Deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt

Für Privathaushalte ist der durchschnittliche Strompreis seit dem Jahr 2000 von 13,94 Ct/KWh auf 31,47 Ct/KWh im Jahr 2020 gestiegen und hat damit wieder einmal ein Rekordwert erreicht. Die Steigerung liegt damit bei 125% über die letzten 20 Jahren. Deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt. Im gleichen Zeitraum ist der Strompreis von ca.6 Ct/KWh auf ca. 4 Ct/KWh. um fast 50% gefallen. Während des Corona-Lockdowns im Frühjahr lag der Handelspreis zeitweise sogar unter 3 Ct/KWh.

Warum müssen die Verbraucher dann soviel für den Strom bezahlen ?

Nun auf den Strompreis kommen noch diverse Umlagen und Steuern. Deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt. Ein großer Teil davon sind Abgaben zur Finanzierung der Erneuerbaren Energien, wie Windkraftwerke, Solaranlagen und Biogaskraftwerke. Ein anderer Teil trägt zur Finanzierung der Infrastruktur bei. Und letztendlich fallen auch noch verschiedene Steuern an. Wieviel kostet der Strom beim Endverbraucher?

Stromkosten 2020
Anteile Steuern und Umlagen, deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt

Deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt

Auf den Strompreis den Endverbraucher letztendlich bezahlen muss werden immer mehr Kosten umgelegt. Auf die unterschiedlichen Steuern und Umlagen für erneuerbare Energien und Infrastruktur der Stromnetze wollen wir hier genauer eingehen.

Umlagen zur Finanzierung der erneuerbaren Energien

Die EEG-Umlage

Im Durchschnittspreis von 31,47 Ct/KWh waren im Jahr 2020 insgesamt 6,756 Ct/KWh EEG-Umlage enthalten. Mit der EEG Umlage finanziert der Staat die Subventionen für die Ökoenergieanlagen. Die Betreiber dieser Analgen erhalten eine feste Einspeisevergütung. Die Differenz zwischen Börsenpreis und Einspeisevergütung finanziert der Staat über die EEG Umlage. Das groteske daran ist, dass die Subvention immer höher ausfällt je weiter der Strompreis an der Strombörse fällt .
Die EEG-Umlage soll 2021 um 0,256 ct zur Entlastung der Verbraucher sinken. Die Kosten steigen allerdings jährlich immer weiter an. Die Mehrkosten will man dann aus Steuermitteln aufbringen.


Die EEG- Umlage ist seit ihrer Einführung im Jahr 2000 von 0,19 Ct/KWh um mehr als das 35-fache gestiegen. Im Jahr 2011 versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung, dass die EEG-Umlage die damaligen Höhe von 3,5 Ct/KWh nicht überschreiten werde. Da dies nicht haltbar war wurden in den Folgejahren folgende weitere Umlagen eingeführt, die vorher in der zur EEG-Umlage enthalten waren.

Die StromNEV Umlage

Mit dieser Umlage finanziert man, seit 2012, die Entlastung stromintensiver Unternehmen von Netzentgelten. Energieintensive Unternehmen sind zum Teil von der Zahlung der EEG-Umlage befreit bzw. zahlen geringere Sätze. Die dadurch erstehenden Einnahmeausfälle werden über die Strom NEV-Umlage an alle anderen Verbraucher weitergegeben. Im Jahr 2020 betrug diese Umlage 0,358 Ct/KWh und ist 2021 auf 0,432 ct/kWh gestiegen.

Die Offshore-Haftungsumlage

Die Offshore-Haftungsumlage wird seit 2013 erhoben und schlug im Jahr 2020 mit 0,416 ct/kWh zu Buche.
Über diese Haftungsumlage sichert man die fehlende Anbindung von Offshore-Windparks an das Stromnetz ab. Windparkbetreiber die nicht ins Netz einspeisen können, weil die Anbindung an das Netz fehlt, bekommen über diese Umlage den Strom bezahlt, den sie hätten einspeisen können, wenn es ein Kabel zum Netz gäbe. Im Jahr 2021 wird die Umlage 0,395 ct/kWh betragen.

Die Umlage für abschaltbare Lasten

Die Umlage für abschaltbare Lasten lag im Jahr 2020 bei 0,007 ct/kWh.
Diese Umlage wird seit 2014 erhoben. Über diese Umlage finanziert der Staat den Betreibern von Ökostromanlagen den Ausfall, wenn der Netzbetreiber diese wegen Stromüberproduktion vom Netz abschaltet. In diesem Fall vergütet man den Betreibern den Strom den sie in der Zeit, in der sie vom Netz getrennt wurden, erzeugen hätten können.
Diese Abgabe wir im Jahr 2022 auf 0,009 ct/kWh erhöht. Man kann davon ausgehen, dass diese Umlage weiter steigt, denn mit dem weiteren Ausbau der Ökoenergieanlagen produzieren diese bei guten Wetterbedingungen mehr Strom als verbraucht wird.

Umlagen zur Finanzierung der Infrastruktur

Folgende Umlagen führen zu erhöhten Stromkosten:

Die Netzentgelte

Die Netzentgelte summierten sich 2020 auf 7,91 Ct/KWh und waren damit der größte Einzelbetrag. Diese Gebühren müssen Nutzer eines Stromnetzes an den Netzbetreiber abführen. Haushaltskunden zahlen die Netznutzungsentgelte nicht direkt, sondern über ihren Stromanbieter.

