Schweden steht vor einer schwierigen Entscheidung: Der Batteriezulieferer Northvolt kämpft mit erheblichen finanziellen Verlusten. In den vergangenen Jahren galt das Unternehmen als Hoffnungsträger für Europas „grüne industrielle Revolution“. Es sollte nicht nur die Abhängigkeit von Öl und ausländischen Batterien verringern, sondern auch den Übergang zu einer klimafreundlichen Batterieproduktion anführen. Milliardeninvestitionen und Partnerschaften mit Automobilriesen wie Volkswagen, BMW und Volvo zeugten von der anfänglichen Euphorie (theguardian: 01.10.24).
Finanzielle Probleme und drohende Entlassungen
Doch die Realität sieht inzwischen anders aus. Im Juni kündigte BMW einen milliardenschweren Vertrag mit Northvolt. Kurz darauf wurde bekannt, dass 1.600 Mitarbeiter entlassen und die Expansion des Werks in Skellefteå gestoppt wird. Trotz Gerüchten über eine mögliche Insolvenz hält Northvolt diese für reine Spekulation.
Herausforderungen für Schweden und Europa
Die Enttäuschung ist groß, denn die Schließung könnte gravierende Folgen für Schweden und die EU haben. Der Energieminister Ebba Busch erklärte zwar, dass die Regierung die Entwicklungen genau beobachte und versuche, das Unternehmen zu unterstützen. Allerdings lehnt sie direkte staatliche Finanzhilfen ab. Auch in Deutschland wird über mögliche Unterstützung diskutiert, doch eine finanzielle Rettung steht nicht zur Debatte.
Politische Experten sehen die Lage kritisch. Mats Engström vom European Council on Foreign Relations warnte davor, dass Northvolts Zusammenbruch europaweite Auswirkungen haben könnte. Zwar sei dies kein Scheitern der grünen Industriepolitik, doch zeige es die Schwierigkeiten bei der großflächigen Batterieproduktion.
Die Zukunft bleibt unsicher
Die Lage bei Northvolt spitzt sich weiter zu. Das Unternehmen steht vor hohen Schulden und Produktionsschwierigkeiten. Experten wie Christian Sandström befürchten, dass eine Insolvenz unvermeidbar sei. Der schwedische Premierminister Kristersson bleibt jedoch optimistisch und verweist auf das Potenzial der grünen Wirtschaft des Landes. Dennoch gibt es Vorwürfe der Naivität gegenüber der Regierung und Kritik an der schwedischen Arbeitsmarktsituation, die große Projekte wie die Batterieproduktion bei Northvolt zusätzlich erschweren.
Northvolt selbst bleibt zuversichtlich. Kommunikationschef Matti Kataja betonte, dass der Fokus auf der Produktion von Batteriezellen liege. Fortschritte in der Produktion geben Hoffnung, dennoch sei die Zukunft von Finanzierungsentscheidungen abhängig, die in den kommenden Wochen fallen könnten.
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