ArcelorMittal, der weltweit zweitgrößte Stahlhersteller, verschiebt geplante Investitionen in nachhaltige Technologien. Grund sind Unsicherheiten bei regulatorischen Vorgaben der Europäischen Union. Obwohl das Unternehmen bereits 850 Millionen Euro an Subventionen von der französischen Regierung erhalten hat, fehlt bislang die endgültige Entscheidung über Projekte wie den Austausch von Hochöfen in Dunkirk durch wasserstoffbetriebene Anlagen (moz: 27.11.24).
CEO äußert Zweifel an Wasserstoff-Stahl
Der CEO von ArcelorMittal zeigt sich zurückhaltend in Bezug auf Investitionen in wasserstoffbasierte Stahlproduktion. Er erklärte: „Ich bin weiterhin zuversichtlich, dass wir unser Ziel von Netto-Null bis 2050 erreichen können, aber die Art und Weise, wie wir dies erreichen werden, könnte von dem abweichen, was zuvor angekündigt wurde.“ Gleichzeitig kritisiert er: „Die europäische Politik sowie das Energie- und Marktumfeld haben sich jedoch nicht in eine günstige Richtung bewegt.“ Grüner Wasserstoff entwickelt sich aus Sicht des Unternehmens nur langsam zu einer wirtschaftlich tragfähigen Brennstoffquelle.
Der sogenannte CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) weist laut ArcelorMittal „erhebliche Schwächen“ auf. Zudem ist die Zahlungsbereitschaft der Kunden für kohlenstoffarmen Stahl begrenzt. Dies erschwert den Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren Produktion zusätzlich.
Herausforderungen durch unsichere Rahmenbedingungen
Der Konzern betont, dass ohne einen globalen CO₂-Preis die teurere Stahlproduktion in Europa langfristig nicht wettbewerbsfähig bleiben kann. Endgültige Investitionsentscheidungen hängen davon ab, ob sichergestellt wird, dass europäische Hersteller in diesem Umfeld konkurrenzfähig bleiben. ArcelorMittal wartet zudem auf Einzelheiten des Stahlaktionsplans der Europäischen Kommission.
„Wir wären gerne schneller vorangekommen, aber die Realität ist, dass das regulatorische Umfeld, das erforderlich ist, um das Geschäftsmodell für Investitionen zu unterstützen, noch nicht vorhanden ist,“ so das Unternehmen.
Druck auf europäische Stahlindustrie
Die europäische Stahlbranche gehört zu den größten CO₂-Emittenten weltweit. Gleichzeitig kämpft sie mit wachsendem Wettbewerb, vor allem aus China. Axel Eggert, Generaldirektor von Eurofer, erklärte, dass viele Unternehmen ihre Kapazitäten reduzieren. Zwar erfolgen weiterhin Investitionen in grüne Technologien, doch das Tempo ist regional unterschiedlich. In manchen Regionen werden gar keine Investitionen mehr getätigt.
Grüne Technologien: Potenzial und Kosten
Grüner Wasserstoff gilt als zukunftsfähige Energiequelle, da er aus erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarstrom gewonnen wird. Dennoch ist die Technologie derzeit teuer und technisch noch nicht ausgereift. Dies erschwert den Umstieg auf umweltfreundlichere Produktionsweisen erheblich.
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