Die Konzessionsabgabe

Zusätzliche 1,66 Ct/KWh entfielen im Jahr 2020 auf die Konzessionsabgabe. Diese Abgabe müssen die Netzbetreiber für das Verlegen ihre Leitungen über öffentlichen Straßen und Wegen an die jeweiligen Städten und Gemeinden als Nutzungsgebühr bezahlen. Die Höhe der Abgabe ist abhängig von der Größe der Städte und Gemeinden.


Die Steuern

Wie viel Steuer zahlt man auf Strom?

Die Stromsteuer

Im Jahr 2020 betrug die Stromsteuer 2,05 Ct/kWh.
Die Stromsteuer ist durch das Stromsteuergesetz geregelte. Jeder Verbrauch von Energie ist grundsätzlich steuerpflichtig. Die Stromsteuer wurde 1998 zur Finanzierung der Renten eingeführt, nachdem der Staat immer mehr Mittel aus der Rentenkasse zweckendfremdet entnommen hatte.

Die Energiesteuer

Diese Steuer regelt die Besteuerung fossiler Energien und lag 2020 bei 0,55 Ct/KWh.

Die Umsatzsteuer

Auf alles zusammen wird dann noch die Umsatzsteuer erhoben. Diese betrug im Jahr 2020 in der ersten Jahreshälfte 19% und im der zweiten .Jahreshälfte 16% bzw. 5,02 Ct/KWh. 2021 wird die Umsatzsteuer wieder auf 19% angehoben.

Sonstige Kosten

Unter den in der obenstehenden Grafik aufgeführten sonstigen Kosten handelt es sich um die Verwaltungskosten und Gewinne der Stromanbieter über welche die einzelnen Haushalte den Strom beziehen.

Die Macht der großen Zahlen

All diese Steuern und Abgaben bewegen sich im einstelligen €-Cent-Bereich, beziehungsweise betragen sogar nur Bruchteile eines €-Cents. Man muss aber bedenken, das der Stromverbrauch nach Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2020 bei 492 TWh lag. Als Zahl ausgeschrieben sind das 492.000.000.000 KWh. Ein einziger Cent auf diesen Strom entspricht einer Einnahme von 4.920.000.000 € oder in Worten 4,92 Milliarden €. Damit sind also auch Bruchteile eines €-Cent auf den Strom immer noch sehr, sehr große Beträge.

Wieviel kostet der Strom in den nächsten Jahren ?

Mit der weiteren Abschaltung von Atom-und Kohlekraftwerken steigen die Stromkosten weiter an, denn diese Kraftwerke haben die geringsten Erzeugerkosten und brauchen deshalb auch keine Subventionen. Deshalb haben wir den teuersten Strom der Welt. Mit dem weiteren Ausbau von Ökoenergieanlagen steigen die Kosten aus folgenden Gründen unweigerlich weiter an.

  • Die Stromerzeugungskosten der Ökoenergieanlagen sind höher als bei Atom- und Kohlekraftwerken. Lediglich Laufwasserkraftwerke können ähnlich günstig Strom produzieren. Deren Ausbau ist aber weitgehend ausgeschöpft. Dadurch steigt wahrscheinlich der Anteil „EEG-Umlage“.
  • Da die Ökoanlagen, wetter- und tageszeitabhängig, nie ihre Installationsleistung bringen, müssen deutlich mehr Anlagen gebaut werden. Sind die Produktionsbedingungen aber gerade günstig produzieren diese Anlagen zu viel Strom. Dieser Strom wird dann entweder zu Negativpreisen ins Ausland transferiert, oder die Anlagen werden abgeschaltet. Dadurch steigt wahrscheinlich der Anteil „EEG-Umlage“ und „Umlage für abschaltbare Lasten“.
  • Beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien muss das Stromnetz weiter ausgebaut werden. Die neuen Stromtrassen sind teuer und die Kostenumlage erhöhen die Strompreise. Dadurch steigt wahrscheinlich der Anteil „Netzentgelte“.
  • Um bei einer Dunkelflaute noch genügend Strom erzeugen zu können ist das Vorhalten von Reservekraftwerken auf fossiler Basis erforderlich. Dies sind in erster Linie Gaskraftwerke. Beim weiteren Ausbau der Ökoanlagen laufen diese Kraftwerke aber nur wenige Stunden im Jahr und damit ist deren Betrieb nicht kostendeckend möglich. Diese Kraftwerke kann man nur mit weiteren Subventionen in Bereitschaft halten. Die Kosten für die doppelte Versorgungskapazität erhöhen die Stromkosten ebenfalls. Dadurch steigt wahrscheinlich der Anteil „Umlage für abschaltbare Lasten“.
  • Je höher der Strompreis steigt um so mehr Unternehmen können sich von der EEG-Umlage befreien lassen. Umgelegt wird das ganze auf die nicht befreiten Endverbraucher. Dadurch steigt wahrscheinlich der Anteil „StromNEV Umlage“.

Unter Umständen wird die Regierung versuchen die Strompreise zu entlasten, da viele sozial Schwache diese nicht mehr bezahlen können. Die entsprechenden Kosten werden dann aus Steuermitteln finanziert. Warten Sie ab welche neuen Steuern oder Abgaben dazu in den nächsten Jahren noch erhoben werden, denn die Kosten für unseren Strom steigen beim jetzt eingeschlagenen Weg unaufhörlich weiter und die Stromversorgung wird dabei immer unsicherer.

Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
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