Autozulieferer schließt Werk in Hann. Münden – 190 Mitarbeiter verlieren Arbeitsplatz

Der Autozulieferer Musashi und die IG Metall verständigten sich nach zähen Gesprächen auf ein Gesamtpaket, doch für Hann. Münden bringt diese Einigung keine Zukunft. Trotz Kompromiss folgt eine Werksschließung, die einen massiven Arbeitsplatzabbau nach sich zieht. In der Dreiflüssestadt verlieren rund 190 Menschen ihre Beschäftigung, während die IG Metall im Gegenzug auf Arbeitskampfmaßnahmen verzichtet. Die Entscheidung belastet damit nicht nur die Belegschaft, sondern auch den Wirtschaftsstandort Hann. Münden erheblich (hna: 09.12.25). Musashi bietet ein breitgefächertes Sortiment an Präzisionsschmiedeteilen sowie halbfertigen und einbaufertigen Komponenten und Baugruppen für die Automobilindustrie.


Autozulieferer einigt sich mit IG Metall nach langem Ringen

Mehrere Verhandlungsrunden blieben zuvor ohne greifbares Ergebnis, dennoch kam es schließlich unter externer Vermittlung zu einer Verständigung. Diese Gespräche endeten in Frankfurt, nachdem die Industriegewerkschaft erneut Streiks angekündigt hatte. Bestandteil der Vereinbarung bildet daher auch die Absage der Proteste am Standort in Hann. Münden. Für den Autozulieferer zählte vor allem Planungssicherheit, während die IG Metall versuchte, zumindest Teilbereiche der Produktion zu stabilisieren.

Autozulieferer Musashi schließt Werk in Hann. Münden - 190 Arbeitsplätze gehen verloren - Einigung mit der IG Metall ändert nichts
Autozulieferer Musashi schließt Werk in Hann. Münden – 190 Arbeitsplätze gehen verloren – Einigung mit der IG Metall ändert nichts

Im Zuge der Einigung sicherte das Unternehmen an anderen Standorten Arbeitsplätze. In Lüchow bleiben etwa 180 Stellen erhalten, außerdem besteht eine Standortgarantie bis Ende 2028 für einen Teil der Belegschaft. Zusätzlich unterstützt der Automobilzulieferer gekündigte Fachkräfte bei der Suche nach neuen Aufgaben, was die Folgen des Arbeitsplatzabbaus zumindest abfedern soll.

Werksschließung folgt festem Abwicklungsplan

Für Hann. Münden bleibt diese Zusicherung jedoch ohne Bedeutung. Die Werksschließung steht fest und folgt einem klar definierten Zeitkorridor. Bis Ende März 2027 erfolgt die vollständige Abwicklung des Standorts, während Maschinen und Fertigungslinien an andere Werke wechseln. Bad Sobernheim, Bockenau und Grolsheim profitieren somit von der Verlagerung der Produktion.

Der damit verbundene Stellenabbau greift stufenweise. Kündigungen erfolgen zu drei Terminen im Jahr 2026, jeweils mit einheitlicher Frist von sieben Monaten. Diese Struktur betrifft alle Standorte der Restrukturierung, sodass der Arbeitsplatzabbau nicht abrupt, sondern verteilt einsetzt. Für viele Familien in Hann. Münden bleibt die Planung trotzdem schwierig, da Alternativen in der Region begrenzt erscheinen.

Wirtschaftliche Argumente stehen sozialen Folgen gegenüber

Aus Sicht der Unternehmensführung reduzierte die Einigung erhebliche Risiken. Finanzvorstand Simon Beckers betonte: „Damit fällt ein unkalkulierbares wirtschaftliches Risiko weg. Wir bleiben für unsere Kunden auch in einer äußerst angespannten Lage der Branche ein verlässlicher, berechenbarer Partner.“ Diese Worte unterstreichen den Fokus des Autozulieferers auf Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit, auch wenn sie die sozialen Folgen der Betriebsschließung nicht relativieren.

Die Rolle der IG Metall bleibt dabei ambivalent. Einerseits akzeptierte die Organisation die Schließung, andererseits erreichte sie Sicherheiten für andere Standorte. Die Industriegewerkschaft stellte diese Balance auf einer Mitgliederversammlung dar und verwies auf die begrenzten Handlungsspielräume angesichts der Branchenkrise.


Hann. Münden vor strukturellem Einschnitt

Die Stadt Hann. Münden steht nun vor einem nachhaltigen Umbruch. Bürgermeister Tobias Dannenberg ordnete die Lage deutlich ein: „Die drohende Schließung des Unternehmens trifft unsere Stadt, vor allem die betroffenen Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter sowie deren Familien schwer.“ Er verband diese Einschätzung mit der Hoffnung auf sozialverträgliche Lösungen, die neue Perspektiven eröffnen und Härten mindern.

Ungeachtet dieser Appelle markiert die Betriebsschließung einen tiefen Einschnitt. Der Verlust industrieller Arbeitsplätze schwächt die wirtschaftliche Basis der Dreiflüssestadt langfristig. Auch regionale Dienstleister und Zulieferbetriebe spüren die Folgen. Der Fall zeigt exemplarisch, wie Entscheidungen eines Automobilzulieferers ganze Regionen prägen, selbst wenn eine formale Einigung mit der IG Metall erreicht erscheint.

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