Wenn es in Deutschland um das Thema Atomkraft geht, stößt man unweigerlich auf Widerstände, die rational nur sehr schwer zu erklären sind. Ja, der Umgang mit radioaktivem Material ist gefährlich, sehr gefährlich sogar. Aber es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen Gefahr und Risiko. Dies gilt grundsätzlich nicht nur für die Atomkraft. Gefahr und Risiko sind unterschiedlich zu bewerten.
Der Unterschied zwischen Gefahr und Risiko
Gefahr ist ein qualitativer Begriff. Viele Dinge sind gefährlich und stellen trotzdem nur ein geringes Risiko dar.
Risiko ist ein quantitativer Begriff und zeigt die Wahrscheinlichkeit zu einer Gefahr auf.
Das klingt jetzt sehr theoretisch, deshalb wollen wir das an ein paar Beispielen erklären.
- Ein Fliegenpilz zum Beispiel ist sehr gefährlich, weil er giftig ist. Das Risiko daran zu sterben ist aber äußerst gering, weil das fast jeder weis und ihn deshalb auch niemand isst.
- Strom ist gefährlich, wir nutzen ihn täglich. Das Risiko an einem Stromschlag zu sterben ist ebenfalls gering, da wir gelernt haben mit dieser Technik umzugehen.
- Beim Rauchen ist es so, dass die Gefahr allen bekannt ist und trotzdem gehen viele Raucher das Risiko, früher zu sterben, bewusst ein.
Irrationale Wahrnehmung wenn es um Atomkraft geht
Geht es um Atomkraft sehen die meisten nur die Gefahr, schätzen das Risiko aber vollständig falsch ein. Insgesamt sind auf der Welt weit weniger Menschen durch Atomkraftwerksunfälle gestorben als bei Verkehrsunfällen, Flugzeugabstürzen, Schiffsuntergängen, Eisenbahnunglücken und Unfälle bei der Hausarbeit oder Staudammbrüchen. Diese Aufzählung könnte man beliebig erweitern.
Bei ganz normale Dinge gehen wir ein höheres Risiko ein
Bei Autos, Flugzeugen, Eisenbahn und Schiffen haben wir das weitaus höhere Risiko zu sterben völlig verdrängt. Kaum jemand hat noch Angst sich in eines dieser Gefährte zu setzen. Das liegt auch daran, dass die Technik immer besser wurde. Beim Auto zum Beispiel hat sich die Zahl der Unfalltoten durch verbesserte Sicherheitstechnik stetig verringert. Trotzdem sterben weltweit immer noch ca. 600.000 Menschen im Jahr bei einem Autounfall. Selbst bei Haushaltsunfällen sterben jährlich 8000 Menschen und damit mehr als bei allen Unfällen von Atomkraftwerken bisher zusammen gestorben sind. Zudem sterben in Deutschland 140.000 an den Folgen des Rauchens und weitere 74000 durch den Genuss von Alkohol oder der Kombination aus beidem. Hier schreit niemand nach einem Verbot, obwohl man dadurch wesentlich mehr Menschenleben retten könnte.
Alle technischen Erfindungen sind gefährlich
Genau so wie bei allen anderen technischen Errungenschaften die Sicherheit stetig gesteigert wurde, hat man aus den vergangenen Unfällen bei Atomkraftwerken gelernt und die Sicherheit mit diesen Erkenntnissen drastisch erhöht.
Jede technische Erfindung birgt Gefahren und wir haben in der Vergangenheit gelernt mit diesen Gefahren umzugehen und die Sicherheit stetig verbessert. Mit zunehmender Sicherheit haben wir das Risiko dabei fast vollständig verdrängt. Kaum einer denkt mehr an das Risiko bei einem Verkehrsunfall zu sterben wenn er in ein Auto steigt.
Bei vielen Menschen läuten aber alle Alarmglocken, wenn es um das Thema Atomkraftwerke geht. Das ist völlig irrational, denn das Risiko bei einem Atomunfall zu sterben ist um gleich mehrere Zehnerpotenzen geringer als bei vielen anderen Dingen, die wir täglich unternehmen.
Atomkraft ist nicht gefährlicher als alle anderen Arten der Stromerzeugung
Mittlerweile hat der wissenschaftlich Dienst der EU bestätigt, dass durch den Betrieb von Atomkraftwerken und durch die Endlagerung deren Abfälle keine größere Gefahr für die Gesundheit ausgeht, als bei allen anderen Arten der Stromerzeugung.
Durch das stetige Schüren von Ängsten wird es vermutlich sehr lange dauern bis dies bei den Menschen tatsächlich ankommt.
Gefahr: Atomkraft – Risiko: Blackout
Durch die Abschaltung der Atomkraftwerke gefährden wir massiv unsere Stromversorgung. Das Risiko, dass bei einem Blackout Menschen sterben ist um ein Vielfaches höher zu bewerten, als das Risiko welches von einem Atomkraftwerk ausgeht. Nach kurzer Zeit sind bei einem großflächigen Stromausfall die Rettungsdienste nicht mehr erreichbar. Bei einem mehrtägigen Blackout fallen spätestens am zweiten Tag die Notstromaggregate der Krankenhäuser aus, weil ihnen der Treibstoff ausgeht. Auf den Intensivstationen steht dann kein Strom mehr für lebensrettende Maßnahmen zur Verfügung. Ein länger andauernder Blackout wird sehr vielen Menschen das Leben kosten.