Deutsche Nachfrage beflügelt Import türkischer Heizlüfter

Deutschland hat den Import von Elektroheizungen und Heizlüfter aus der Türkei erhöht. Die Besorgnis über die steigenden Energiepreise und mögliche Gasknappheit in Europas größter Volkswirtschaft im Winter wächst. (Daily Shabah, 19.08.2022)


Europa und Deutschland haben in diesem Winter nach einer drastischen Reduzierung des Gasflusses aus Russland eine Energiekrise so gut wie akzeptiert. Das hat der deutschen Industrie, die ein Viertel des Gasbedarfs des Landes ausmacht, große Kopfschmerzen bereitet.

Hohe Nachfrage nach Heizlüfter in Deutschland. Unsicherheit bei der Wärmeversorgung im Winter führt zu höherem Heizlüfter-Import aus der Türkei
Hohe Nachfrage nach Heizlüfter in Deutschland. Unsicherheit bei der Wärmeversorgung im Winter führt zu höherem Heizlüfter-Import aus der Türkei
Youroption, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Gas bleibt aus und wird teuer

Die Lieferungen aus Russland sind, wie Moskau es nennt, aufgrund von Wartungsproblemen zurückgegangen. Berlin wirft Moskau vor Energielieferungen als Waffe zu verwenden. Die Europäische Union hat das dazu veranlasst, sich auf einen Notfallplan zur Eindämmung der Nachfrage zu einigen. Die EU sagt, der Schritt sei politisch motiviert gewesen, da die Spannungen angesichts der weitreichenden Sanktionen wegen Russlands Invasion in der Ukraine eskalierten.

In offensichtlichen Bemühungen, sich auf alle Szenarien vorzubereiten, ist der Import Deutschlands Importe von Elektroheizungen und Heizlüfter aus der Türkei in der ersten Hälfte dieses Jahres im Jahresvergleich um 82 % gestiegen, sagte Mesut Öksüz, Vorsitzender des Türkischen Haushaltswarenverbands. Laut dem Marktforschungsunternehmen GFK wurden von Januar bis Juni in Deutschland rund 600.000 Elektroheizungen verkauft. Das entspricht einem Anstieg von 35 % gegenüber dem Vorjahr. Öksüz ist sich sicher, dass dieser Trend in der kommenden Zeit nur noch steigen wird.

Rund die Hälfte der deutschen Haushalte heizt mit Gas, zudem macht Gas ein Drittel der Energie der Industrie aus. In den letzten Jahren kam die Hälfte dieses Gases aus Russland.


Import türkischer Heizlüfter vervielfacht

„Unsere Exporte nach Deutschland stiegen in der ersten Jahreshälfte im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2021 um 82 % und erreichten 20 Millionen US-Dollar. Wir haben im gesamten letzten Jahr Elektroheizungen im Wert von 30 Millionen Dollar nach Deutschland exportiert. Wir gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis Ende des Jahres vervielfachen wird“, sagte Öksüz gegenüber der Agentur Anadolu.

Zusätzlich zu den bereits hohen Energiekosten wird die Bundesregierung ab dem 1. Oktober Gasverbrauchern Abgaben auferlegen, die die jährliche Energierechnung einer durchschnittlichen Familie um mehrere hundert Euro erhöhen werden. Um den Schlag abzufedern, soll die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 % auf 7 % gesenkt werden, solange die Abgaben bestehen. Höhere Energiepreise bedeuten, dass sich die Inflation in absehbarer Zeit nicht abschwächen wird: Deutschlands jährliche Inflationsrate lag im Juli bei 8,5 %, was der Rekordrate der breiteren Eurozone von 8,9 % entsprach.

Chinesische Lieferprobleme helfen der Türkischen Industrie

Die Türkei exportiert die Hälfte der bis zu 6 Millionen Elektroheizungen, die jährlich im Land hergestellt werden, sagte Öksüz. Die meisten Verkäufe erfolgen auf dem Balkan, in Russland, im Nahen Osten, in den türkischen Republiken und in Nordafrika.

Mindestens 80 % der 50 bis 60 Millionen Heizgeräte, die jedes Jahr in Europa gekauft werden, stammen aus China, sagte Öksüz. Der Rest kommt aus Malaysia, Südkorea, Deutschland, Italien und der Türkei. „Elektroheizungen sind eine hervorragende Lösung für die Energiekrise, die in Europa in den Wintermonaten aufgrund der russischen Gasabschaltung erwartet wird“, bemerkte Öksüz.

„Die von Russland ausgelöste Erdgaskrise hat Europa dazu gebracht, Energie zu sparen. Wir erhalten jetzt eine ernsthafte Nachfrage von Kettenmärkten in Europa. Die Türkei analysiert die Märkte, die China durch den Zusammenbruch der Lieferkette verloren hat. Unsere Exporte von Elektroheizungen in viele Länder Europas haben zugenommen.“


Können Heizlüfter wirklich Abhilfe schaffen?

Die Anschaffung eines Heizlüfters scheint zunächst eine gute Idee zu sein, um sich unabhängig von gestiegenen Gaspreisen zu machen. Allerdings kann das deutsche Stromnetz flächendeckend den zusätzlichen Strombedarf wohl kaum decken. Zusätzlich drohen die Strompreise im kommenden Winter ebenfalls zu explodieren. Als bessere Alternative zum Heizlüfter eigenen sich z. B. Dieselheizungen, die zwar auch Strom benötigen, der aber auch von einem Akku kommen kann.

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