Dänemark plant, seine Stromproduktion aus Windenergie massiv auszubauen. Doch bei der jüngsten Windkraft-Ausschreibung in der Nordsee blieb das Land ohne Angebote. Die dänische Energiebehörde Energistyrelsen meldete dies nach Ablauf der Frist. Klima- und Energieminister Lars Aagaard zeigte sich „sehr enttäuscht“ über das mangelnde Interesse. Derzeit betreibt Dänemark 16 Offshore-Windparks mit einer Gesamtkapazität von 2,7 Gigawatt. Die drei neuen Projekte sollten diese Leistung mehr als verdoppeln (heise: 05.12.24).
Strikte Bedingungen schrecken Investoren ab
Die Windkraft-Ausschreibung für die ausgeschriebenen Flächen trägt die Bezeichnungen North Sea I A1, A2 und A3. Unternehmen hätten sich verpflichten müssen, in jedem Gebiet Windturbinen mit mindestens einem Gigawatt Kapazität zu errichten. Subventionen waren jedoch nicht vorgesehen. Stattdessen sollten die Bieter hohe Pachten für 30 Jahre an den dänischen Staat zahlen. Zudem wäre die Abgabe von 20 Prozent der Anteile an die Regierung obligatorisch gewesen.
Da diese Anforderungen zu einer erheblichen Erhöhung der Investitionskosten führen, beziffern Experten dies auf etwa 25 Prozent pro potenziellem Gewinn. Für private Unternehmen bedeutet das, hohe Gewinnspannen sicherstellen zu müssen, um rentabel zu bleiben. Unter diesen Voraussetzungen entschieden sich daher offenbar alle Interessenten gegen eine Teilnahme.
Politik sucht nach Lösungen
Nach dem Fehlschlag hat Aagaard die Energistyrelsen angewiesen, Gespräche mit möglichen Investoren aufzunehmen. Ziel ist es, die Ursachen für die Zurückhaltung zu klären und mögliche Anpassungen zu diskutieren. Im dänischen Parlament findet der Ausbau der Windenergie breite Unterstützung. Trotzdem steht das Projekt jetzt vor großen Herausforderungen.
Die Regierung setzt ihre Hoffnungen auf die zweite Phase der Ausschreibung. Diese umfasst drei küstennahe Gebiete: Hesselø, Kattegat und Kriegers Flak II. Auch hier soll jedes Gebiet mindestens ein Gigawatt Kapazität bieten. Die Bewerbungsfrist endet am 1. April 2025.
CO₂-Neutralität bis 2045 in Gefahr?
Die sechs geplanten Windparks spielen eine zentrale Rolle im dänischen Klimaplan. Dänemark will seine Offshore-Windkapazität vervielfachen und bis 2045 CO₂-Neutralität erreichen. Das Scheitern der ersten Ausschreibung gefährdet dieses ambitionierte Ziel.
Ob die zweite Runde erfolgreicher verläuft, bleibt abzuwarten. Experten fordern eine Neubewertung der Ausschreibungsbedingungen. Flexible Regelungen und finanzielle Anreize könnten notwendig sein, um Investoren zu gewinnen. Ohne Änderungen könnte Dänemark seine Vorreiterrolle im Bereich der Windenergie aufs Spiel setzen.
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