Noch im letzten Jahr prägten Schlagworte wie „Camping-Boom“ und Rekord-Umsätze die Bilanz von Knaus Tabbert. Nun herrscht in den Werken des niederbayerischen Wohnmobilherstellers Stillstand. Die Produktion pausiert, und viele Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit (br24: 16.11.24).
Stilllegung in zwei Werken
Ab dem 18. November bleibt die Produktion am Standort Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau bis Ende des Jahres ausgesetzt. Auch das Werk im ungarischen Nagyoroszi ist betroffen. Zusammen beschäftigen die beiden Standorte den Großteil der insgesamt rund 4.000 Angestellten. Anton Autengruber, Betriebsratsvorsitzender in Jandelsbrunn, berichtete, dass viele Beschäftigte dort bereits seit September in Kurzarbeit sind. In Niederbayern arbeiten mehr als 1.700 Mitarbeiter, eine beachtliche Anzahl.
Trotz der Herausforderungen zeigt sich Autengruber optimistisch. Seiner Meinung nach stehen die Chancen gut, dass die Produktion im Jahr 2025 wieder an Fahrt gewinnt. „Zum Wohle des Unternehmens müssen die besten Lösungen gefunden werden“, betont er. Der Betriebsratschef erinnert zudem daran, dass nicht nur Knaus Tabbert, sondern auch andere große Namen der Mobilitätsbranche wie ZF und VW mit wirtschaftlichen Problemen kämpfen.
Produktionsstopp als Strategie
In einer offiziellen Mitteilung äußert sich Knaus Tabbert zu den Hintergründen des Produktionsstopps. Ziel ist es, die Produktionsmengen anzupassen, um die Lagerbestände auf ein wirtschaftlich vertretbares Niveau zu reduzieren. Sowohl auf Händler- als auch auf Unternehmensebene sollen Überkapazitäten abgebaut werden. Dabei kann es notwendig sein, dass Angestellte zunächst Überstunden abbauen oder Urlaub nehmen. Wenn das nicht ausreicht, bleibt Kurzarbeit eine Option, erklärt eine Sprecherin.
Allerdings bleibt das Werk in Mottgers, Hessen, das Wohnwagen produziert, von den Maßnahmen verschont. Auch die Fertigung der Luxusreisemobile im oberfränkischen Schlüsselfeld bei Bamberg läuft ohne Unterbrechung. Ein Unternehmenssprecher bestätigt, dass diese beiden Standorte nicht von der Produktionspause betroffen sind.
Umsatzprognose sinkt
Die wirtschaftlichen Einbrüche machen sich deutlich bemerkbar. Für 2024 erwartet Knaus Tabbert deutlich niedrigere Umsätze. Bereits jetzt ist klar, dass das angepeilte Ziel von 1,3 Milliarden Euro nicht erreicht wird. Im Vergleich dazu hatte das Unternehmen 2023 noch 1,4 Milliarden Euro umgesetzt. Zwei Gewinnwarnungen erschütterten dieses Jahr bereits die Märkte. Der wirtschaftliche Druck auf den Hersteller bleibt also erheblich.
Neue Führung nach Vorstandwechsel
Auch personell gab es eine bedeutende Änderung. Wolfgang Speck, der frühere Vorstandsvorsitzende, verließ das Unternehmen Ende Oktober. Seine Nachfolge tritt Werner Vaterl an, der nun als Interims-Vorstandschef die Geschicke von Knaus Tabbert leitet. Die Herausforderungen, die auf ihn und das Unternehmen warten, sind groß.
Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die strategischen Maßnahmen und die Anpassungen in der Produktion langfristig für Stabilität sorgen. Ob der Markt sich erholt und der Wohnmobilhersteller wieder an alte Erfolge anknüpfen kann, bleibt abzuwarten.
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