Am 17.Mai fielen nachmittags im polnischen Kraftwerk Bełchatów 10 von 11 Kraftwerk Blöcken komplett aus. Der damit verbundene Einbruch in der Netzfrequenz war so groß, dass ein Blackout im europäischen Verbundnetz durchaus im Bereich des Möglichen lag.
Die 10 abgeschalteten Kraftwerksblöcke des Kraftwerks Bełchatów haben zusammen eine Leistung von 3,9 GW. Der Netzbetreiber trennte am späten Nachmittag die Blöcke, aufgrund eines schwerwiegenden Problems an der Verteilerstation Rogowiec, komplett vom Netz. Mehrere Ingenieure arbeiteten an der Behebung des Fehlers und versuchten die ausgefallenen Blöcke so schnell wie möglich wieder neu zu starten, beziehungsweise wieder ans Netz zu bringen.
20 Prozent Leistung schlagartig vom polnischen Netz
Das Kraftwerk Bełchatów in Polen ist sowohl Europas größtes Wärmekraftwerk, als auch das größte Braunkohlekraftwerk der Welt mit einer Gesamtleistung von 5420 Megawatt. Bełchatów produziert normalerweise 20 Prozent des gesamten polnischen Stroms und ist deshalb auch systemrelevant. Ein derart schwerwiegender Fehler ist allerdings in der langjährigen Geschichte des Kraftwerks noch nie aufgetreten.
Massiver Einbruch der Netzfrequenz im gesamten europäischen Verbundnetz
Die Netzfrequenz des europäischen Stromnetzes brach mit der unerwarteten Abschaltung auf kritische 49,87 Hz ein. Die Stabilisierung der Netzfrequenz auf das übliche Streuband dauerte mit 20 Minuten ungewöhnlich lange. Dabei wurde in Deutschland mit 2239 MW von 3000 MW fast die gesamte zur Verfügung stehende Regelenergie eingesetzt.
Der Ausfall und der damit einhergehende Einbruch der Netzfrequenz zeigt aber auch wie instabil das europäische Netz mittlerweile ist. Durch die Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken fehlen im Systemverbund die großen Drehmassen. Diese konnten bei entsprechenden Frequenzeinbrüchen ihre „Momentanreserve“ ohne Zeitverzug alleine durch ihre gewaltige Schwungmassen zur Verfügung stellen. Die Mittel-und Spitzenlastkraftwerke benötigen deutlich mehr Zeit um die fehlende Leistung durch Erhöhung der Last anzupassen. Deshalb müssen immer öfter europaweit Sicherheitsmaßnahmen eingreifen um bei kleinen Störungen ein Absturz des gesamten Systems zu verhindern. Bereits im Januar dieses Jahres hat eine kleine Störung im osteuropäischen Netz beinahe die gesamte europäische Stromversorgung lahmgelegt. Auch danach gab es immer wieder kritische Einbrüche in der Netzfrequenz. Wir haben darüber bereits in unseren Artikeln: „Blackout in Europa in letzter Sekunde verhindert“ und „Frequenzabfall im Stromnetz – knapp vor Blackout“ berichtet.