzeuge zu senken. „Die Endkundenpreise zwischen Verbrennern und Elektrofahrzeugen müssen angeglichen werden, um den Markthochlauf zu unterstützen.“ Im Wettbewerb mit chinesischen Autobauern sei es zudem notwendig, die Innovationskraft zu steigern, um höhere Preise rechtfertigen zu können. Bratzel betont: „Gerade deutsche Autobauer müssen mindestens so viel innovativer und besser sein, wie sie teurer sind.“
Zukunft der E-Mobilität
Die Zukunft der E-Mobilität bleibt trotz der Rückschläge ein zentrales Thema. Hersteller müssen Wege finden, die Produktionskosten zu senken und die Nachfrage zu steigern. Gleichzeitig ist die Konkurrenz aus China eine große Herausforderung. Nur durch höhere Innovationskraft und bessere Produkte können europäische Hersteller langfristig bestehen. Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Weg zur vollständigen E-Mobilität noch einige Hürden aufweist. Doch langfristig führt kein Weg daran vorbei, die Antriebswende voranzutreiben und die Automobilindustrie nachhaltig zu gestalten.
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