Daimler Truck hat seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr gesenkt und Kurzarbeit in deutschen Werken angekündigt. Diese Maßnahmen kommen nach einem schwachen zweiten Quartal, das den Nutzfahrzeughersteller dazu zwang, seine Ziele zu überdenken. Besonders betroffen sind die Märkte in Asien und Europa (manager-magazin: 01.08.24).
Daimler Truck Aktie stürzt ab: Umsatzprognose um 2 Milliarden Euro gesenkt
Die Aktie von Daimler Truck fiel nach Bekanntgabe dieser Nachrichten zunächst um fast 5 Prozent, erholte sich aber anschließend um 2 Prozent. Seit März und April ist der Kurs auf Talfahrt, da die wirtschaftlichen Probleme in vielen Regionen zunehmen und der Auftragseingang rückläufig ist.
Der Umsatz wird nun zwischen 53 und 55 Milliarden Euro erwartet, was zwei Milliarden Euro weniger ist als zuvor prognostiziert.
Daimler Truck schockt mit drastischem Gewinneinbruch
Daimler Truck rechnet nun mit einem deutlich geringeren Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). Bisher war ein operativer Gewinn in Vorjahreshöhe von 5,18 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden. Jetzt wird ein Rückgang um mindestens 15 Prozent auf etwa 4,4 Milliarden Euro erwartet.
Die zentrale Kennzahl der Profitabilität, die bereinigte Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Industriegeschäft, wurde auf 8 bis 9,5 Prozent gesenkt. Vorher lag die Prognose bei 9 bis 10,5 Prozent. Der Finanzmittelfluss wird nur noch auf Vorjahresniveau erwartet.
Die schwachen Geschäfte in Europa und Asien sowie finanzielle Belastungen sind die Hauptgründe für diese Anpassungen. In Asien beeinträchtigt eine Abschreibung auf das Gemeinschaftsunternehmen BFDA mit 120 Millionen Euro den Gewinn. Der Vorstandsvorsitzende Martin Daum erklärte, dass günstiges Erdgas aus Russland nach China fließt, was sich negativ auf die Verkäufe der Antriebstechnik auswirkt. „Der chinesische Markt wird derzeit von Erdgas dominiert“, so Daum. „Wir sind der König bei Diesel, aber nicht bei Erdgas.“
In Europa schwächelt die Wirtschaft, und Spediteure zögern, in neue Lkw zu investieren. Die Finanzchefin Eva Scherer wies darauf hin, dass die Verkäufe in Deutschland im zweiten Quartal nur noch halb so hoch waren wie im Vorjahr.
Kurzarbeit ab September in allen deutschen Werken und strikter Einstellungsstopp
Daum kündigte Kurzarbeit in deutschen Werken ab September an, beginnend im großen Werk in Wörth. Wie viele Beschäftigte betroffen sind, ist noch unklar. Bereits im April hat der Konzern Leiharbeit reduziert und flexible Arbeitszeitkonten genutzt. Kurzarbeit ist nun der nächste Schritt. Zudem gilt ein strikter Einstellungsstopp.
Die Renditeambitionen für das kommende Jahr stehen auf dem Prüfstand. Besonders gefordert ist jetzt Karin Radström, die Chefin der in Europa stark vertretenen Marke Mercedes-Benz. Sie gilt als potenzielle Nachfolgerin von Daum, dessen Vertrag im nächsten Frühjahr ausläuft. Technikchef Andreas Gorbach könnte jedoch ebenfalls um den Posten konkurrieren.
Lichtblicke in Nordamerika und der Bussparte
Trotz der Probleme in Europa und Asien läuft das Geschäft in Nordamerika gut. Hier erwartet Daimler Truck eine hohe operative Marge. Auch die vergleichsweise kleine Bussparte zeigt positive Tendenzen.
Mitte Juli legte Daimler Truck die Eckdaten für das zweite Quartal vor, die enttäuschend ausfielen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel um 18 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro. Die operative Marge im Industriegeschäft sank um einen Prozentpunkt auf 9,3 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen die Herausforderungen, denen der Konzern gegenübersteht, und die Notwendigkeit der getroffenen Maßnahmen.
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