Immer mehr Unternehmen in Deutschland schließen ihre Türen. Experten hatten diesen Trend nach dem Ende der Corona-Sonderregelungen prognostiziert. Droht nun eine Welle von Insolvenzen?
Die Zahl der Unternehmenspleiten in Deutschland steigt weiter an. Experten sehen keine Anzeichen für eine schnelle Trendwende. Aufgrund der langsamen wirtschaftlichen Erholung könnte die Zahl der Insolvenzen im laufenden Jahr sogar höher ausfallen als bisher angenommen. Der Anstieg war nach dem Ende staatlicher Hilfen und Sonderregelungen während der Corona-Pandemie erwartet worden. (Handelsblatt, 14.06.2024)
Firmenpleiten in Deutschland explodieren: Über 25% Anstieg in nur drei Monaten!
In den ersten drei Monaten dieses Jahres meldeten über 5000 Unternehmen Insolvenz an, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das entspricht einem Anstieg von über 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Auch im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise gab es einen deutlichen Anstieg.
Der Trend setzt sich fort: Es wurden fast 26 Prozent mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Vorjahreszeitraum. Seit mehreren Monaten steigen die Insolvenzzahlen kontinuierlich zweistellig. Die Verfahren werden erst nach der Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik aufgenommen, was den tatsächlichen Zeitpunkt des Antrags oft um etwa drei Monate verzögert.
„Es gibt keine Anzeichen für eine Trendwende. Denn eine schwache Binnenkonjunktur und handfeste strukturelle Herausforderungen halten die Wirtschaft weiterhin im Griff“, analysiert Marc Evers, Mittelstandsexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). In der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage berichten viele der mehr als 24.000 Unternehmen von finanziellen Engpässen: 29 Prozent in der Gastronomie, 24 Prozent in der Gesundheitswirtschaft und 22 Prozent im Einzelhandel sorgen sich um ihre Liquidität.
Pessimismus wächst: Insolvenzzahlen in Berlin und anderen Bundesländern erreichen Rekordhöhe!
Beim Finanzinformationsdienst Crif wächst ebenfalls der Pessimismus: „Zehn Monate in Folge gab es jetzt zweistellige prozentuale Zuwachsraten bei den Insolvenzzahlen. Es fällt daher zunehmend schwer, von einer nicht vorhandenen Insolvenzwelle zu sprechen“, kommentiert Crif-Deutschland-Geschäftsführer Frank Schlein die aktuellen Zahlen.
Zuletzt gab es die höchste Insolvenzdichte in Berlin mit 28 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen. Der Bundesdurchschnitt lag bei 17. Neben Berlin rangieren Hamburg, Nordrhein-Westfalen und das Saarland über dem Durchschnitt. Bayern, Brandenburg und Thüringen verzeichneten die wenigsten Insolvenzen mit jeweils 12 Fällen je 10.000 Unternehmen.
Hoffnungsschimmer trotz Krise: Sinken die Insolvenzzahlen in Deutschland endlich?
Etwas Hoffnung bietet die jüngste Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Zuletzt sank die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland erstmals seit vielen Monaten. „Der Abwärtstrend bei den Insolvenzzahlen wird sich fortsetzen“, erwartet IWH-Forscher Steffen Müller. Allerdings geht er davon aus, dass die Insolvenzzahlen in Deutschland noch länger über dem Vor-Corona-Niveau liegen werden.
Experten prognostizieren, dass die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im laufenden Jahr auf etwa 20.000 Fälle steigen könnte. Geschwächt durch die Corona-Jahre, hohe Energiepreise und gestiegene Zinsen geraten immer mehr Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Kürzlich zählte das Statistische Bundesamt fast 18.000 Unternehmensinsolvenzen. Trotz eines Anstiegs um gut ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr war dies ein relativ niedriger Wert im langjährigen Vergleich: Während der Finanz- und Wirtschaftskrise waren fast 33.000 Unternehmen in Deutschland zahlungsunfähig geworden.
Die steigenden Insolvenzzahlen sind ein klares Signal für die schwierige wirtschaftliche Lage. Gleichzeitig gibt es Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung. Die nächsten Monate werden entscheidend sein, ob diese positiven Signale anhalten und ob es gelingt, die Wirtschaft auf einen nachhaltigen Erholungskurs zu bringen.
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