Herzogenrath, eine Stadt nahe der niederländischen Grenze, hat eine wegweisende Entscheidung getroffen: Parkgebühren gehören der Vergangenheit an. Bürgermeister Benjamin Fadavian von der SPD erklärte, dass diese Maßnahme vor allem den lokalen Einzelhandel stärken soll. Der Schritt zur Abschaffung der Parkgebühren ist bemerkenswert, denn die Stadt wird von einer rot-grünen Koalition regiert, die traditionell Verkehrsberuhigungen bevorzugt. „Darum geht es doch nicht! Es geht um eine richtige Entscheidung für ein aktuelles Problem der Kommunalpolitik“, betont Fadavian. Er unterstreicht die Notwendigkeit, den Einzelhandel zu unterstützen, der während der Corona-Pandemie stark gelitten hat (bild: 02.05.24).
Herzogenrath sagt Parkgebühren Adieu: Ein mutiger Schritt zur Rettung des Einzelhandels
Der Einzelhandel in Herzogenrath steht seit Jahren unter Druck. Viele Geschäfte kämpfen ums Überleben, daher sieht Fadavian es als essenziell an, gegen den Leerstand vorzugehen. „Wir müssen um jedes einzelne Geschäft in der Innenstadt kämpfen und dafür sorgen, dass die Menschen zu uns in die Stadt kommen“, so der Bürgermeister. Die Nähe zu den Niederlanden ist für Herzogenrath wirtschaftlich vorteilhaft, denn zahlreiche Niederländer nutzen bereits das Shopping-Angebot der Stadt. Die Abschaffung der Parkgebühren könnte diesen Trend noch verstärken.
„Die Geschäftsleute hatten in den letzten Jahren sehr zu kämpfen. Ihre Situation wird sich durch die Abschaffung der Parkgebühren klar verbessern. Die Abschaffung entlastet aber auch die Stadt von Arbeit, sodass Personal und Geld sinnvoller eingesetzt werden können“, erklärt Fadavian. Dies zeigt, wie durch gezielte Maßnahmen wirtschaftliche und administrative Vorteile erreicht werden können.
Auswirkungen auf Verkehr und Umwelt
Die Parkgebühren in Herzogenrath wurden vor 22 Jahren eingeführt. Viele Parkscheinautomaten sind mittlerweile veraltet und reparaturanfällig. Fadavian liefert eine klare Rechnung: Neue Automaten würden 150.000 Euro kosten, doch die Einnahmen belaufen sich jährlich auf nur 40.000 Euro. Nach Abzug der Kosten für Wartung und Personal bleiben lediglich 15.000 Euro übrig. „Damit würde es zehn Jahre dauern, die neuen Automaten zu bezahlen. Und dann sind sie vielleicht auch schon wieder kaputt“, erklärt er.
Trotz der potenziellen Erhöhung des Autoverkehrs durch die Entscheidung sieht Fadavian positive Umweltaspekte. „Die früher einmal erhoffte Lenkungswirkung der Parkgebühren, nämlich Autos aus der Innenstadt herauszuhalten, hat sich bei uns in den vergangenen 22 Jahren nicht erfüllt.“ Er hofft, dass die Bürger zukünftig vermehrt lokal einkaufen und dadurch längere Autofahrten vermeiden. Dies könnte letztendlich auch dem Klima zugutekommen.
Mit dem Beschluss, Herzogenrath zur parkgebührenfreien Zone zu erklären, unterstreicht die Stadtverwaltung unter Fadavians Führung ihren pragmatischen Ansatz in der Kommunalpolitik. Der zuständige Ausschuss hat bereits zugestimmt, und eine Zustimmung des Stadtrats am 25. Juni scheint nur noch eine Formalität zu sein.
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