Wärmepumpen sind momentan sehr populär. Gleichzeitig konkurriert Europa weltweit um Marktanteile im zukünftigen Heizungsgeschäft. Dies bringt vor allem für osteuropäische Länder Veränderungen mit sich, denn die Wärmepumpenindustrie verlagert ihre Produktionsstandorte nach Osten.
Die globale Wettbewerbsschlacht um saubere Heiztechnologie
Bis 2050 muss nahezu die gesamte Wärmeversorgung in Europa klimafreundlich sein, um das Netto-Null-Ziel der EU zu erreichen. Dabei werden Wärmepumpen immer mehr als das wichtigste Mittel zur Erreichung dieses Ziels betrachtet.
„Soweit ich sehen kann, erleben Wärmepumpen jetzt einen großen Aufschwung“, sagte Fatih Birol, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA). Briol legte letztes Jahr einen Sonderbericht über die Zukunft der Wärmepumpen vor (IEA: 11.22).
Die EU will bis 2027 zusätzlich 10 Millionen Anlagen installieren, um ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Die Branche boomt, und die Industrienationen kämpfen um einen Marktanteil in einem der wichtigsten sauberen Zukunftsmärkte. (Europäische Kommission)
„Dies ist ein sehr wichtiger Moment für die Wärmepumpenindustrie und für die Regierungen in Europa, Nordamerika, Asien und darüber hinaus“, sagte Birol.
Umwälzung der europäischen Heizungsbranche
Für die traditionelle europäische Heizungsbranche markiert dieses Jahrzehnt eine große Umwälzung. Die Branche beschäftigt fast zwei Millionen Menschen in der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion bis zur Installation.
Im Jahr 2021 beschäftigte die Wärmepumpen-Wertschöpfungskette 117.000 Menschen, von denen etwa 37 Prozent (44.000) in der Fertigung tätig waren. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission hervor. Diese Wertschöpfungskette stellt etwa 73 Prozent des derzeitigen Wärmepumpenbedarfs der EU her. (Europäische Kommission, 23.03.2023)
Die europäischen Entscheidungsträger begrüßen diesen Trend. Für die EU-Funktionäre sind Wärmepumpen einer von fünf Zukunftsmärkten für saubere Technologien. Dazu zählen auch Solar- und Windenergie, Batterien und Elektrolyseure zur Herstellung von Wasserstoff.
China, USA und EU kämpfen um Marktanteile
Bei den Wärmepumpen befanden sich laut IEA-Bericht etwa 35 Prozent der Produktionskapazitäten in China, 25 Prozent in den Vereinigten Staaten und etwas weniger als 20 Prozent in der Europäischen Union.
Die IEA schätzt, dass die Produktionskapazität für Wärmepumpen in der EU bis 2030 mindestens 55 Gigawatt im Jahr übersteigen wird. Das entspricht der jährlichen Produktion von 8 Millionen Wärmepumpen mit einer Leistung von 7 Kilowatt. Dies entspricht einer gängigen Größe für einen Vier-Personen-Haushalt.
Die notwendigen Investitionen – nach Schätzungen der Industrie etwa 5 Milliarden Euro zur Steigerung der Produktionskapazitäten – sind bereits angekündigt worden.
„Sie werden die europäische Heizungsindustrie im Jahr 2025 nicht wiedererkennen“, sagte Thomas Nowak, Generalsekretär des Europäischen Wärmepumpenverbands (EHPA).
Wärmepumpenindustrie verlagert Produktion nach Osteuropa – Die kostengünstige Arbeitskraft verändert die Industrielandschaft
Die mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten in Europa haben aufgrund ihrer kostengünstigen und qualifizierten Arbeitskräfte einen Vorteil in der Produktion.
Beobachter haben auf ein aufstrebendes Wärmepumpenzentrum hingewiesen. Dies entwickelt sich gerade an der Schnittstelle von Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei.
In dieser Region errichten große Hersteller wie Daikin in Brno und Lodz, Viessmann in Legnica, Bosch in Dobromierz, Panasonic in Pilsen, Vaillant in Senica und Stiebel in Poprad derzeit riesige Fabriken.
