Deutschland bezieht auch LNG aus Russland

Deutschland bezieht weiterhin Gas aus Russland, obwohl die Pipelines versiegt sind. Trotz sinkender Mengen ist das ein lukratives Geschäft für den Kreml. Deutsche Energieversorger und der Staat bauen derzeit an der Nord- und Ostseeküste neue Anlagen, um das Land mit Flüssiggas zu versorgen und von Russland unabhängiger zu werden. Allerdings deuten Daten darauf hin, dass Deutschland auch Flüssiggas aus Russland bezieht (Zeit: 21.12.22).


Deutschland bezieht möglicherweise Flüssiggas aus Russland, trotz Pipeline-Sperre

Deutschland baut derzeit an neuen Anlagen, um sich von Russland unabhängig zu machen und auf Flüssiggas (Liquified Natural Gas, LNG) umzustellen, um die Gaslieferungen aus Russland, die durch den Ukraine-Krieg weggefallen sind, auszugleichen. Doch laut Daten des Marktforschungsunternehmens ICIS könnte Deutschland weiterhin Flüssiggas aus Russland beziehen. Europa hat in diesem Jahr 21 % mehr Flüssiggas aus Russland importiert als im Vorjahr, bis Ende November waren es 18 Milliarden Kubikmeter. Russland liefert zwar kein Gas direkt nach Deutschland, aber es liefert in einige europäische Nachbarländer, deren Gasnetze eng mit Deutschland verbunden sind. Bis Ende 2024 plant Russland den Bau eines neuen LNG-Terminals, Arctic LNG 2 in Sibirien, was die Menge an LNG, die nach Europa geliefert wird, erhöhen könnte. „Das Gasnetz in Nordwesteuropa ist so eng verbunden, dass zwangsläufig ein Teil des russischen LNG nach Deutschland gelangt“, erläutert der Gasexperte Ed Cox vom Marktforschungsunternehmen ICIS.

Herkunft von importiertem Flüssiggas in Deutschland wird durch neue Terminals genauer bestimmbar

Mit der Anlieferung des Flüssiggases über die neuen Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin lässt sich die Herkunft des nach Deutschland importierten Flüssiggases bald etwas genauer bestimmen. Allerdings gibt es für deren Betreiber rein rechtlich keine Verpflichtung, auf russisches LNG zu verzichten, denn das von der EU erlassene Embargo gilt bis heute nur für russisches Öl, aber nicht für russisches Gas. Die Verträge werden allerdings von privaten Unternehmen und nicht vom Staat abgeschlossen. Die Bundesregierung unterstützt dabei mögliche Handelsbeziehungen durch politische Gespräche. Nach Aussage der Energieversorger RWE, Uniper und VNG haben diese kein Interesse daran, russisches Flüssiggas über die neuen LNG-Terminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven zu importieren.

Import von russischem Pipelinegas nach Europa sinkt, LNG-Importe aus Russland steigen. Deutschland bezieht auch Flüssiggas aus Russland.
Import von russischem Pipelinegas nach Europa sinkt, LNG-Importe aus Russland steigen. Deutschland bezieht auch Flüssiggas aus Russland.
Bild: kees torn, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Import von russischem Pipelinegas nach Europa sinkt, LNG-Importe aus Russland steigen

Die Menge an importiertem russischem Pipelinegas nach Europa ist im Vergleich zu den zunehmenden LNG-Importen aus Russland deutlich gesunken. Im November 2021 bezog Deutschland noch 4,4 Milliarden Kubikmeter, also etwa die Hälfte seines Bedarfs für den Monat, über die Nord-Stream-1-Pipeline direkt aus Russland, zusätzlich zu indirekten Importen über Polen. Inzwischen fließt jedoch kein russisches Gas mehr über diese Pipelines nach Deutschland.


Gasverbrauch in Deutschland im November um 27 % im Vergleich zum Vorjahr reduziert

Industrie und Privatverbraucher haben im November 2022 ungefähr 27 Prozent des Gasverbrauchs im Vergleich zum Vorjahr eingespart, was etwa 2,6 Milliarden Kubikmetern entspricht. Dies reicht jedoch nicht aus, um die Lieferungen aus Russland vollständig zu ersetzen. Der Rest des Gases wird aus anderen Quellen bezogen. Norwegen ist derzeit mit etwa vier Milliarden Kubikmetern pro Monat Deutschlands wichtigster Gaslieferant, gefolgt von Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Dabei handelt es sich neben einer kleinen Förderung vor der niederländischen Küste hauptsächlich um weitergereichtes Flüssiggas aus Übersee.

Die USA sind wichtigster Flüssiggaslieferant für Europa, gefolgt von afrikanischen und arabischen Ländern

Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Flüssiggaslieferant für Europa, mit etwa vier Milliarden Kubikmetern im November 2022. Knapp fünf Milliarden Kubikmeter wurden aus verschiedenen Ländern Afrikas und von der Arabischen Halbinsel importiert, darunter Algerien, Angola und Katar. Russisches Flüssiggas machte im November etwa 1,8 Milliarden Kubikmeter aus, wie der belgische Thinktank Bruegel berichtet. Das entspricht etwa einem Sechstel der gesamten LNG-Importe in die EU.


Katar plant Ausbau von LNG-Kapazitäten und schließt Lieferungsvereinbarung mit ConocoPhillips

Katar plant derzeit den Ausbau seiner Kapazitäten und hat eine Energiepartnerschaft mit der Bundesregierung vereinbart. Ein kürzlich geschlossener Deal mit dem US-Unternehmen ConocoPhillips sieht Lieferungen erst ab 2026 vor, die ConocoPhillips von Katar nach Brunsbüttel transportieren soll. Dann sollen über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren jährlich bis zu 2,8 Milliarden Tonnen LNG nach Deutschland importiert werden. Das Gas aus Katar wird jedoch zu spät für die aktuelle Krise eintreffen.

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