Bisher hat Polen als größter Gewinner hervorgestochen. Trotz seiner 38 Millionen Einwohner hat das Land den Großteil der bisher bestätigten neuen Investitionen der Wärmepumpenindustrie angezogen. Dies ist bereits mehr als das doppelte Investitionsvolumen als in Deutschland.
Polen: Aufstieg zum Wärmepumpen-Produktionszentrum Europas
Daikins Vizepräsident für Europa, Hiromitsu Iwasaki, erklärte die Investition von 300 Millionen Euro für eine neue Fabrik in Lodz im vergangenen Jahr. Er betonte, dass Polen über eine große Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte verfügt.
Er fügte hinzu, dass alle in Europa verkauften Heizungsprodukte auch in Europa hergestellt werden, und nannte die „Strategie der Nähe“ von Daikin als weiteren Grund für die Standortwahl der Fabriken in Polen.
Die Attraktivität Polens als Produktionsstandort für Wärmepumpen wird auch durch die wachsende Inlandsnachfrage gestärkt.
Der Wärmepumpenmarkt in Polen ist im letzten Jahr um 102 Prozent gewachsen. Mit fast 200.000 verkauften Wärmepumpen befindet sich Polen auf Augenhöhe mit den wohlhabendsten Ländern Europas. Polen liegt damit nur noch knapp hinter den nordischen Ländern, die bei der Einführung dieser Technologie einen Vorsprung hatten.
Wärmepumpenindustrie im Wettbewerb mit China
Während ein Großteil der weltweiten Solar- und Batterieindustrie bereits in China angesiedelt ist, haben europäische Unternehmen bei Wärmepumpen die Möglichkeit, mittelfristig glaubhaft mitzuhalten.
Die Europäische Kommission sieht einen technologischen Vorsprung für EU-Unternehmen, insbesondere im Bereich Erdwärme- und Großwärmepumpen, die ganze Städte beheizen können, wenn sie an Fernwärmenetze angeschlossen sind. In diesem Bereich boomt das Geschäft.
Die Nachfrage nach Fernwärme wächst rapide, berichtet Raymond Devorvet von MAN Energy Solutions. Städte von Wien bis Stockholm setzen bereits Wärmepumpen als Hauptwärmequelle ein.
Europas Wärmepumpenindustrie setzt auf Propan – Doch können chinesische Unternehmen aufholen?
Einige Experten sind jedoch skeptisch, was die Erfahrung der EU-Hersteller mit alternativen Kältemitteln betrifft, die von der Europäischen Kommission als europäische Stärke angeführt werden.
Die EU plant ein Verbot einer breiten Palette von F-Gasen, die für viele gängige Wärmepumpenmodelle, insbesondere asiatische Modelle, von zentraler Bedeutung sind.
Die Umstellung auf Propan, das die gleiche Funktion ohne die klimaschädlichen F-Gase erfüllt, könnte europäische Unternehmen begünstigen. Viele von ihnen haben bereits mit der Produktion von Wärmepumpenmodellen auf Propanbasis begonnen.
Einige Brancheninsider fragen sich jedoch, ob chinesische Unternehmen nicht in der Lage sein könnten, in einigen Jahren ebenfalls auf natürliche Kältemittel umzusteigen. Die Dongyue Group und Sinochem sind wichtige chinesische Akteure in der Kältemittelproduktion.
Chinesische Wärmepumpen-Invasion: Explosives Wachstum bei Importen aus China
Chinesische Unternehmen drängen bereits auf den europäischen Markt. Die Importe aus China sind in den letzten Jahren gestiegen, obwohl die Pandemie 2020 den Handel eingeschränkt hat. Zwischen 2011 und 2020 stiegen die Wärmepumpenimporte aus China jährlich um 17 Prozent, und 2021 haben sich die Importe mehr als verdoppelt. Schätzungen für 2022 deuten auf eine weitere Verdopplung hin.
Die Europäische Kommission hofft, dass die Einschränkung von F-Gasen zugunsten natürlicher Kältemittel den europäischen Unternehmen einen Vorsprung gegenüber ihren asiatischen Konkurrenten verschafft (Blackout-News: 01.05.23). Deutsche Heizungshersteller bieten bereits Alternativen an, während japanische und amerikanische Hersteller möglicherweise noch nicht so weit fortgeschritten sind.
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